Kommentar Blockade in den Köpfen

Auch noch 50 Jahre nach den ersten Gedankenspielen und Planungsskizzen spaltet die Südtangente die Region in zwei Lager. Befürworter sehen in dem Autobahnnetzanschluss nach wie vor die einzige leistungsfähige Lösung, um den Verkehrsproblemen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Herr zu werden.

Gegner der Trasse befürchten durch das zusätzliche Angebot Verkehrszuwachs und eine unverantwortbare Naturzerstörung. Beide Seiten haben für ihre Einschätzungen gute Gründe - und das erklärt auch ihre Emotionalität in der Argumentation.

Die Diskussion war bislang nicht zielführend. Im Gegenteil: Eine Region reibt sich seit Jahrzehnten an einer Straßenverbindung, die wahrscheinlich auch in den nächsten 20 Jahren kein Autofahrer wird nutzen können. Überspitzt gesagt: Die Südtangente erzeugt Stau, Stau in den Köpfen der Verkehrslenker.

Was ist zu tun? Weil es für die Verkehrsprobleme in der Region keine Master-Lösung gibt, kommt es vielmehr auf einen intelligenten Mix von verschiedenen Fortbewegungsmethoden an, die die Situation entschärfen können: Radschnellwege, Fähren, Optimierung des Bus- und Bahnangebots, zeitnaher Bau der Schnellbahnlinie 13, Ausbau der A 565 und vielleicht sogar aus Seilbahnangeboten rechts und links des Rheins.

Aber bitte: Nicht nur reden, sondern handeln. Denn genau daran krankt unsere Region. Was wir brauchen ist ein breiter politischer Konsens auf kommunaler Ebene, der auch eine Chance hat, die verschiedenen parteipolitischen Bündnisse auf Landes- und Bundesebene zu überstehen.

Und die Südtangente? Wir sollten entspannt und vorurteilsfrei abwarten, was die neuerliche Bewertung durch das Bundesverkehrsministerium ergibt. Kommt am Ende ein Kosten-Nutzen-Faktor heraus, der eine Fortsetzung der Planung und der öffentlichen Diskussion rechtfertigt, dann sollte sich die Region dieser inhaltlichen Auseinandersetzung ergebnisoffen stellen.

Das baureife Planungsverfahren eines milliardenschweren Verkehrsprojekts dauert heutzutage gerne mehr als 20 Jahre. Und wer weiß, wie sich die Verkehrslage im Jahr 2035 in der Region darstellt. Für den Fall der Fälle hätte die nachfolgende Generation eine baureife Planung in der Hinterhand. Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen.

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