Gespräch am Wochenende „Jugend-Schulungen sind für mich Highlights“

Holzlar · Seit drei Jahrzehnten lenkt Rolf Kalhöfer als Pfarrer die Geschicke der evangelischen Gemeinde in Holzlar mit ihren 2500 Mitgliedern Über Veränderungen im Laufe der Zeit und über künftige Projekte sprach er mit Leif Kubik.

 Pfarrer Rolf Kalhöfer

Pfarrer Rolf Kalhöfer

Foto: Leif Kubik

Herr Kalhöfer, was prägt Ihre Gemeinde besonders?

Rolf Kalhöfer: Holzlar war schon immer ein Familienwohngebiet. Schon in den Sechziger Jahren, als der Ort noch zum Amt Menden und damit zum Siegkreis gehörte, zogen viele Neu-Bonner hier an den Rand des Ennert. Obwohl es von vielen damals als „Rheinisch-Sibirien“ verspottet wurde, wollten sie ihren Kindern ein naturnäheres Umfeld bieten, als das in der Stadt möglich gewesen wäre. Auch die damals noch günstigeren Grundstückspreise werden eine Rolle gespielt haben. Inzwischen sind die Kinder aus dem Haus und viele der älteren Bürger verkaufen ihre Häuser wieder an junge Familien. Dieser Wandel ist gut, prägt aber natürlich auch das Gemeindeleben.

Wie begegnen Sie diesem Wandel?

Kalhöfer: Als ich 1988 hier anfing, gab es einen Gottesdienst am Sonntagvormittag, verbunden mit einem Kindergottesdienst zur gleichen Zeit. Zusätzlich zum traditionellen Gottesdienst feiern wir heute regelmäßig Familiengottesdienste am Sonntagvormittag, Kinder- und Mini-Gottesdienste an Samstagnachmittagen. Jugendgottesdienste werden an Sonntagnachmittagen angeboten. Der Friedenskreis lädt zu ökumenischen Gebeten am Dienstagabend ein. Unsere Kinder-, Jugend- und Kirchenchöre setzen dabei mit ganz viel Können und Engagement die musikalischen Akzente.

Liegt auf der Jugendarbeit also ein besonderer Fokus?

Kalhöfer: Das darf ich mit Stolz sagen, wir haben eine sehr lebendige Kinder- und Jugendarbeit für alle Altersgruppen, die offen ist für alle unabhängig von ihrer Konfession oder Religion. So erleben auch heutige Jugendliche, dass sie sich in der Kirche ernstgenommen fühlen und mitgestalten können; zurzeit wirken zwei ehemalige Jugendmitarbeiter bei uns im Presbyterium mit. Die Schulungen, die ich gemeinsam mit der Jugendleitung anbiete, sind für mich Highlights in meiner Arbeit. Christliche Gemeinschaft erleben Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei uns auf vielen Freizeiten. Aus den Väter-Kinder-Wochenenden ist zum Beispiel ein Vätertreff entstanden, der sich – nicht nur, aber auch – mit Fragen der Erziehung auseinandersetzt.

Welche Projekte stehen denn im Augenblick ganz oben auf Ihrer Agenda?

Kalhöfer: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: „Holzlar wie vor 500 Jahren“ ist das Motto unseres Gemeindefestes am 24. September. Passend zum Reformationsjubiläum wollen wir mit Musik aus der Renaissance und Liedern aus dem Musical „Mönsch Martin!“ aufwarten, außerdem werden zwei Frauen in die Kostüme zweier Reformatorinnen schlüpfen. Da gibt es natürlich viel zu organisieren, neben dem Gottesdienst, der an diesem Tag erst um elf Uhr beginnt, wollen wir nämlich für die jungen Gemeindemitglieder eine Schnupperstunde der Kinderchöre und einen Mitmachzirkus auf die Beine stellen. Und zum Abschluss gibt es noch ein kleines Open-Air-Konzert.

Das Rheinland ist ja eher katholisch geprägt: Gilt das für Holzlar genauso?

Kalhöfer: Bedingt schon: Von 585 Einwohnern im Jahr 1885 waren 547 Katholiken und nur 38 Protestanten. Das änderte sich aber insbesondere durch den Zuzug vieler Familien im Zusammenhang mit der Rolle Bonns als Bundeshauptstadt. Heute ist circa jeder vierte Holzlarer evangelisch. Die Konfession spielt heute aber bei denmeisten Holzlarern eine untergeordnete Rolle, ganz selbstverständlich feiern wir ökumenische Gottesdienste und laden zu ökumenischen Abenden und Ausflügen ein.

Das Gemeindezentrum heißt seit letztem Jahr Dornbuschkirche. Gibt es einen besonderen Grund für die späte „Taufe“?

Kalhöfer: Das Gemeindezentrum stammt ja aus den Siebziger Jahren, wurde am vierten Advent 1974 feierlich seiner Bestimmung übergeben. Den brennenden Dornbusch quasi als Logo der Gemeinde hatten wir von Anfang an, weil das von Professor Karl Dedy gestaltete Fenster im Kirchenraum dieses Motiv zeigt. In der Erzählung vom brennenden Dornbusch begegnet Gott Mose. Unsere Kirche soll Menschen Raum geben für vielfältige Formen der Begegnung untereinander und mit Gott. Das soll der Name unterstreichen.

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