SWB-Betriebshof Beuel 25 Stadtbahnen werden renoviert

BEUEL · Der Endspurt für das "Comeback des Jahres" hat begonnen: Ab Oktober werden die Stadtwerke Bonn (SWB) ihre erste in Eigenregie komplett sanierte Stadtbahn in Betrieb nehmen und die Bahnführer im Stadtverkehr schulen. Danach wird das rote Flagschiff im Linienbetrieb eingesetzt.

Das "Aus-alt-mach-neu-Konzept" der SWB wird im Betriebshof Beuel an der Neustraße umgesetzt. Zehn Fachkräfte bilden ein Team, das 25 alte Stadtbahnwagen nach und nach modernisiert. SWB-Geschäftsführer Heinz Jürgen Reining stellte jetzt den ersten, nahezu einsatzbereiten Stadtbahnwagen und das Konzept Beuels neuem Bezirksbürgermeister Werner Rambow (Die Grünen) vor.

"Die Idee kam uns 2006. Damals standen wir vor der Entscheidung, was wir mit unseren in die Jahre gekommenen, aber immer noch leistungsfähigen Stadtbahnen machen. Der Austausch gegen neue Bahnen hätte 75 Millionen Euro gekostet. Eine wirtschaftliche Analyse ergab, dass wir durch eine eigene Komplettsanierung 47 Millionen Euro sparen können.

Die sogenannte Zweiterstellung wird mit 79,1 Prozent der Kosten gefördert. Damit war die Entscheidung gefallen", erklärte Reining, der besonders stolz darauf ist, dass die erste Bahn die Betriebsgenehmigung von der Bezirksregierung Düsseldorf erhalten hat.

Projektleiter Alexander Wingen und sein Team haben die erste Stadtbahn, sie stammt von 1974, auf den Kopf gestellt und in sechs Monaten und zwei Wochen 20 000 Einzelteile ausgetauscht und 52 Kilometer Kabel neu verlegt. Die Ertüchtigung einer Stadtbahn kostet rund 1,12 Millionen Euro. Parallel arbeiten die Handwerker bereits an der zweiten Bahn. "Ab 2013 wollen wir vier Bahnen pro Jahr erneuern", so Reining, der bis 2018 die Modernisierung aller 25 Stadtbahnwagen abgeschlossen haben will.

Der Betriebshof in Beuel wurde eigens für das Projekt vorbereitet, in dem eine Werkstatthalle für die Bahnen maßgeschneidert umgebaut wurde. In Beuel werden alle Arbeiten vorgenommen, nur zum Lackieren müssen die Bahnen in den Betriebshof Dransdorf gefahren werden. Die SWB haben sehr frühzeitig den Behindertenverband bei der Planung des Fahrgastraums mit einbezogen. Ein Ergebnis: Wird der Rollstuhlfahrer-Knopf in der Bahn gedrückt, hält die Stadtbahn an der nächsten Haltestelle länger.

Auch das Thema Sicherheit wurde auf den neusten Stand der Technik angepasst. So wird in alle Bahnen eine Videoüberwachung zur Sicherheit der Fahrgäste eingebaut. "Die Aufzeichnungen werden 48 Stunden gespeichert und dürfen nur von der Polizei und der Staatsanwaltschaft ausgewertet werden", sagte Reining. Auch das Cockpit des Fahrers ist um 50 Zentimeter gewachsen. Moderne ergonomische Standards wurden berücksichtigt, damit der Fahrer entspannter seinen Dienst verrichten kann.

Die neuen Bahnen werden den Fahrgästen sofort im Verkehr auffallen: Früher fuhren sie in Lindgrün durch Bonn, demnächst in Signalrot mit "markantem Gesicht" und der Werbeaufschrift "Das Comeback des Jahres".

"Es ist erstaunlich, welch moderne Technik sich hinter den teilweise alten Mauern des Betriebshofes Beuel verbirgt", betonte Werner Rambow. Im Jahr 1904 wurde der Betriebshof eröffnet. Heute erstreckt sich das 37 000 Quadratmeter große Gelände von der Paul-Gerhardt-Schule bis zur Straße "Auf dem Grendt". Jeden Morgen um 3.50 Uhr starten von dort die Stadtbahnen zur ersten Fahrt. Im Betriebshof Beuel lassen die SWB außerdem alle Niederflurfahrzeuge warten.

Bahnen in Beuel und Bonn

Die ersten schienengebundenen Straßenbahnen wurden von Pferden gezogen. Am 19. April 1891 transportiert die erste "Päädsbahn" Fahrgäste in gemächlichem Schritt zu ihrem Ziel. Dann aber hält schon bald der technische Fortschritt Einzug: Die erste elektrische Straßenbahn startet am 21. Mai 1902 zu ihrer Jungfernfahrt über die neue Rheinbrücke nach Beuel. Die neuen Stadtbahnen werden einen rückspeisefähigen Antrieb haben. Er arbeitet wie ein Dynamo: Die Energie, die die Bahn nicht braucht, wird zurück ins Netz gegeben.

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