Neubaugebiet Holtorf-Süd Präventionsmaßnahmen der Stadt verzögern den Bau

Beuel · Rainer Michels beschreibt sich selbst als geduldigen Menschen. Aber so langsam verliert er das Vertrauen in Verwaltung und Politik der Bundesstadt. Seit fast 20 Jahren wartet der Niederholtorfer darauf, sein Grundstück bebauen zu können.

 Das Areal in Niederholtorf zwischen Löwenburgstraße und Burghofstraße, das bebaut werden soll.

Das Areal in Niederholtorf zwischen Löwenburgstraße und Burghofstraße, das bebaut werden soll.

Foto: Holger Willcke

Michels ist einer von rund zehn Grundstückseigentümern, die ihre Flächen im geplanten Neubaugebiet Holtorf-Süd liegen haben. Der 63-Jährige wollte ursprünglich auf seinem insgesamt 1600 Quadratmeter großen Areal ein Wohnhaus für seine Familie errichten, mittlerweile plant er ein Familienhaus für seine Kinder.

Bei einem Ortstermin mit dem für Niederholtorf direkt gewählten Stadtverordneten Reiner Burgunder (CDU) trug Michels seine Geschichte vor und bat darum, dass die Politik das Verfahren beschleunigen soll. „Mir läuft die Zeit davon. Dieses Grundstück habe ich seinerzeit für meine Altersvorsorge erworben. Aber daraus wird wohl nichts“, sagte ein enttäuschter Michels, der über das lange Warten 63 Jahre alt geworden ist. „2013 wurde der Bebauungsplan vom Stadtrat verabschiedet.

Seitdem ist nicht mehr viel geschehen. Das erforderliche Umlegungsverfahren wurde von der Stadt eingeleitet, aber dabei ist es dann auch geblieben“, sagte Burgunder. Der Ratsherr sagte seine Unterstützung zu und richtete schriftlich eine Anfrage an die Verwaltung. Darin bat er um Aufklärung bezüglich des aktuellen Sachstands zum Neubaugebiet Holtorf-Süd.

Für die Sitzung der Bezirksvertretung an diesem Mittwoch hat jetzt die Verwaltung ausführlich zu dem Thema Stellung bezogen. Als Grund für die erneuten Verzögerungen nennt die Stadt Bonn die Starkregenereignisse in der jüngsten Vergangenheit. „Der Umgang mit sogenannten Überflutungsbetrachtungen ist – nicht nur in Bonn - relativ neu, da es in Deutschland erst seit einigen Jahren eine Häufung besonders starker Niederschlagsereignisse zu geben scheint. Bonn wurde nach vielen Jahren ohne weitreichende Überflutungen lokal begrenzt seit 2010 immer wieder von Niederschlägen heimgesucht, die statistisch nur einmal in hundert Jahren oder noch seltener zu erwarten sind“, erklärte das Presseamt der Stadt Bonn.

Das Tiefbauamt sieht sich deshalb seit 2013 verstärkt in der Pflicht, Strategien im Umgang mit solchen Ereignissen zu entwickeln. „Da weder das Kanalnetz noch die kleinen Gewässer entsprechende Wassermengen schadlos ableiten können, kann die logische Schlussfolgerung hieraus nur sein, dass das Thema in der Bauleitplanung berücksichtigt wird und in Bebauungsplanverfahren diejenigen Bereiche mindestens mit strengen Auflagen versehen oder gar von einer Bebauung gänzlich ausgenommen werden, die bei Starkregen überflutet oder überströmt würden“, heißt es in der Stellungnahme des Presseamts.

Nach Berechnungen des Tiefbauamts würden bei einem entsprechenden Starkregen über Niederholtorf allein auf die Wohnstraßen in kürzester Zeit rund 115 000 Liter Wasser regnen. Diese Zahl mache deutlich, dass erhebliche Schwierigkeiten zu erwarten seien, wenn man sich keinerlei Gedanken darüber mache, wo dieses Wasser hinfließen könne, so die Stadt. Bei den Berechnungen sei „wild abfließendes Oberflächenwasser von den privaten Flächen ist hier noch nicht einmal berücksichtigt“.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wurde für das Neubaugebiet Holtorf-Süd ein Fachplanungsbüro mit der Ausbauplanung für die öffentlichen Verkehrsflächen und die Entwässerungsanlagen sowie mit der Erstellung einer Überflutungsbetrachtung beauftragt.

Die von dem Fachplanungsbüro erstellten Unterlagen liegen seit Kurzem vor und werden aktuell durch die Fachverwaltung in entwässerungstechnischer und planungsrechtlicher Hinsicht geprüft, damit auf dieser Grundlage und der sich hieraus ergebenden Konsequenzen die weiteren Verfahrensschritte zur möglichst zeitnahen Herstellung der Erschließungseinrichtungen erfolgen können. „Die hierdurch entstehende Verzögerung ist sicher ärgerlich, jedoch ist das Tiefbauamt der Überzeugung, dass es sinnvoll ist, das Thema vor dem Eintritt von Schadenereignissen aufzurufen“, erklärte das Presseamt.

Die Sitzung der Bezirksvertretung Beuel beginnt an diesem Mittwoch um 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Beueler Rathauses, Friedrich-Breuer-Straße 65.

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