Hanno Friedrich im Interview "Applaus will jeder immer wieder haben"

BEUEL · Gut 20 Jahre nach Abschluss seiner Ausbildung hat sich sein Theatertraum erfüllt, sagt Hanno Friedrich. Mit dem in Schwarzrheindorf lebenden Film- und Bühnenschauspieler sprach Anke Vehmeier über Vorbilder, Herausforderungen und den ersten Filmkuss.

 "Mit Thorvald Helmer in Ibsens Nora, den ich derzeit an den Wuppertaler Bühnen spiele, hat sich mein Theatertraum erfüllt", sagt der Schauspieler Hanno Friedrich.

"Mit Thorvald Helmer in Ibsens Nora, den ich derzeit an den Wuppertaler Bühnen spiele, hat sich mein Theatertraum erfüllt", sagt der Schauspieler Hanno Friedrich.

Foto: Max Malsch

Sie haben in Berlin Schauspiel studiert - haben Sie dabei auch Reiten und Fechten gelernt?
Hanno Friedrich: Reiten musste ich nicht lernen, denn das habe ich schon als Kind gemacht und finde es total toll. Ja, Fechten habe ich gelernt. Dazu muss man wissen, dass das Bühnenfechten nichts mit dem Sportfechten zu tun hat. Dabei geht es nur um den Effekt, um die große Geste und eben nicht darum, einen Treffer zu setzen, wie im Sport. Das ist ein Riesending, so ein Duell dauert gerne zwischen fünf und sieben Minuten. Und beim Sport geht es um Sekunden.

Haben Sie denn auch schon auf der Bühne gefochten?
Friedrich: Ja bei den Shakespeare-Stücken, zum Beispiel als Laertes im Hamlet oder als Mercutio in Romeo und Julia.

Warum sind Sie Schauspieler geworden?
Friedrich: Das ging schon früh los. Ich habe im Schultheater gespielt und das hat mir großen Spaß gemacht. Ich fürchte, als ich das erste Mal Applaus hatte, wollte ich das immer wieder haben. Wie alle anderen auch. Wer was anderes erzählt, lügt. Als ich selbst auf der Bühne stand, wollte ich das immer machen. Ich wusste, dass mich kein anderer Beruf so sehr befriedigen würde.

Wer ist Ihr Vorbild und warum?
Friedrich: Ich habe kein Vorbild. Allerdings bewundere ich Clint Eastwood sehr. Seine Karriere ist das Nonplusultra. Er hat, mit einem Poncho bekleidet, den Zigarillo im Mundwinkel, eine Ikone geschaffen. Überhaupt, Star Wars und Western, das ist so ein Jungending, das ist cool, das möchte jeder Junge gerne einmal machen. Ach, ich bin Schauspieler geworden, weil ich einfach cool sein wollte. (lacht)

Wie war der erste Filmkuss - lustig oder peinlich?
Friedrich: Mein erster Filmkuss war gleich eine ganze Bettszene. Als es hieß "morgen geschlossener Set" - also nur Regisseur, Kameramann und Tonmann - war für mich klar, morgen ist der Porno dran. Das war dann ganz merkwürdig, ganz furchtbar. Ich bin schließlich mit Humor an die Sache ran und dann ging's. So eine Kussszene soll intim wirken, ist sie aber nicht, denn alle kommen sehr nahe und sagen "dreh den Kopf mal hierhin", "dreh den Kopf mal da hin", "verdeck die Frau nicht". Das war ein unheimlich technokratischer Vorgang. Zum Glück hatte ich bereits auf der Bühne geküsst, sehr viel geküsst, denn ich wurde sehr häufig als jugendlicher Liebhaber besetzt. Doch das ist etwas ganz anderes, das Publikum ist weit weg, da wird der Kuss gespielt. Aber beim Film ist alles ganz nah. Also, daran gewöhne ich mich nie.

Was wollen Sie unbedingt einmal spielen?
Friedrich: Ich hatte schon wirklich tolle Rollen, die ich auch immer wieder spielen würde, wie den Garcin in "Geschlossene Gesellschaft", aber den Macbeth würde ich sehr gerne einmal spielen. Wobei ich sagen muss, dass sich mit dem Thorvald Helmer in Ibsens "Nora", den ich derzeit an den Wuppertaler Bühnen spiele, mein Theatertraum erfüllt hat. So einen Höllenritt habe ich noch nie spielen dürfen. Ich kann sagen, 20 Jahre nach dem Abschluss meines Schauspielstudiums erlebe ich die Quintessenz, das, was ich schon immer machen wollte.

Was ist spannender, Film oder Theater?
Friedrich: Das ist abhängig vom Drehbuch und Regisseur. Beim Theater kann man viel mehr ausprobieren und auch nach zehn Stunden Probe Ideen wieder verwerfen und am nächsten Tag wieder ganz neu anfangen. Beim Film kann man sich das nicht leisten. Da zählt das Pensum, was am Tag geschafft werden muss. Wird der Zeitplan nicht eingehalten, wird es ganz schnell ganz teuer. Theater ist auch viel echter. Film wird durch Regie, Schnitt, Beleuchtung etc. diktiert.

Sie wohnen in Schwarzrheindorf - wie sind Sie hierher gekommen?
Friedrich: Meine Familie und ich leben seit 14 Jahren in Bonn. Als ich meine Anstellung beim Schauspiel Bonn antrat, wohnten wir in der Reuterstraße. Später sind wir nach Schwarzrheindorf gezogen. Zuerst haben wir zur Miete gewohnt und jetzt haben wir unser eigenes Haus. Wir haben eine fantastische Nachbarschaft und wollen hier nicht mehr weg. Wir wussten gleich, dass es hier schön ist, aber dass es so toll ist, haben wir nicht geahnt.

Zur Person:
Hanno Friedrich wurde 1966 in Wuppertal geboren. 1988 zog er nach Berlin und belegte an der FU Berlin die Studiengänge Romanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften. Ein Jahr später begann er sein Schauspielstudium an der Hochschule der Künste Berlin. Er spielte anschließend am Staatstheater Oldenburg und am Theater Basel, bevor er 1998 ans Bonner Schauspiel, wechselte.

Dort war er bis 2001 festes Ensemblemitglied. Seit 2001 ist er freier Schauspieler und hauptsächlich für Fernsehproduktionen tätig. Er spielt in Krimis wie "Tatort", "Wilsberg", "Soko Köln" und "Alarm für Cobra 11", ist aber auch weiterhin im Theater tätig, 2012 am Theater Bonn in "Wie es Euch gefällt" und zurzeit als Thorvald Helmer in Ibsens "Nora" an den Wuppertaler Bühnen.

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