Brauchtum in Beuel Anhissen der Schiffer

Beuel · Beim jährlichen Anhissen des Schiffer-Vereins kommen immer wieder neue Flaggen hinzu - in diesem Jahr zwei große Flaggen mit dem Emblem „Beueler Seele“ und dem Beueler Wappen sowie vom Bonner Unternehmen Phoenix-Reisen und des Himalaya-Landes.

 Anhissen 2017

Anhissen 2017

Foto: Max Malsch

„Anhissen“ hieß es am Nepomukplatz am Beueler Rheinufer. Jedes Jahr nimmt die „weiße Flotte“ am Gründonnerstag auf dem Rhein ihren Betrieb wieder auf, und jedes Jahr heißt es zwei Tage später seit 1988 „Anhissen“ durch den Schiffer-Verein Beuel 1862. So auch an diesem Ostersamstag. „Wenn die bunten Fahnen wehen…“ – dann geht die Fahrt nicht übers Meer oder über den Rhein, wie bei der populären Volksweise, denn dieser Schiffer-Verein hat keine wirklichen Schiffer mehr. Der letzte, so Claus Werner Müller, Pressesprecher und Geschäftsführer des Vereins, soll der 2012 verstorbene Peter Haas gewesen sein, der auch jahrzehntelang Leiter der Binnenschifffahrtsschule in Duisburg war.

Obwohl der eigentliche Zweck des „Schiffer-Verein Beuel 1862“ nicht mehr besteht, wird die Schiffer-Familie von Jahr zu Jahr größer. Erst kürzlich konnte bei der Jahreshauptversammlung des Vereins das 601. Mitglied begrüßt werden.

Der Schiffer-Verein schmückt zum Osterfest seinen Schiffermast am Beueler Rheinufer mit allem, was der Flaggenfundus zu bieten hat – und der wird von Jahr zu Jahr größer. In diesem Jahr kamen zwei große Flaggen mit dem Emblem „Beueler Seele“ und dem Beueler Wappen hinzu. Auf Initiative des verstorbenen Schiffer-Bruders Albert Hallitzky und mit tatkräftiger Unterstützung mittelständischer Beueler Unternehmer wurde der Mast anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Vereins im Mai 1987 am Beueler Rheinufer errichtet.

„Normalerweise kommen viele Beueler zu diesem Spektakel, oder es bleiben viele Spaziergänger stehen“, sagte Reiner Burgunder, der Vorsitzende des Vereins. Doch in diesem Jahr blieb die Zahl der Zuschauer recht überschaubar, denn es war kälter als beim letzten Weihnachtsfest, und Regen fiel auch immer wieder. Mit von der Partie war in diesem Jahr der Geschäftsführer des Bonner Unternehmens Phoenix-Reisen, Benjamin Krumpen, der eine Flagge von „Phoenix“ hinzufügen wollte.

„Ein für den Schiffer-Verein besonders wichtiger Gesichtspunkt ist die soziale Kompetenz, die diese Firma im Februar dieses Jahres bewiesen hat, als die MS Albatros vom vorgesehenen Kurs abgewichen ist, um sechs Fischer aus Tonga aus hoher Seenot zu retten“, erklärte Burgunder. Christel Orizu von der Tibet-Initiative, eine Ur-Beuelerin, durfte eine Fahne von Tibet zur Verfügung stellen. Sie wollte damit die Verbindung vom Rhein zu den langen Flüssen in Tibet, wie Jangtse oder Mekong, zum Ausdruck bringen. Dies stieß jedoch wegen der Verwicklungen Chinas mit Tibet zwar nicht auf allgemeine Zustimmung, doch Burgunder meinte: „Wir sind neutral.“

Adelheid Mechtel (79), ebenfalls Ur-Beuelerin, ist begeistert vom Fahnenmast des Vereins. „Ich bin mit meinem Mann jedes Jahr beim Anhissen dabei“, erzählte sie. „Mein Vater war schon Mitglied im Schiffer-Verein.“

Wie üblich, gab es nach dem Anhissen auch „jet ze süffele un ze müffele“, wie Müller schmunzelnd bemerkte. Und dabei konnte nach der langen Winterpause über das schwadroniert werden, was in dieser Zeit in Beuel so alles passiert ist. Nur Glühwein gab es zum Bedauern einiger Besucher nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
So geht's nicht
Kommentar zur Jugendverkehrsschule in Beuel So geht's nicht