Schiffstour mit Flüchtlingen Beueler Schiffer-Verein: Ein sorgenfreier Tag auf dem Rhein

Beuel · Der Beueler Schiffer-Verein hat am Montag mit Flüchtlingen eine gemeinsame Schiffstour auf dem Rhein gemacht.

 Start zur Schiffstour mit der „Rheinprinzessin“: Das Team des Schiffervereins, Helferin Monika Mai (3.v.r.) und die Flüchtlinge.

Start zur Schiffstour mit der „Rheinprinzessin“: Das Team des Schiffervereins, Helferin Monika Mai (3.v.r.) und die Flüchtlinge.

Foto: Max Malsch

Auf der Nepomuk-Statue des Schiffer-Vereins Beuel 1862 steht geschrieben: „Heute pflegt der Verein die Liebe zum Rhein, Brauchtum, Geselligkeit und Nachbarschaftshilfe, insbesondere bei Hochwasser sowie die Integration neu Hinzugezogener.“

Diesen Grundsatz nehmen sich Reiner Burgunder und Claus Werner Müller in diesen Zeiten wieder besonders zu Herzen. „Früher mögen als neu Hinzugezogene noch die Kölner gemeint gewesen sein, heute sind es die Asylsuchenden“, meint Müller.

Zusammen mit drei Flüchtlingsfamilien und deren Ansprechpartnerin Monika Mai haben die beiden Beueler am Montag, 18. Juli, den Rhein befahren. Sie haben den neuen Bonnern die Schönheit des Flusses und die angrenzenden Sehenswürdigkeiten gezeigt.

Kennengelernt hat Burgunder bereits im Karneval 2016 eine der drei Familien. Bei dem Wort Karneval lachen die beiden jungen Eheleute, und ihre einige Monate alte Tochter Manessa lacht sowieso. Die Flüchtlinge werden vom Verein auch in Zukunft wieder eingeladen, um ihnen die rheinischen Brauchtümer der neuen Heimat näherzubringen .

Besonders Mai, pensionierte Grundschulpädagogin, engagiert sich und macht ihre Schützlinge jedes Mal auf solche Veranstaltungen aufmerksam. „Sie machen sehr gute Fortschritte mit der deutschen Sprache“, freut sich die Initiatorin der Veranstaltung.

Besonders die Kinder hätten die wenigsten Probleme. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sie das Deutsch bald sehr gut beherrschen, eine Arbeitsstelle und eine eigene Wohnung bekommen und dass ihre Zukunft gesichert ist.“ Doch bis jetzt bleibt das nur Wunschdenken.

„Die Bürokratie ist einfach zu langsam. Ich kann den Deutschunterricht nur durch Eigeninitiative geben, keiner hat mich als ehemalige Pädagogin kontaktiert.“ Nicht nur das ärgert sie. „Diese Flüchtlinge sind immer so freundlich und dankbar und trotzdem gibt es Menschen, die ihnen mit Hass begegnen.

Die Einstellung vieler Leute ist ein Problem. Ihr müsst doch die Menschen kennenlernen!“, appelliert Mai. Trotzdem werden bei dieser Schiffstour die bestehenden Probleme keinesfalls ausgeblendet: „Natürlich ist der Staat zu unbeweglich, wir haben es ja Silvester gesehen. Es wird zu unkontrolliert hereingelassen“, so Mai.

Die jungen Familien geben sich große Mühe, Deutsch zu sprechen und sich anzupassen. Hachim, ein junger Vater von drei Kindern, erklärt: „Ich bin sehr froh, hier zu sein. Bonn ist so schön. Am Anfang war alles neu, es ist ein großer Unterschied zu meiner Heimat Irak. Zum Beispiel dieses große Schiff hier, sowas haben wir nicht.“ Auch die junge Mutter von Manessa steht bei der Rückfahrt begeistert mit ihrer kleinen Tochter im Fahrtwind. „Das ist wie bei Titanic“, sagt sie.

„Am Besten an Deutschland gefällt mir, dass alle Fahrrad fahren. Das ist sehr gut. Auch die Leute mag ich, denn sie machen keine Unterschiede“, meint Hachim. Der Beueler Kapitän Müller kann sagen: „Integration funktioniert auch in die andere Richtung. Wir lernen ebenso, dass die Geflohenen wichtige Gesellschaftsmitglieder sind.“

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