Gespräch am Wochenende in Beuel „Landwirt ist der beste Beruf“

Landwirt, Heimatforscher, Archäologe, Umweltschützer – Horst Wolfgarten hat viele Leidenschaften. Kaum einer ist so mit seiner Heimat verbunden und in ihr verwurzelt wie er. „Oberholtorf ist der schönste Ort in Bonn“, steht für ihn fest. Mit ihm sprach Gabriele Immenkeppel.

 Landwirt, Heimatforscher, Archäologe, Umweltschützer – Horst Wolfgarten aus Oberholtorf hat einige Passionen in seinem Leben entwickelt.

Landwirt, Heimatforscher, Archäologe, Umweltschützer – Horst Wolfgarten aus Oberholtorf hat einige Passionen in seinem Leben entwickelt.

Foto: Max Malsch

Wofür schlägt Ihr Herz am meisten? Für die Landwirtschaft, die Archäologie, die Heimatforschung oder den Umweltschutz?

Horst Wolfgarten: Eindeutig für die Landwirtschaft. Ich war immer ein Bauer mit Leib und Seele. Landwirte sind immer auch Umweltschützer. Denn die Böden ernähren uns nun einmal. Und wir haben hier wirklich hervorragende Böden.

Hätten Sie gerne einen anderen Beruf gehabt?

Wolfgarten: Niemals. Mein Vater hätte es gerne gesehen, wäre ich Jurist geworden. Aber ich bin mit der Landwirtschaft aufgewachsen und wollte nie was anderes tun, als in und mit der Natur zu arbeiten. Landwirt ist der beste Beruf. Man muss das, was man tut, mit Passion tun, sonst geht irgendwann etwas schief.

Woher kommt Ihr Interesse an Archäologie?

Wolfgarten: Ich habe mich immer auch für Dinge interessiert, die nichts mit meiner Arbeit zu tun haben. Ich habe viel gelesen und sehe sehr gerne wissenschaftliche Fernsehsendungen zu diesem Thema. Wahrscheinlich wurde mein Interesse bereits in der Schule geweckt, als wir bei den Rheinbacher Pallottinern in Griechisch die alten Texte gelernt haben. Ich kann noch immer einige Passagen fließend zitieren.

Und heute?

Wolfgarten: Ich habe mich zwar aus dem Beruf zurückgezogen, aber ich laufe noch immer gerne über die Felder. Dabei blicke ich stets nach unten – als Landwirt und Hobbyarchäologe. So habe ich schon einige Entdeckungen gemacht.

Zum Beispiel?

Wolfgarten: Jede Menge Keramikscherben. Sehr häufig handelt es sich um blaugraue Bruchstücke der sogenannten „Westerwald Keramik“. Die Scherben lagen überwiegend in der Nähe der Schächte des ehemaligen Braunkohleabbaus. Die Bergleute bekamen während ihres langen Arbeitstages von ihren Frauen eine Mahlzeit gebracht. Durch die schwere Arbeit in den Gruben waren die Hände der Arbeiter offenbar so steif, dass ihnen gelegentlich ein Gefäß aus der Hand fiel. Daher die vielen Scherben.

Wie war das mit der Saalkirche?

Wolfgarten: Vor Jahren wurde die Fläche, auf der sich heute der nachgezeichnete Grundriss der alten Saalkirche befindet, noch beackert. Beim Pflügen stieß ich immer wieder auf viele Steine. Mehr als üblich. Aufgrund meiner Beobachtungen legte das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege dort schließlich eine Saalkirche frei, die vermutlich im 13. Jahrhundert planmäßig niedergelegt worden war. Unter dieser Kirche fanden sich die Reste eines Vorgängerbaus, vermutlich aus der Zeit zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert. Von Bedeutung war der Fund eines Kindergrabes im Chor der erweiterten Kirche.

Gibt es ältere Funde?

Wolfgarten: Für die frühere Besiedlung auf dem Ennert sprechen Hügel- beziehungsweise Fürstengräber aus der Bronzezeit. Dies ist ein sicheres Zeichen, dass zu dieser Zeit hier nicht nur Menschen lebten, sondern dass sie auch schon in Gemeinschaften organisiert waren. In Stieldorferhohn, nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt, wurde vor etwa 150 Jahren beim Ausschachten eines Hauskellers ein Behälter mit über 20 keltischen Goldmünzen gefunden. Der frühere Besitzer, vermutlich der Fürst eines größeren Stammes, vergrub diese Münzen offenbar vor herannahenden Feinden und verschanzte sich mit seinen Leuten auf dem nahe gelegenen Scharfenberg, der als Fluchtburg ausgebaut war. Offensichtlich hat er aber den feindlichen Angriff nicht überlebt, sonst hätte er seinen Schatz wohl wieder ausgegraben.

Weshalb war der Ennert schon vor Jahrhunderten ein beliebtes Siedlungsgebiet?

Wolfgarten: Bekanntlich ist unsere Gegend bereits seit vielen tausend Jahren besiedelt. Ich erinnere nur an die nicht allzu entfernte Fundstelle der Oberkasseler Menschen. Der Grund für die frühe Besiedlung der Gegend war sicherlich die ergiebige Quelle im Oberholtorfer Teich, die selbst nach langer Trockenheit noch Menschen und Tiere mit Wasser versorgen konnte. Hier war alles vorhanden, was man zum Überleben brauchte: Wasser, Ackerboden und Wald.

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