Noteinsatz in Nepal Beueler Chirurg arbeitete zwei Wochen in einer Klinik bei Kathmandu

Beuel · Der Plastische Chirurg Daniel Sattler aus Beuel arbeitete zwei Wochen in einer Klinik bei Kathmandu. Nach seinen Erlebnissen und den Erfahrungen will er im nächsten Jahr wieder dort zurückkehren.

 Das Team Nepal der Initiative "Beta Humanitäre Hilfe" bestand aus den Ärzten Armin Kraus (l.), Lisa Gambhir und Daniel Sattler. Die drei arbeiteten ehrenamtlich in einer von Interplast geführten Klinik in der Nähe von Kathmandu.

Das Team Nepal der Initiative "Beta Humanitäre Hilfe" bestand aus den Ärzten Armin Kraus (l.), Lisa Gambhir und Daniel Sattler. Die drei arbeiteten ehrenamtlich in einer von Interplast geführten Klinik in der Nähe von Kathmandu.

Foto: Privat

Edler Parkettboden und weiße Ledersessel, stylische Porträtfotografien an den Wänden und Brustimplantate zum Anfassen auf dem großen Glastisch - Daniel Sattlers Büro in der Betaklinik am Bonner Bogen sieht ganz genauso aus, wie man sich das vorstellt im Beratungszimmer eines Plastischen Chirurgen. Heute spricht er aber nicht über Schönheitskorrekturen, sondern großflächige Verbrennungen, Amputationen, Deformationen, offene Wunden. Sattler ist seit ein paar Tagen zurück von einem Aufenthalt in Nepal.

Zwei Wochen arbeitete er in einer von Interplast, einem deutschen Verein für Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern, geführten Klinik, 20 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu. Begleitet wurde er von einem weiteren Chirurgen, einer Allgemeinmedizinerin und zwei Anästhesisten. Es ist bereits der zweite Einsatz der von Sattler gegründeten Initiative "Beta Humanitäre Hilfe". 2013 war der 38-Jährige mit Kollegen in einem peruanischen Hospital aktiv. "In Nepal haben wir an 51 Patienten insgesamt 59 Operationen vorgenommen", fasst er zusammen. "Viele der Verletzungen rühren noch her von der Naturkatastrophe im Frühjahr."

Der südasiatische Binnenstaat wurde im Mai und April von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht, 8900 Menschen starben. "Dass es in diesem Jahr dorthin gehen sollte, stand schnell fest." Auch seien die Ausmaße der extremen Erschütterungen bei einem Besuch der historischen Altstadt Kathmandus deutlich geworden. "Das Stadtbild ist zerstört." Die Bebenstärke von 7,8 auf der Richterskala setzte historischen Tempelanlagen und Palästen stark zu, Weltkulturerbestätten stürzten ein.

"Operiert wurden überwiegend Weichteildefekte", erzählt er und scrollt auf seinem Laptop durch Fotografien aus dem OP. Dabei handelt es sich um offene, großflächige Wunden, die entzündet sind und nur durch Hauttransplantationen gedeckt werden können. "Oft ist die Ursache, dass sich die Patienten wund gelegen haben. Ein 24-Jähriger beispielsweise wurde verschüttet und querschnittsgelähmt, lag dann monatelang im Krankenhausbett." In besonders tragischen Fällen komme man um eine Amputation nicht herum. "Häufig waren außerdem Verwachsungen von Narbengewebe, das durch unbehandelte Verbrennungen entsteht und dazu führen kann, dass Betroffene in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt werden." Viele Menschen dort heizten ihre Lehmhütten mit gefährlichen Kerosinbrennern, weiß der Chirurg. Leidtragend seien da oft die Kinder.

"Ein 18 Monate alter Junge hatte sich mit kochender Milch verbrüht, 40 Prozent der Haut war verbrannt. Wir haben ihn mit Kollagen-Wundauflagen stabilisieren können und durchgekriegt", sagt er und lächelt. "Krishna heißt der Kleine." Der Einsatz in Nepal wurde zwar zu großen Teilen aus Spenden finanziert, Flüge zahlten die Ärzte jedoch aus eigener Tasche.

Im nächsten Jahr soll es wieder in die Nähe von Kathmandu gehen. "Die Erfahrungen, die man dort mit den Menschen macht, kann man sich für kein Geld der Welt kaufen."

Weitere Informationen unter www.beta-humanitarian-help.org, E-Mail plastic-surgery@betaklinik.de oder 02 28/9 09 07 57 78.

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