Gewerbegebiet an der Röhfeldstraße Bonnorange darf die Markthallen in Beuel kaufen

Beuel · Der Machtkampf zwischen dem Bonner Stadtrat und der Bezirksvertretung Beuel um die künftige Nutzung der Markthallen in der Röhfeldstraße tritt nach der Sommerpause in die entscheidende Phase.

Bonnorange, der städtische Abfallbetrieb, will in den Markthallen einen Betriebshof einrichten. Die Immobilie, die früher als Obst- und Gemüsemarkt genutzt wurde, gehört einer Erbengemeinschaft aus Hannover, die das Gebäude gerne veräußern würde. Das Grundstück gehört der Stadt Bonn.

Ein bereits vor wenigen Tagen anberaumter Notartermin zwischen Bonnorange und der Erbengemeinschaft wurde kurzfristig abgesagt. Nach Informationen des GA haben kaufinteressierte Unternehmer aus Beuel, deren Übernahmewunsch Politik und Verwaltung schon seit Längerem bekannt ist, Protest gegen den Notartermin eingelegt und mit rechtlichen Schritten gedroht. Die Stadt Bonn sieht den Sachverhalt anders. „Der Termin wurde verschoben, weil der Verkäufer um Verschiebung gebeten hat“, sagte Marc Hoffmann, Vize-Sprecher der Stadt Bonn.

Der Verwaltungsrat hat laut Presseamt Bonnorange die Handlungsvollmacht zum Erwerb der Großmarkthalle erteilt. Was so viel bedeutet, dass der Kauf der Immobilie erfolgen kann. Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus (CDU) ist mit dieser Vorgehensweise nicht einverstanden: „Für diesen Kauf benötigt Bonnorange einen Ratsbeschluss. Das Thema kann also nicht ohne Beteiligung des Stadtrats abgeschlossen werden. Eigentlich gehört die Angelegenheit vorher noch in den Wirtschaftsausschuss.“ Vorsitzender dieses Ausschusses ist Déus.

Auch Stadt- und Bezirksverordneter Dieter Schaper (SPD) aus Beuel stemmt sich gegen einen Verkauf der Fläche an Bonnorange: „In direkter Nachbarschaft gibt es Unternehmen, die expandieren wollen. Das besagte Areal liegt im größten Gewerbegebiet Bonns, und dann ist es doch naheliegend, dass wir dort keine Gewerbetreibenden vertreiben wollen. In den Hallen sind derzeit etwa 15 Betriebe untergebracht, denen man kündigen müsste, wenn dort ein Betriebshof eingerichtet werden sollte.“ Doro Schmitz, Stadt- und Bezirksverordnete der Grünen, will sich in den nächsten Wochen eine abschließende Meinung zu dem Thema bilden: „Für mich gehen auf jeden Fall das Interesse und die Anliegen der Beueler Gewerbetreibenden vor.“

Geruchsbelästigungen befürchtet

Da Bonnorange auf dem Gelände unter anderem einen Wertstoffhof einrichten will, befürchten Schaper und Déus Geruchsbelästigungen für die Anlieger. „In unmittelbarer Nähe haben wir gerade das Pantheon-Theater angesiedelt, das in Kürze dort eine Außengastronomie eröffnen will. Das passt alles nicht zusammen“, betonen die beiden Kommunalpolitiker, die gemeinsam mit der FDP in der Beueler Bezirksvertretung die Mehrheitskoalition bilden. Dem Wunsch von Bonnorange, dort ein Salzsilo für den Winterdienst eröffnen zu wollen, können sich beide Politiker anschließen.

Der Stadtverordnete Georg Fenninger (CDU), zugleich Bonnorange-Verwaltungsratsmitglied, sprach sich für einen Wertstoffhof in den Markthallen aus: „Mir geht es vor allem darum, einen Wertstoffhof in den Stadtbezirk Beuel zu bringen. Davon profitieren die Beueler und Bonnorange. Den Reinigungs- und Winterdienst mit Personal und Fuhrpark in Beuel anzusiedeln, ist ebenfalls mehr als sinnvoll. Das müssen eindeutig Beueler und Bonner Interessen sein. Warum man Privatunternehmen städtischen Interessen vorziehen soll, und das auf städtischem Grundstück, erschließt sich mir nicht. Es schadet der Stadt auch finanziell erheblich.“

Seit wenigen Tagen kursiert in Beuel das Gerücht, wonach Bonnorange auf dem Gelände in der Röhfeldstraße gemeinsam mit dem Rhein-Sieg-Kreis einen Wertstoffhof eröffnen will. Dazu Marc Hoffmann: „Es ist kein gemeinsamer Wertstoffhof mit dem Rhein-Sieg-Kreis vorgesehen. Bonnorange möchte in Beuel einen Wertstoffhof und eine Betriebsstätte für die Stadtreinigung und den Winterdienst betreiben. Beide Betriebsteile sollen den rechtsrheinischen Teil der Stadt Bonn bedienen und damit den Service für die Beueler Bevölkerung erhöhen.“ Besonders dringend sei dabei die Möglichkeit, den Winterdienst von Beuel aus noch vor dem Sanierungsstart der Brücken durchführen zu können.

Brückensanierungen als Problem

Derzeit müssten die Winterdienstfahrzeuge vom linksrheinischen Teil der Stadt nach Beuel zum Einsatz fahren. Während der Brückensanierungsphase sei davon auszugehen, dass ein zeitnaher Winterdiensteinsatz in Beuel nicht garantiert werden könne, so der Pressesprecher.

Gefragt, ob die Verwaltung für die erste Sitzung des Wirtschaftsausschusses eine Vorlage über die aktuelle Situation der Verkaufsgespräche vorlegen werde, antwortete Hoffmann: „Das hängt vom Fortschritt der weiteren Gespräche ab.“

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