Belastungen an Kitas und Grundschulen Auch die Ennertschule in Küdinghoven ist asbestbelastet

Beuel · Die Stadt Bonn lässt Messungen in zwei Beueler Kitas vornehmen. Bei den Waldzwergen gibt sie zunächst Entwarnung.

 Ennertschule Küdinghoven

Ennertschule Küdinghoven

Foto: Holger Willcke

Eltern der Ennertschule in Küdinghoven haben sich beim General-Anzeiger gemeldet und von einer Schadstoffbelastung in ihrer Schule berichtet. Besorgte Eltern teilten mit, dass bereits vor Monaten in der Grundschule Asbest gefunden worden sei, die Eltern seien aber bislang nicht darüber informiert worden. Dazu äußerte sich auf Anfrage Marc Hoffmann, Vizepressesprecher der Stadt Bonn: „Bei kleineren Arbeiten vor einigen Monaten gab es Hinweise auf asbesthaltige Putze. Im Rahmen von Schadstoffuntersuchungen durch ein Bonner Fachinstitut wurden im Gebäude der Ennertschule asbesthaltige Putze nachgewiesen.“

Daraufhin habe die Stadt ein Fachbüro beauftragt, in zwölf Räumen exemplarisch Raumluftmessungen vorzunehmen – zur Einschätzung einer möglichen Gefährdung für Nutzer der Schule. Diese Messungen hätten im Februar 2017 stattgefunden. Die Analyseergebnisse lägen seit Mitte März dieses Jahres vor. „Die Messungen ergaben, dass keine Asbestfasern in der Raumluft nachgewiesen werden konnten“, sagte Hoffmann. Laut Stadt Bonn wurden die städtischen Kindergärten in den Jahren 2001 bis 2003 und die städtischen Schulen in den Jahren ab 2002 hinsichtlich Schadstoffen untersucht und anschließend saniert.

Asbesthaltiger Wandputz

„Es wurden damals sämtliche Einrichtungen von Schadstoffgutachtern begangen und gegebenenfalls Messungen durchgeführt. Sanierungen wurden nach Priorität durchgeführt. Über die durchgeführten Sanierungen wurde in den politischen Gremien im Monitoring berichtet“, erklärte Hoffmann.

Das schließe jedoch nicht aus, dass sich fest gebundene Schadstoffe in vorhandenen Bauteilen befinden könnten. Als Beispiel nannte die Stadt asbesthaltigen Wandputz, „von dem zunächst keine Gefahr ausgeht; der Asbest ist gebunden. Problematisch wird es nur dann, wenn die entsprechenden Wände beschädigt werden. Daher müssen bei Bauarbeiten an Wänden mit asbesthaltigem Wandputz grundsätzlich bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.“

Für die Stadt Bonn gelte Hoffmann zufolge grundsätzlich, dass sie mit dem Thema Schadstoffe sehr sensibel umgehe und das Thema bei all ihren Baumaßnahmen im Blick habe. Daher würden bei Neubauten vor Inbetriebnahme sogenannte Freimessungen durchgeführt.

Das gelte auch bei Umbauten und Sanierungen. „Wird ein Schadstoff festgestellt, werden für die Bauarbeiten entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Gleiches gilt, wenn ein Schadstoff erst während der Bauarbeiten festgestellt wird“, sagte Hoffmann. Außerdem würden nach Abschluss der Baumaßnahme und vor (erneuter) Inbetriebnahme ebenfalls Freimessungen vorgenommen.

NRW-Richtlinie für PCB

In den Sommerferien werden im Zuge von Umbauarbeiten in der Kita Weidenweg asbesthaltiger Wandputz fachgerecht entsorgt und die Wände neu verputzt.

In zwei weiteren Kindertageseinrichtungen laufen Schadstoffuntersuchungen. Eine davon sind die Waldzwerge in Niederholtorf. Die andere ist die am Weidenweg.

Was die Waldzwerge betrifft, liegen der Stadt nun erste Ergebnisse der Schadstoffuntersuchung vor: Demnach gibt es in der Kita an der Weinheimstraße keine erhöhten PCB-Werte in der Raumluft, also keine erhöhten Anteile gesundheitsschädlicher Chlorverbindungen. Ein Sachverständigenbüro hat das Gutachten für die Stadtverwaltung angefertigt. Die Ergebnisse der Raumluftmessungen für die Holzschutzmittel PCP/Lindan, die ebenfalls als gesundheitsgefährdend gelten, stünden allerdings noch aus und würden in den nächsten Tagen vorliegen, so die Stadt. Sie ist schon länger Trägerin der Kita und will das Gebäude möglicherweise der Kirchengemeinde Sankt Antonius abkaufen.

Nach der NRW-Richtlinie für PCB liegt der Vorsorgewert bei 300 Nanogramm (ng/m³) pro Kubikmeter Raumluft. Laut Stadt sind im Flurbereich der Kita Waldzwerge eben diese 300 ng/m³ gemessen worden, im Gruppenraum Löwen 290 ng/m³ und im Büro der Kita-Leitung 280 ng/m³. Die Stadt betont, dass die gemessenen Werte höher liegen, als das während der Betreuungszeit der Fall wäre. Vor der gutachterlichen Messung seien Fenster und Türen mindestens acht Stunden verschlossen gewesen, so die Stadt. Wenn die vom Umweltbundesamt vorgegebenen Vorgaben zur Durchlüftung eingehalten würden, müssten im Betrieb weniger Schadstoffe in der Luft liegen, weil vor Betreuungsbeginn und zwischendurch gelüftet wird.

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