Siegaue 1300 Anzeigen gegen Hundehalter in nur einem Jahr

BEUEL · Der Natur- und Tierschützer, der seit Monaten durch die Siegaue streift und Hundehalter anzeigt, die ihre Vierbeiner unangeleint im Naturschutzgebiet laufen lassen, erhält Rückendeckung von der Biologischen Station Bonn und der Kreisgruppe Bonn des Naturschutzbunds (Nabu).

"Seit etwa zehn Jahren versuchen wir, dem Problem Herr zu werden - ohne Erfolg. Da wir keine personellen Möglichkeiten haben, selbst im Naturschutzgebiet Siegaue zu kontrollieren, sind wir sehr dankbar, dass sich Privatpersonen die Zeit nehmen und darauf achten, dass die Naturschutzgebietsverordnung eingehalten wird", sagte Monika Hachtel von der Bio-Station bei einem Gespräch im GA-Verlagshaus.

Die Siegaue sei das wertvollste Naturschutzgebiet in Bonn und müsse einen sehr hohen Besucherdruck ertragen, sagte der in Bonn seit Jahren bekannte Tierschützer. Wegen Anfeindungen legt er Wert darauf, dass sein Name nicht genannt wird. "Anfangs habe ich die Hundehalter angesprochen und höflich auf ihr Fehlverhalten hingewiesen. Aber ich habe nur Unverständnis bis hin zu Beschimpfungen erfahren. Als das alles nichts half, habe ich die Leute bei ihren Verstößen und mit ihrem Autokennzeichen fotografiert und bei der Stadt Bonn angezeigt", sagte er. Seit 2012 sind bei der Stadtverwaltung ungefähr 1300 Anzeigen des Naturschützers eingegangen.

Diese Zahl will die Stadt indes aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht bestätigen. Christian Chmela, Leiter der Bio-Station, mahnt ein Wegkonzept für die Siegaue an: "Eigentlich gibt es in diesem Naturschutzgebiet gar keinen offiziellen Weg. Das Begehen der von der Landwirtschaft genutzten Wirtschaftswege wird geduldet - mehr nicht."

Dadurch seien über die Jahre zahlreiche Trampelpfade entstanden. Dieses Problem habe man jetzt in den Griff bekommen, indem die Bio-Station entsprechende Schilder an den Wiesen aufgestellt habe. "Bei diesem Thema ist sehr viel Emotion im Spiel. Anfangs ärgern sich die Leute über die Anzeigen, aber irgendwann setzt der Prozess der Einsicht ein. Und zudem spricht sich das mit den Anzeigen schnell herum", sagte Chmela. Der Biologe verweist darauf, dass es südlich der Nordbrücke auf einer Hundefreilaufwiese ausreichend Platz gibt, um Vierbeiner laufen zu lassen.

Brütende Vögel benötigten eine Fluchtdistanz von bis zu 80 Metern. Wenn dieser Abstand nicht eingehalten werden kann, dann würden die Vögel ihr Brutgeschäft abbrechen. "Das Naturschutzgebiet Siegaue ist eines der besten Eisvogel-Reviere weit und breit. Wer das nicht gefährden will, muss sich an die Naturschutzregeln halten", sagte Chmela. Die Bio-Station setzt diesbezüglich große Hoffnung auf die geplante Entfesselung der Sieg zwischen Mündung und Autobahn 59.

Auf dem acht Kilometer langen Abschnitt sollen die Uferbefestigungen entfernt werden, damit sich der Fluss wieder frei entfalten und Auen bilden kann (der GA berichtete). "Dann gibt es mehr Inseln im Fluss, die von Spaziergängern nicht betreten werden können. Damit bekommen die Vögel mehr Ruhe", so Chmela. Nach Auskunft des Biologen wird das Projekt vom Land NRW finanziert und von der Bezirksregierung Köln gesteuert. Voraussichtlich im Herbst werde die Bezirksregierung das Planfeststellungsverfahren für den Umbau der Siegmündung einleiten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort