Ab jetzt herrscht Funkstille

LIMPERICH · Verein der Funkamateure hat sein Sanierungsangebot der Burg Limperich zurück gezogen.

Seit 1964 sind die Funkamateure Mieter der Burg Limperich und haben einige Reparaturen am Gebäude finanziert.

Seit 1964 sind die Funkamateure Mieter der Burg Limperich und haben einige Reparaturen am Gebäude finanziert.

Foto: Holger Willcke

Aus den seit vielen Monaten andauernden Querelen um die Zukunft der denkmalgeschützten Limpericher Burg hat jetzt der langjährige Mieter der städtischen Immobilie eine Konsequenz gezogen: Die Interessengemeinschaft Bonner Funkamateure (IGBF) zieht ihr Angebot zurück, die Burganlage am Finkenberg auf eigene Kosten zu sanieren.

Das teilte gestern der Vereinsvorsitzende Holger Adler im Gespräch mit dem GA mit. Deshalb verzichtet der Verein jetzt auch auf den gewünschten Erbpachtvertrag und zieht die Option der automatischen Mietvertragsverlängerung.

"Der ständige Streit und die Vorwürfe aus den Reihen des Bürgervereins Limperich und des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch haben uns davon überzeugt, von dem Projekt Abstand zu nehmen", erklärte Adler. Auch die Unentschlossenheit der Beueler Politiker habe nicht gerade motivierend auf die IGBF gewirkt.

"Das sind wir unseren Mitgliedern schuldig", Holger Adler, IGBF-Vorsitzender

"Der Vorstand hat sich jetzt zu dieser Entscheidung durchgerungen, weil wir wieder Ruhe in unseren Verein bringen wollen. Das sind wir unseren Mitgliedern schuldig", sagte Adler.

Zu den Auseinandersetzungen zwischen den drei Vereinen war es gekommen, weil die IGBF der Stadt Bonn als Vermieter vorgeschlagen hatte, statt eines erneuten Mietvertrags über zehn Jahre mit einer Option auf weitere zehn Jahre einen Erbpachtvertrag über 30 Jahre abzuschließen.

Grund: Durch diese längere rechtliche Bindung wäre es dem Verein möglich gewesen, Zuschüsse für die Sanierung zu akquirieren. Die IGBF war bereit, erhebliche Mittel aus Eigenkapital in die Burgsanierung zu stecken, benötigte aber eine Finanzspritze, um die Baukosten für die Wiederherstellung des Wohnturms abdecken zu können.

Nach Gesprächen mit Stiftungen hat sich aber herausgestellt, dass für eine finanzielle Unterstützung des Projekts ein eigentümerähnliches Rechtsverhältnis existieren muss - und das hätte durch einen Erbpachtvertrag hergestellt werden können.

Die Stadt Bonn hatte die Idee von Anfang an unterstützt und einen entsprechenden Vertrag ausgearbeitet. Als das Thema dann öffentlich wurde, kamen erste kritische Stimmen auf. Folge: Die Politik stoppte die Vertragsverhandlungen. Im August 2013 fand dann ein Gespräch mit Politikern und Vertretern des Bürgervereins und des Denkmal- und Geschichtsvereins auf dem Burggelände statt.

"Eigentlich waren wir uns zu 90 Prozent einig. Wir hatten den Vereinen zugesichert, dass sie jederzeit nach Absprache unsere Räume nutzen können und dass wir uns beim Ausbau an alle denkmalpflegerischen Vorgaben halten werden", erklärte Holger Adler bereits vor geraumer Zeit.

Die Bedenken des Bürgervereins und des Denkmal- und Geschichtsvereins gegen das Projekt wurden aber immer größer. Der Bürgerverein sorgte sich vor allem darum, dass die Öffentlichkeit die Burg und die dazugehörigen Flächen nicht mehr nutzen kann. Der Denkmal- und Geschichtsverein befürchtete, dass die IGBF die Anlage nicht entsprechend der Auflagen des Denkmalschutzes restaurieren würde.

Dessen Vorsitzender Carl Jakob Bachem sagte damals: "Die Funker verstehen etwas von Funken, wir verstehen etwas von Denkmalschutz." Die Politik versuchte zu vermitteln - allen voran der Stadtverordnete Ludwig Burgsmüller (CDU). Doch seine Bemühungen scheiterten. Die Bezirksvertretung Beuel beauftragte daraufhin die Stadtverwaltung, alle Parteien an einen Runden Tisch zu bringen und das Problem zu lösen.

Vor einer Entscheidung drückten sich alle Parteien, standen doch die Kommunalwahlen wenige Monate später an. Der Beschluss der Politik wurde von der Stadt allerdings nicht umgesetzt. In einer Mitteilung der Verwaltung zur jüngsten nicht-öffentlichen Sitzung der Bezirksvertretung Beuel heißt es unter anderem: "Das Städtische Gebäudemanagement (SGB) als zuständige Stelle für die Gebäudeunterhaltung kann natürlich beauftragt werden, das von der Unteren Denkmalbehörde entwickelte Konzept zur Erhaltung der auf dem Gelände liegenden Bodendenkmäler sukzessive umzusetzen.

Mittel hierfür wären dann dem SGB zusätzlich zur Verfügung zu stellen." Nach GA-Informationen haben die Politiker diese Entwicklung mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Verärgert waren einige darüber, dass die Verwaltung den Beschluss der Bezirksvertretung zur Bildung eines Runden Tischs nicht umgesetzt hat.

Zahlen, Daten, Fakten

Holger Adler (Foto) ist 56 Jahre alt und lebt mit Frau und zwei Töchtern in Küdinghoven. Von Beruf ist er Polizeibeamter und arbeitet im Polizeipräsidium in Ramersdorf. Seit mehr als zwei Jahren ist er Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bonner Funkamateure zur Förderung der Völkerverständigung und Internationalen Gesinnung (IGBF).

Mieter der Limpericher Burg ist der Verein seit dem Jahr 1964. Seitdem hat der Funkerverein nahezu alle Reparaturen an und im Gebäude selbst finanziert. Aktuell stehen wieder Investitionen im Bereich Heizung und Sanitär an. Dafür gewährt die Stadt als Vermieter einen günstigeren Mietzins.

Der Verein zählt derzeit rund 150 Mitglieder und existiert seit dem Jahr 1927. In Deutschland gibt es aktuell 45.000 organisierte Hobbyfunker, weltweit zirka sieben Millionen.

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