Kommentar zum Vorfall in Geislar Aufmerksame Eltern

Meinung | Geislar · GA-Redakteur Holger Willcke ist der Meinung, dass die Eltern in Bezug auf den Mann, der einen Jungen angesprochen hat, besonnen reagiert haben. Er warnt jedoch davor, Menschen öffentlich an den Pranger zustellen.

 Betreut von Müttern: Geislarer Kinder spielen unbeschwert auf dem Spielplatz an der Fabristraße.

Betreut von Müttern: Geislarer Kinder spielen unbeschwert auf dem Spielplatz an der Fabristraße.

Foto: Holger Willcke

Die Eltern in Geislar haben besonnen reagiert: Als sie innerhalb von nur acht Tagen einen Mann zum zweiten Mal dabei beobachtet haben, wie er versucht haben soll, einen Jungen in seinen Wagen zu locken, haben sie den Mann festgehalten und die Polizei alarmiert. Anschließend haben die Geislarer Eltern gemeinsam einen Betreuungsdienst organisiert, damit ihre Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt auf dem weitläufigen Spielplatz an der Fabristraße herumtollen. Diese Maßnahme ist sinnvoll, weil es für Kinder nur schwer verständlich wäre, bei gutem Wetter in der Ferienzeit nicht auf ihren geliebten Spielplatz zu dürfen.

Aus Sorge vor möglichen weiteren Übergriffen haben allerdings einige Eltern eine Kampagne gegen den Mann in den sozialen Medien gestartet – mit falschen Informationen, wie die Polizei später klarstellte. Kurz gefasst hieß es auf Facebook: Rumäne aus Tannenbusch ohne festen Wohnsitz hat versucht, Jungen in weißen Ford Transit zu locken. Sogar das Autokennzeichen wurde genannt. Diese gut gemeinte, aber nicht bis in die letzte Konsequenz durchdachte Initiative kann für einen Beschuldigten unangenehme Folgen auslösen. Wenn ein Mensch in aller Öffentlichkeit derart beschuldigt wird, ist er als potenzieller Kinderschänder gebrandmarkt.

Jegliche Unschuldsbeteuerungen bleiben zu meist erfolglos. Deshalb hat sich die Polizei bemüht, durch eine Mitteilung für Sachlichkeit zu sorgen: Kein gewaltsamer Übergriff auf spielenden Jungen in Geislar – heißt es in dem Text. Aber wie verhält man sich als Eltern richtig? Die Polizei rät zur Besonnenheit, mahnt zur Ruhe. Zuerst soll das Kind angehört, dann die Polizei benachrichtigt werden. Alles Weitere regeln die Fachleute des Kommissariats Kriminalprävention und Opferschutz.

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