Kulturstandort Beuel „Wir sind bodenständig“

Beuel · Im Jahr 1947 wurde der Heimatverein Beuel am Rhein gegründet. Der satzungsgemäße Zweck und die Aufgabe des Vereins ist es, den Bürgern den Heimatgedanken nahezubringen.

 Gertrude Jöbsch, die Geschäftsführerein des Heimat- und Geschichtsvereins, und Volker Engel, der Vorsitzende des Vereins, bei der „Wäscherin“ von Ernemann Sander vor dem Museum.

Gertrude Jöbsch, die Geschäftsführerein des Heimat- und Geschichtsvereins, und Volker Engel, der Vorsitzende des Vereins, bei der „Wäscherin“ von Ernemann Sander vor dem Museum.

Foto: Rainer Schmidt

Der Verein sollte den Heimatgedanken vertiefen und insbesondere den damaligen Neubürgern ein Heimatgefühl zu vermitteln. Wie der Verein seine Aufgaben in den heutigen Tagen erfüllt und was die Probleme derzeit für den Verein sind, darüber sprachen Gertrude Jöbsch, Geschäftsführerin des Vereins, und Volker Engel, der Erste Vorsitzende, mit Rainer Schmidt.

Vor 70 Jahren wurde der Heimat- und Geschichtsverein in Beuel gegründet. Was war der Anlass?

Volker Engel: Nicht ganz richtig. Vor 70 Jahren wurde der Heimatverein Beuel gegründet. Von den sieben Gründungsmitgliedern sind uns nur noch der Historiker Heinrich Neu sowie der erste Geschäftsführer Johann-Ignaz Schmitz-Reinhard bekannt. Es sollen auch zwei Damen dabei gewesen sein. Erst 1986 wurde der Verein in „Heimat- und Geschichtsverein Beuel am Rhein e.V.“ (HGV) umbenannt, weil der Gedanke der historischen Betrachtung dazu kam. Das Vereinsziel war von Anfang an die Heimatpflege – sowohl für die Alt-Beueler als auch für die hinzugekommenen Flüchtlinge. Und schon damals hat man daran gedacht, ein eigenes Stadtmuseum in Beuel aufzubauen.

Bevor wir zum Museum kommen, was sind die Kernaufgaben des Vereins?

Gertrude Jöbsch: Die Säulen des HGV sind heute das Museum, die Bewahrung des Brauchtums, die historische Entwicklung von Beuel zu dokumentieren sowie die Denkmalpflege in Beuel. Außerdem geben wir eine Schriftenreihe heraus, die „Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirks Bonn-Beuel“, in der bereits 34 Folgen erschienen sind.

Wie kam der HGV zu seinem Museum?

Engel: Wir suchten in den 80er Jahren nach einem Quartier. Zuerst kaufte die Stadt Bonn das Fachwerkhaus in der Steinerstraße 34, später dann noch das Backsteinhaus Nummer 36. Beide Häuser stehen unter Denkmalschutz. Die heutige Scheune kam erst 1996 hinzu. Sie wurde 1662 im Drachenfelser Ländchen erbaut, dort abgebaut und hier mit neueren Materialien und mit Hilfe des Architekten Ernst van Dorp wieder aufgebaut. Im Fachwerkhaus zeigen wir die Wohnkultur des 19. Jahrhunderts sowie ein altes Klassenzimmer und einen Friseursalon. Im Steinhaus präsentieren wir unsere Exponate der Vor- und Frühgeschichte. In der Scheune befindet sich unsere Präsentation der Beueler Wäschereikultur, unsere Fahnensammlung Beueler Vereine sowie die Darstellung der Schifffahrt beziehungsweise Rheinquerung. Außerdem finden dort unsere Sonderausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen statt.

Jöbsch: Die gesamte Anlage, das erste stadtgeschichtliche Heimat- und Freilichtmuseum Bonns, kann man als „die gute Stube von Beuel“ bezeichnen. Nicht zu vergessen, dass bei uns auch eine Außenstelle des Standesamts von Bonn ist, man also bei uns heiraten kann.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Engel: Erst einmal ist unsere Zielgruppe nicht auf die Beueler Bevölkerung beschränkt. Zu uns kommen die Bürger Bonns genauso wie die aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Aber man muss leider konstatieren, dass wir eher die Älteren als die Jüngeren ansprechen. Doch damit auch die Jüngeren in unser Museum kommen, organisieren wir diverse Veranstaltungen. Das können Filmvorführungen sein, das sind Literaturabende, auch mit Poetry-Slam, das ist unsere Affinität zum Theater. Wir nehmen an der Bonner Theaternacht teil, bieten Freilufttheater und arbeiten hier mit der Brotfabrik und der Alanus-Hochschule zusammen.

Jöbsch: Unser Verein hat derzeit ungefähr 400 Mitglieder, doch auch hier müssen wir darauf achten, dass die Altersstruktur nicht zu alt wird. Wir hoffen gerade mit unseren zahlreichen Aktionen, jüngere Mitglieder zu gewinnen.

Was für Ziele hat der Verein für die nahe Zukunft?

Jöbsch: Von dem Dauerziel, mehr ehrenamtliche, jüngere Mitarbeiter zu bekommen, mal abgesehen, wollen wir einen Museumsführer für Besucher herausgeben.

Ein letzter Satz zur Kulturszene in Beuel...

Engel: Wir sind eines von zahlreichen Mosaiksteinen, die die Kultur in Beuel bilden. Die Zusammenarbeit mit dem Jungen Theater oder der Brotfabrik klappt hervorragend ...

Jöbsch: Und wir dürfen unseren Anteil an den Denkmälern in Beuel nicht vergessen. Ich erinnere nur an den Mendener Stein auf dem Rathausvorplatz, an die Alte Pferdetränke auf dem Konrad-Adenauer-Platz oder an Brückenmännchen und Brückenweibchen an der Hochwasserschutzmauer. Wir dürfen unseren historischen Kräutergarten nicht vergessen, und wir wollen immer daran erinnern, dass wir kein wissenschaftlicher, sondern ein bodenständiger Verein sind.

Engel: Und wir arbeiten eng mit Kindergärten und Schulen zusammen. Deshalb wird mir um die Zukunft unseres Vereins auch nicht bange.

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