Gerichtsprozess in Bonn 39-Jähriger greift junge Frau auf dem Friedhof an

Bonn · Ein 39-jähriger Angeklagter steht seit Freitag wegen sexueller Nötigung vor dem Bonner Landgericht und gesteht die Tat. Er hat im August eine 33-Jährige auf dem Beueler Friedhof überfallen und sexuell genötigt.

 Im Gerichtssaal werden dem Angeklagten die Handfesseln abgenommen.

Im Gerichtssaal werden dem Angeklagten die Handfesseln abgenommen.

Foto: Schödel

Es ist kurz nach Mitternacht, als eine 33-Jährige am 3. August 2016 auf dem Rückweg von der Bahn ist. Kurz zuvor hatte sie einen Freund zur Haltestelle der Linie 66 gebracht und durchquerte auf dem Heimweg über den Gerhardweg den Beueler Friedhof. Plötzlich wurde sie von hinten angegriffen, zu Boden gebracht, ihr Kopf verdreht und gewürgt. Der Angreifer verlangte Sex von ihr. Todesängste hatte sie erlitten, auch weil sie keine Luft mehr bekam, heißt es in der Anklage.

Seit Freitag muss sich der 39-Jährige wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung vor der 1. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten. Am ersten Prozesstag hat er alle Vorwürfe gestanden und das Geschehen als "abscheulich" bezeichnet.

Die junge Frau reagierte in dieser Nacht - trotz der Bedrängnis - geistesgegenwärtig mit einer List. Nachdem beide bereits ausgezogen waren und er sie schamlos berührt hatte, so die Anklage, schlug sie dem Fremden vor, doch in ihre Wohnung zu gehen, dort sei es viel angenehmer. Der Mann ließ sich auf den Vorschlag ein. Auf dem Weg dorthin gelang es ihr zu flüchten. Sie bat einen Mofafahrer um Hilfe, der sie mitnahm.

"Ich habe schnell gemerkt, dass es ein riesengroßer Fehler war, was ich da getan habe", ließ der Angeklagte am Freitag seinen Verteidiger erklären. "Als wir den Friedhof verließen, hatte ich die Hoffnung auf Sex mit ihr fast schon aufgegeben und hatte gehofft, dass sie den Vorfall klein hält und nicht zur Polizei geht. Aber da war es schon zu spät."

Zwei Wochen nach der Tat konnte er identifiziert werden, durch puren Zufall. Die 33-Jährige saß mit einem Kollegen in einem Eiscafé am Kaiserplatz - und sah über dessen Schulter einen Mann, der in einem Geschäft die Fenster putzte. Dreimal schaute sie hin, war sich aber sicher, dass es der Mann vom Friedhof war, und alarmierte die Polizei.

"Ich weiß, dass ich nichts mehr gutmachen kann"

"Ich weiß, dass ich nichts mehr gutmachen kann", hat der Angeklagte später in einem Brief an die junge Frau geschrieben und ihr sein Erspartes über 2050 Euro als Entschädigung angeboten. Die 33-Jährige, die gestern als Nebenklägerin im Prozess saß, empfand den Brief eher als Zumutung. Bislang hat sie die Entschuldigung nicht angenommen, auch das Geld will sie nicht haben. Als Zeugin soll sie zu einem späteren Zeitpunkt gehört werden.

Im Jahr 2000 soll es bereits einen ähnlichen Vorfall in Köln gegeben haben, damals wurde der Angeklagte zu zwei Jahren Haft mit Bewährung verurteilt. Die Bonner Richter wollen unbedingt wissen, was mit ihm "biografisch passiert ist", dass es zu solchen Vorfällen kommen kann.

Kammervorsitzender Hinrich de Vries appellierte am ersten Prozesstag eindringlich an ihn, sich psychiatrisch begutachten zu lassen, was der 39-Jährige aus Scham bislang abgelehnt hatte. De Vries: "Das ist für alle besser. Auch Sie müssen verstehen, was mit Ihnen los ist."

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