Kubanische Musik in Deutschland „Misa Cubana“ wird in Limperich uraufgeführt

Limperich · Kantor Hubert Arnold führt mit Chor, Kammerorchester, Perkussionisten und Solisten die „Misa Cubana“ des kubanischen Komponisten José María Vitier auf. Es ist eine deutsche Uraufführung.

 Perkussionist Yansser Cardoso gibt den Rhythmus vor, der Chor „Haste Töne“ hat die richtigen Töne. FOTO: MAX MALSCH

Perkussionist Yansser Cardoso gibt den Rhythmus vor, der Chor „Haste Töne“ hat die richtigen Töne. FOTO: MAX MALSCH

Foto: Max Malsch

Das Klavier etwas zu laut, die Geigen noch zu sehr im Vordergrund – um all das für ein reibungsloses Konzert abzustimmen, gibt es Generalproben. Es läuft nicht reibungslos, aber das ist ja ein gutes Omen. Geprobt wird ein für deutsche Verhältnisse ungewöhnliches, ja geradezu einmaliges Stück: An diesem Wochenende ist die deutsche Erstaufführung der „Misa Cubana“ des kubanischen Komponisten José María Vitier zu hören.

José María Vitier

Der ist vorrangig Filmmusikkomponist, seine international bekannteste Arbeit ist die Musik zum kubanischen Film „Erdbeer und Schokolade“ von 1993. Diese Genreverortung merkt man auch seiner Misa Cubana immer wieder an. Die ist der Jungfrau der Barmherzigkeit von El Cobre gewidmet, der Schutzpatronin Kubas. Der Text, den Chor und Solisten singen, kreist dementsprechend viel um Heiligenverehrung – Hubert Arnold machte keinen Hehl daraus, dass das für ihn als Kantor der evangelischen Gemeinde Beuel starker katholischer Tobak ist. Weil diese Messe jedoch ein schönes Stück Musik sei, bringt er sie dennoch zur Aufführung.

Vitier kombiniert auch in seiner Filmmusik gerne klassische Musik mit sehr rhythmusbetonter kubanischer Folklore – und das gilt auch für die Messe. Das bedeutet, dass beim Konzert neben dem Chor „Haste Töne“, Solisten, Klavier und den Streichern des Sankt Augustiner Musikschul-Ensembles „Stringendo“ auch Handtrommel-Percussion zum Einsatz kommt. All das in einer sakralen Thematik vereint ergibt ein faszinierendes musikalisches Ereignis.

Kubanische Musik begeistert auch in Deutschland

In Deutschland war die Messe bislang noch nicht zu hören. „Das ist eine Nische“, sagt Arnold, „da muss man erst mal drauf kommen“. Und es sei schwierig gewesen, das Notenmaterial zu bekommen. Dafür, erzählt er, sei er nach Kuba gereist, habe dort einen Aufführungsvertrag geschlossen und sich die Noten zumailen lassen. „Das habe ich mir angeguckt, und da hat mich der Schlag getroffen.“ Die Software, die diese Datei vernünftig angezeigt hätte, stand ihm nicht zur Verfügung, und mit dem, was auf seinem Computermonitor zu sehen war, hätten Chor und Orchester nur schwer arbeiten können. Also schrieb Arnold das alles eigenhändig ins Reine.

Noch nie in Deutschland gehörte Musik, gute Musiker, das alles bei freiem Eintritt: Ein Besuch dieses Konzertes lohnt sich. Mit „Stringendo“ fand Arnold ein hervorragendes Kammerorchester, das die Konzerte mit dem Dritten Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach einleitet. Christine Heßeler, Cuadalupe Larzabal und Daniel Rodriquez sind die richtigen Solisten für den spanischen Text, für die Percussion konnte der Kantor Yansser Cardoso und Jürgen Peiffer gewinnen, am Klavier spielt Berthold Wicke.

Sie alle und der Chor „Haste Töne“ haben auch schon ein Probenwochenende in der Eifel hinter sich, und Arnold weiß seitdem, dass Vitiers Musik auch deutsches Publikum zu packen versteht: „Wir haben zum Abschluss das Ave Maria gesungen, und unsere Köchin war zu Tränen gerührt.“

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