Interview mit dem Beueler Zugleiter „Meine Arbeit endet eigentlich nie“

Beuel · Zum 32. Mal ist Joachim Mertens für den reibungslosen Ablauf des Weiberfastnachtsumzugs in Beuel zuständig - auch bei Wind und Wetter.

 Zugleiter Joachim Mertens

Zugleiter Joachim Mertens

Foto: Max Malsch

Herr Mertens, es gibt eine Sturmwarnung für den Weiberdonnerstag. Was bedeutet das für den Zug?

Joachim Mertens: Wir sind mit unserem Sicherheitskonzept für den Ernstfall gut gerüstet und beobachten derzeit sehr genau die Entwicklung des Wetters, dafür stehe ich auch in ständigem Kontakt mit der Leitstelle der Feuerwehr. Falls ein beschriebenes Szenario eintreten sollte, wird gemäß Sicherheitskonzept gehandelt. Über Durchsagen werden dann Helfer, Teilnehmer und Besucher über das weitere Vorgehen informiert.

Was ist das Besondere beim Weiberfastnachtsumzug in Beuel?

Mertens: Für alle Züge gelten die gleichen Sicherheitsvorkehrungen. Damit nehmen wir es beim Weiberfastnachtsumzug auch ganz genau. In diesem Jahr sind 55 Zuggruppen mit insgesamt 1711 Teilnehmern dabei. Wir haben alles kontrolliert und ausprobiert. Die Wagen der Bezirksvertretung und der Wäscherprinzessin sind die längsten. Aber sie kommen um alle Ecken und Kurven herum.

Sie leiten den Zug seit mehr als drei Jahrzehnten – wie hat er sich seitdem entwickelt?

Mertens: Besonders die Größe des Zuges und die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm gewachsen. Zur Aufstellung passten vor 30 Jahren noch alle Wagen in die Schauspielhalle. Das ist heute undenkbar. Anfangs durften auch die Autos noch in den Straßen parken, das wurde dann aber immer enger. Heute ausgeschlossen.

Mertens: Meine Arbeit endet eigentlich nie. Direkt nach dem Zug beginnen die Vorbereitungen für den nächsten. Ich spreche mit allen Teilnehmern und Kommentatoren. Außerdem lege ich die Reihenfolge des Zuges fest und sorge dafür, dass wir pünktlich um 10 Uhr loskommen und sicher durch Beuel manövrieren. Ganz wichtig sind dabei die vielen freiwilligen Helfer: Das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter, die Malteser, die Feuerwehr und das THW unterstützen uns tatkräftig seit vielen, vielen Jahren. Ohne sie wäre der Zug gar nicht machbar.

Was ist die besondere Herausforderung?

Mertens: Eine kniffelige Stelle ist die Ecke an der Josef-Kirche. Auf den Stufen stehen immer viele Jugendliche. Da müssen wir immer besonders aufpassen, dass sie nicht auf die Straße laufen. Eine besondere Herausforderung ist natürlich auch der Rathaussturm, denn da ist oft schweres Gerät, etwa ein Kran, im Einsatz. Und wir müssen die Fluchtwege freihalten.

An welches Ereignis erinnern Sie sich besonders?

Mertens: Die Jahre, als der Rathausplatz nicht zur Verfügung stand, waren speziell, da sind wir ans Rheinufer ausgewichen. Aber 2013 kam dann die zusätzliche Herausforderung. Binnen weniger Tage war das Hochwasser enorm gestiegen und wir mussten uns entscheiden. Am Montag stand dann fest, dass wir auf den Platz am Krankenhaus umziehen. Da musste dann alles ganz schnell gehen. Aber auch diese Situation haben wir gemeistert. Es haben alle mit angepackt.

Was ist Ihr schönstes Erlebnis gewesen?

Mertens: Bisher hat noch jeder Zug reibungslos funktioniert und ich erinnere mich an viele schöne Begebenheiten. Etwas Besonderes war jedoch Weiberfastnacht 2014. Da ging die Feier gleich nach dem Zug weiter, denn am Karnevalsfreitag bin ich 60 Jahre alt geworden. Diese letzten drei Züge werde ich auch besonders genießen, denn 2019 ist für mich Schluss als Zugleiter.

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