Beueler im DRK-Einsatz „Wir würden alle wieder helfen“

Beuel · Fünf ehemalige Besatzungsmitglieder des Hospitalschiffs Helgoland erinnern sich an ihren Einsatz für das DRK im Vietnamkrieg.

 Das Hospitalschiff Helgoland im Hilfseinsatz in Vietnam.

Das Hospitalschiff Helgoland im Hilfseinsatz in Vietnam.

Foto: Max Malsch

Sie kennen sich seit nahezu 50 Jahren, der Kontakt ist aber nie abgerissen. Einmal im Jahr trifft sich die „Gruppe Bonn“, um sich zu erinnern, um sich auszutauschen. Monika Maskus, Ursula Duske, Manfred Blum, Hans-Peter Paulenz und Bernd Hoffmann verbindet die Teilnahme an einem der größten humanitären Einsätze des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in einem Kriegsgebiet. Sie waren als junge Menschen auf dem Hospitalschiff Helgoland stationiert, das von 1966 bis 1972 im Auftrag der Bundesregierung der Not leidenden Zivilbevölkerung im Vietnamkrieg helfen sollte.

Bernd Hoffmann, der 1967/68 ein Jahr lang als stellvertretender Verwaltungsleiter auf dem Schiff tätig war und seit vielen Jahren in Niederholtorf lebt, bezeichnet die „Gruppe Bonn“ als eingeschworene Gemeinschaft: „Die Erinnerungen an unseren Hilfsdienst haben uns zusammengeschweißt. Wenn wir gemeinsam über die Zeit in Vietnam reden, ist das nach wie vor eine hilfreiche Form der Vergangenheitsbewältigung.“ Und um diese Aufarbeitung auch noch nach einem halben Jahrhundert zu gewährleisten, hatte Hoffmann die „Gruppe Bonn“ ins Waldcafé nach Holzlar eingeladen.

„Wir sind damals auf unseren Einsatz nicht vorbereitet worden. Das war auch gut so“, erinnert sich Hoffmann, der mit 21 Jahren an Bord der Helgoland kam. „Die maritime Besatzung und die Verwaltungsmitarbeiter halfen zwar bei der Versorgung der Verwundeten, aber den schwierigsten Job hatten die Ärzte und Krankenschwestern“, betont Manfred Blum, der in den Jahren 1968/69 ein Jahr lang als Verwaltungsleiter auf dem Schiff gearbeitet hat. Der 80-Jährige, der heute in Bornheim lebt, leitete vor seinem Vietnam-Einsatz das „Helgoland-Büro“ des DRK in Bonn. Im Jahr 2000 reiste er mit seiner Ehefrau nach Vietnam und traf dort Einheimische, die als Kinder auf der Helgoland versorgt worden waren.

Ursula Duske und Monika Maskus waren als Krankenschwester beziehungsweise OP-Schwester auf dem Hospitalschiff eingesetzt. Duske war damals 21 Jahre alt und wohnte in Pützchen: „Meine DRK-Oberin hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, auf dem Schiff zu arbeiten. Ich war jung und fertig ausgebildet. Ich war 1971 eine der letzten Krankenschwestern, die in Vietnam zum Einsatz kamen.“ Monika Maskus erinnert sich noch genau an den Tag ihrer Ankunft: „ Auf dem Festland flog ein Munitionslager der Amerikaner in die Luft. Obwohl die Helgoland kilometerweit entfernt auf Reede lag, war die Druckwelle so heftig, dass auf unserem Schiff die Türen aufgeflogen sind.“

Das Leben von Hans-Peter Paulenz wurde wie bei kaum einem anderen Rotkreuzler von dem Vietnam-Einsatz geprägt. An Bord lernte er seine spätere Ehefrau kennen, die dort als Sekretärin tätig war. „Asien hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe insgesamt mehr als 20 Jahre meines Lebens dort verbracht“, erzählt der heute 72-Jährige, der 25 Jahre in verschiedenen Ortsteilen Bonns gelebt hat. Er kümmerte sich unter anderem um die Versorgung mit Blutkonserven: „Die Blutkonserven kamen wöchentlich über eine Luftbrücke aus Deutschland zur US-Luftwaffenbasis nach Da Nang. Dort holte ich auch die Briefe aus der Heimat ab, die über Kalifornien zum amerikanischen Feldpostbüro nach Vietnam gebracht wurden.“

Paulenz war von 1969 bis 1970 ein Jahr lang auf der Helgoland und kam noch einmal von April 1971 bis Januar 1972 dorthin zurück: „Der Abschied war schwierig, weil die Stimmung in Vietnam sehr schlecht war. Vom Balkon des Bürgermeisters in Da Nang sahen wir, wie die Seeleute mit dem Schiff Richtung Heimat ablegten. Wir sind nach Hause geflogen. Wir hätten gerne weitergemacht, aber der Einsatz war zu Ende“, berichtet Paulenz, der sechs Jahre später von Malaysia aus im Auftrag des DRK einen Suchdienst aufgebaut hat. „Auf einer Insel lebten 40 000 vietnamesische Flüchtlinge. Als wir dort mit einem Boot hinfuhren, traf ich eine Dolmetscherin, die ich zuvor auf der Helgoland kennengelernt hatte. Sie hatte sich mit ihrer Familie dorthin gerettet“, sagt Paulenz.

Gefragt, ob sie sich heute nach all diesen Erfahrungen und Erlebnissen nochmals für einen humanitären Hilfseinsatz im Ausland melden würden, antworteten alle Fünf mit „Ja, wir würden wieder helfen“. „Diese Zeit hat unser Leben geprägt. Viele von uns waren anschließend im Bereich der internationalen Zusammenarbeit tätig“, erklärt Hoffmann. Und Paulenz ergänzt: „Das hat mich bis heute nicht losgelassen.“

1994 haben ehemalige „Helgoländer“ den Verein Vietnamhilfe Hospitalschiff Helgoland e.V. gegründet, um das öffentliche Gesundheitswesen in Vietnam zu fördern sowie bedürftige Kinder, Jugendliche und ältere Menschen zu unterstützen. Am 21. Oktober 2017 treffen sich die „Helgoländer“ in Bonn. Einen Tag zuvor wird das DRK-Präsidium im Haus der Geschichte die Ausstellung „50 Jahre Vietnam-Einsatz Da Nang“ eröffnen.

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