Kautex Azubis gestalten ihre eigene Lehrwerkstatt
HOLZLAR · Jeder weiß, wie man einen Luftballon aufbläst. Man pustet hinein und es entsteht ein Körper, der aussieht wie ein Ball, ein Ei oder eine Wurst. Doch wie man in einen Kunststoff hineinbläst, damit daraus ein Tank für ein Automobil entsteht, das wissen weltweit nur ganz wenige. Führend unter ihnen ist die Firma Kautex Maschinenbau.
Die dazu notwendige Technik nennt man Extrusions-Blasformtechnologie. Doch nicht nur Tanks kann man mit den Kautex-Maschinen durch dieses "Aufblasen" herstellen, auch die bei Kindern so beliebten Bobby-Cars sowie Gartenhäuser oder Gartenbänke aus Kunststoff werden mit dieser Technik produziert - um nur ein paar Produkte zu nennen.
Damit Kautex die führende Marktposition halten kann, sind qualifizierte Mitarbeiter unabdingbar. Deshalb bildet das Unternehmen am Standort Bonn Jahr für Jahr aus. Industriekaufmann, Industriemechaniker oder Elektroniker für Betriebstechnik kann man hier lernen. Stephan Becker, Ausbildungsleiter für technische Berufe, betont dabei: "Wir bilden in erster Linie für den eigenen Bedarf aus."
Bisher wurden zur praktischen Ausbildung der Handwerksberufe die Räumlichkeiten der IHK auf der anderen Seite der Kautextraße genutzt. Diese mussten mit Auszubildenden anderer Firmen und auch weiterer Berufe geteilt werden.
Doch ab sofort kann die Ausbildung in einer eigenen Lehrwerkstatt durchgeführt werden. Die Eingliederung der Lehrwerkstatt ins Werk in unmittelbarer Nähe zum laufenden Produktionsbetrieb dient der Professionalisierung der Ausbildung und soll die Bindung der Azubis an das Unternehmen stärken.
Den gedanklichen Anstoß dazu hat Ausbildungsleiter Stephan Becker gegeben. Doch die Planung und Realisierung haben die Azubis selber vorgenommen. Sie haben alte Teile auf Vordermann gebracht, sie haben eine alte, von Industriestaub verdreckte Holztreppe so weit renoviert, dass sie wie neu aussieht, sie haben Boden und Wände gestrichen und sich die Arbeitsstationen für den Lehrbetrieb eingerichtet.
Auch ein paar Schätzchen, wie eine Angelstation, die aus Abfallteilen hergestellt wurde, oder kleine Kunstwerke wie z.B. ein Quad oder eine Kanone haben sie zur Dekoration hergestellt. Nur die Wände sind noch kahl - aber das soll sich in Kürze ändern, wenn die Ausbildung in der Lehrwerkstatt beginnt.
Abdelmalik Sabti und Alexander Heidrich, zwei Auszubildende zum Industriemechaniker, sind stolz auf das, was alle Azubis hier gebaut haben. Speziell in der Grundausbildung und in der Prüfungsvorbereitung werden sie hier arbeiten.
Außer den Aufträgen aus den Werkstätten führen die Azubis hier auch eigene Projekte durch, realisieren eigene Vorstellungen, was laut Abdelmalik viel mehr Spaß macht. Gute Nachrichten für den Nachwuchs: "So gut wie alle Auszubildenden", so sagt Christian Kirschbaumer, Leiter Communications & Marketing, "sind in den letzten Jahren übernommen worden."
Kautex feiert in diesem Jahr 80-jähriges Bestehen des Unternehmens
Kautex wurde 1935 von dem Unternehmer Reinold Hagen in Bonn-Holzlar unter dem Namen "Galvanische Werkstätten" gegründet. In den USA wurde 1960 das erste Verkaufsbüro eröffnet, 1994 die erste Fabrik in China. Verkaufsbüros in Italien, Russland und Indien kamen hinzu. Im Sommer 2015 feiert das Unternehmen sein 80-jähriges Bestehen. Weltweit ist Kautex Marktführer im Bereich Extrusions-Blaseformtechnologie.
Hagen erkannte frühzeitig die Bedeutung des damals neuen Werkstoffs Polyvinylchlorid (PVC), und aus Kautschuk-Ex wurde der Firmenname Kautex.
Derzeit sind 6107 Maschinen von Kautex weltweit installiert, davon 56 Prozent in Westeuropa, gefolgt von zehn Prozent in Asien und neun Prozent in Nordamerika. Im Jahr 2014 wurden zum dritten Mal hintereinander mehr als 100 Millionen Euro für den Verkauf der Maschinen und dem dazu gehörenden Support eingenommen.
Weltweit arbeiten mehr als 550 Mitarbeiter für Kautex Maschinenbau, davon 410 am Standort Bonn. Das Unternehmen bildet in Bonn derzeit 20 Lehrlinge als Industriekaufmann, Elektroniker für Betriebstechnik und Industriemechaniker aus.
