Nach weit über hundert Jahren Beueler Männerchören droht das Aus

Beuel · Dem Männer-Gesang-Verein Loreley 1895 Liküra und dem MGV 1861 Geislar geht allmählich die Puste aus. Die beiden Chöre suchen dringend Verstärkung. Jede Stimme zählt, ob Bass oder Tenor.

 Suchen Verstärkung: Der Männer-Gesang-Verein Loreley 1895 Liküra und der MGV 1861 Geislar beim Adventskonzert in St. Gallus.

Suchen Verstärkung: Der Männer-Gesang-Verein Loreley 1895 Liküra und der MGV 1861 Geislar beim Adventskonzert in St. Gallus.

Foto: Barbara Frommann

„Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne?“, tönt es lautstark aus der Pfarrkirche St. Gallus in Küdinghoven. Drinnen haben sich die Sänger des Männer-Gesang-Vereins Loreley 1895 Liküra sowie des MGV 1861 Geislar vor dem Altar aufgestellt, um die Konzertbesucher mit „Die Himmel rühmen“ musikalisch auf die nahe Weihnachtszeit einzustimmen. Trotz der stimmgewaltigen Darbietung an diesem Abend kann das Konzert nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diesen beiden Männerchören allmählich die Puste ausgeht.

Um zu überleben, brauchen die beiden Traditionsvereine neue Sänger. „Wir sind dringend auf neue Mitglieder angewiesen“, werben die beiden Vorsitzenden Günter Stahlhofen und Karl Peter Schallenberg um stimmgewaltige Interessenten.

„Wir finden einfach keine jungen Sänger mehr, die sich uns anschließen. Wir werden immer älter, und es wächst nichts nach“, sagt Stahlhofen, der mit seinen 63 Jahren der Zweitjüngste in den Chorreihen ist. Derzeit singen gerade noch 21 Männer mit. Dabei hat der MGV Loreley in den letzten Monaten viel unternommen, um junge Männer auf sich aufmerksam zu machen und zum Mitsingen zu bewegen. „Wo immer wir aufgetreten sind, haben wir die Werbetrommel gerührt“, ergänzt Vorstandsmitglied Theo Molberg. „Fürs kommende Jahr planen wir gemeinsam mit dem Kindergarten ein Maiansingen zu organisieren. Vielleicht kommen dann Väter und Großväter, die wir begeistern können, zu unserer gemeinsamen Aktion“, so Molberg.

Auch Bläck Föös und Höhner im Repertoire

Denn eines ist für Stahlhofen gewiss: „Stirbt der Chor, dann stirbt auch ein Stück Ortsgeschichte.“ Schließlich würden die Sänger übers Jahr verteilt bei mindestens zehn Festen und Veranstaltungen auftreten. „Doch ohne Unterstützung wird es immer schwerer“, fügt Molberg hinzu. Beim MGV Loreley werden längst nicht nur alte Lieder angestimmt. „Natürlich gehören Rhein- und Weinlieder zu unserem Repertoire. Aber wir singen auch Bekanntes von den Bläck Föös und den Höhnern. Jetzt wollen wir auch verstärkt Schlager präsentieren. Es ist für jeden etwas dabei“, versprechen die Vereinsvorstände. Aktuell wird wieder die traditionelle Mundartmesse im Januar vorbereitet.

Seit 1861 gibt auch der MGV Geislar bei Veranstaltungen im Ort den Ton an. Doch mittlerweile zählt die traditionsreiche Chorgemeinschaft nur noch 16 aktive Sänger. Weshalb das so ist, kann sich Karl Peter Schallenberg, Vorsitzender des MGV, nicht erklären. „Wir haben unser Repertoire deutlich verändert, um auch junge Männer anzusprechen. Wir singen Gospel, englische und russische Lieder. Aber auch damit haben wir keine neuen Akteure gewinnen können“, beklagt er. Er vermutet, dass sich heutzutage niemand mehr in einem Verein binden will.

Dabei prägt auch dieser Männerchor seit Jahrzehnten das Leben im Ort. „Ob im Karneval, beim Martinszug oder Kinderfesten, wir sind immer dabei“, so der Vorsitzende und ergänzt: „Wir sind ein rein weltlicher Verein bei dem auch Geselligkeit groß geschrieben wird. Wir stehen für jeden offen.“ Und, so betont Stahlhofen: „Singen kann jeder. Man muss nur Spaß an der Musik haben“, sagt er und verspricht: „Vorsingen muss bei uns niemand.“

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