Ökologisches Reservat 15000 Quadratmeter Natur in Holtdorf

Holtorf · Der Garten von Rudolf Lensing-Conrady ist alles andere als ein "normaler" Garten. Für den ausgebildeten Pädagogen gilt es, 15000 Quadratmeter Natur zu pflegen.

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Foto: Holger Willcke

Abseits von Autoabgasen und Alltagslärm verbringt Rudolf Lensing-Conrady jeden Tag viel Zeit in seinem Garten. Er liebt die Ruhe, die Natur und das Beobachten der Tiere. Sein Garten ist anders als der typische Hausgarten vor dem klassischen Einfamilienhaus. Schon die Größe der Fläche hebt sich von der eines Vorgartens deutlich ab: 15 000 Quadratmeter gilt es zu pflegen. Der ausgebildete Pädagoge richtet sein Schaffen im Garten nahezu ausschließlich nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit aus.

Obwohl schon 90 Obstbäume auf seiner Streuobstwiese stehen, pflanzt er junge Bäume nach. „Wenn die nächsten Generationen ebenfalls hier Obst ernten wollen, muss man jetzt schon darauf achten, dass sie dann Bäume in einem Alter vorfinden, die Früchte tragen. Deshalb habe ich den Pflanzplan der Vorbesitzer übernommen. Er stammt aus dem Jahr 1934“, erklärt der 64-Jährige.

Walnussbäume haben gelitten

Seit 30 Jahren lebt Lensing-Conrady mit seiner Familie in Holtorf. Sein Garten, den er 2004 von einem Landwirt gepachtet hat, ist nur wenige hundert Meter vom Wohnhaus entfernt. Gemeinsam mit Ehefrau Barbara, ebenfalls von Beruf Lehrerin, pflegt er Schafe, Enten, Hühner und einen großen Nutzgarten. Auch zehn Bienenstöcke stehen windgeschützt auf den Wiesen. „Wir leben und arbeiten hier mitten in der Natur mit allen Vor- und Nachteilen“, sagt er. Nachteile? Damit meint er die natürlichen Jäger, die sich an seinen Tieren zu schaffen machen: Fuchs und Habicht zum Beispiel.

Der Gartentag beginnt für die Eheleute früh morgens mit dem Füttern der Tiere und der Kontrolle der Jungtieren. Gerade Entenküken benötigen in den ersten drei Lebenswochen viel Zuwendung. Sie brauchen viel Wärme und Nahrung. Von 19 geschlüpften Küken haben nur sechs die kritische Anfangsphase überstanden.

„Dieses Frühjahr ist mit Höhen und Tiefen verbunden“, berichtet Lensing-Conrady. Die warmen Temperaturen haben den Garten im März förmlich explodieren lassen. Bäume und Sträucher waren früh am Start. Vier Wochen später folgten zwei frostige Nächte hintereinander mit Temperaturen von bis zu minus sieben Grad Celsius. „Die frühen Obstsorten haben das nicht verkraftet. Kiwipflanzen und Walnussbäume haben besonders gelitten. Sie werden in diesem Jahr keine Früchte tragen“, so der Gärtner.

Umweltforscher auf der Streuobstwiese

Vor sechs Jahren hat Barbara Lensing mit Schülern ein grünes Klassenzimmer auf dem Gelände gebaut. Aus Weidenästen haben sie zum Beispiel eine Totholzhecke rund um die Bienenstöcke gebaut. Das dient den Bienen zum Schutz vor Wind und kühlen Temperaturen. „Das Projekt hieß damals 'Umweltforscher auf der Streuobstwiese'. Die Kinder einer Innenstadtschule waren begeistert bei der Sache. Das Schulprojekt wurde 2009 mit der Umweltpreis der Stadt Bonn ausgezeichnet“, erinnert sich Lensing-Conrady. Ein Kindergarten aus Vinxel hat sich für die nächsten Wochen zum Besuch des Gartens angekündigt.

Der Nutzgarten wirft soviel Obst und Gemüse ab, dass das Ehepaar zur Erntezeit einen Tisch vor dem Gartengrundstück aufbaut. Der wird mit Erzeugnissen gedeckt, die sich die Nachbarn kostenlos abholen können. Nur für den „Holtorfer Wiesenhonig“ verlangt das Gärtnerpaar Geld. Wie haben sich die beiden die Kenntnisse angeeignet? „Anfänglich haben wir uns von Experten der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft beraten lassen. Das war sehr hilfreich. Heute geben wir Tipps an Spaziergänger weiter, die an unserem ökologischen Reservat stehenbleiben und ihn bewundern“, sagt Rudolf Lensing-Conrady.

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