Gespräch am Wochenende „Ich lerne unheimlich viel dazu“

Beuel · Hans Josef Baum koordiniert die Flüchtlingshilfe in der Pfarreiengemeinschaft „Am Ennert“. Das Ehrenamt bringt ihn auch persönlich weiter.

 Hans Josef Baum koordiniert ehrenamtlich die Flüchtlingshilfe in den Gemeinden am Ennert.

Hans Josef Baum koordiniert ehrenamtlich die Flüchtlingshilfe in den Gemeinden am Ennert.

Foto: Max Malsch

Wie wird man Koordinator für die Flüchtlingshilfe?

Hans Josef Baum: Bereits im September 2013 kam die erste syrische Familie in unsere Pfarreiengemeinschaft. Es folgte eine Familie aus Ägypten, um die wir uns intensiv gekümmert haben. Im April 2015 fragte mich der damalige leitende Pfarrer Pater Thomas, ob ich als Kontaktperson gegenüber dem Stadtdekanat in der Flüchtlingshilfe mitarbeiten wolle. Unter dem Dach sind verschiedene Hilfsorganisationen tätig, die sich regelmäßig treffen und sich per E-Mail-Verteiler vernetzt haben. Eines Tages stand ich in dem E-Mail-Verkehr als „Koordinator“. So kann das gehen.

Welche Aufgaben haben Sie?

Baum: Eine erste Aktion war am 13. April des vergangenen Jahres. Ich hatte zu einer Bürgerversammlung unter dem Titel „Flüchtlingshelfer gesucht“ eingeladen, um ehrenamtliche Unterstützer für die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Maarstraße zu gewinnen. 19 Leute sind damals gekommen, neun haben sich in die Helferliste eingetragen. Diese Unterkunft wurde bis jetzt nicht bewohnt. Dafür gibt es aber jetzt neue Pläne.

Wie sehen die aus?

Baum: Nach derzeitiger Planung sollen zwei Containerwohnanlagen nach Pützchen kommen. Die Bauarbeiten am Standort Siegburger Straße vor dem Therapiezentrum für eine Unterkunft mit 240 Plätzen haben im September begonnen. Und am Herz-Jesu-Kloster wird auch bereits seit Anfang des Monats gebaut. Dort sollen 170 Plätze geschaffen werden. Nach Angaben der Stadt sollen die Unterkünfte Anfang 2017 bezogen werden.

Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Baum: Wir werden uns in der Pfarreiengemeinschaft „Am Ennert“ mit den Kirchengemeinden Christ König, Holzlar, St. Adelheid am Pützchen und St. Antonius Holtorf intensiv darauf vorbereiten. Da kommt einiges auf uns zu. Unsere Aufgaben bestehen darin, den Menschen im Alltag zu helfen und mitzuhelfen, die verschiedenen Probleme zu meistern. Dafür benötigen wir einen Pool an ehrenamtlichen Helfern.

Um welche Bereiche kümmern Sie sich?

Baum: Ausgehend von unseren Erfahrungen haben wir einen Katalog zur Betreuung und Unterstützung erstellt. Dazu gehören Begleitung zu Behörden, Ärzten oder zur Apotheke. Die Suche nach Kindergartenplätzen, Vermittlung von Deutschkursen. Hier möchten wir auch selbst unterrichten. Eine ganz wichtige Zielgruppe sind die Mütter. Denn sie können oft nicht an den üblichen Kursen teilnehmen, weil sie die Kinder zu Hause versorgen müssen. Dafür wollen wir spezielle Angebote schaffen. Denn der wichtigste Faktor für eine gelungene Integration ist das Beherrschen der Sprache.

Was haben Sie noch vor?

Baum: Sehr gute Erfahrungen haben wir mit ehrenamtlichem Nachhilfeunterricht für Kinder gemacht. Es hilft ihnen ungemein, den Unterricht noch einmal gezielt und mit Hilfe aufzubereiten. Es macht einen dann schon stolz, wenn ein Kind dadurch ein super Zeugnis bekommt. Außerdem wollen wir mit verschiedenen Formaten, wie etwa einem Begegnungscafé die „alteingesessenen“ Einwohner mit den Flüchtlingen zusammenbringen.

Wann wird Ihre Arbeit zu Ende sein?

Baum: Einen zeitlichen Rahmen gibt es nicht. Es wird sicherlich einige Jahre dauern. Nach den alltäglichen Hilfen und den Sprachkursen geht es um die Integration in den Arbeitsalltag. Wir planen zum Beispiel Jobpaten zu gewinnen, die die Flüchtlinge bei der Stellensuche unterstützen und im Beruf begleiten.

Was treibt Sie an, sich so stark zu engagieren?

Baum: Ich bin seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich tätig und weiß, dass ehrenamtliche Arbeit keine Einbahnstraße ist. Sicherlich bedeutet es viel Arbeit und Zeit. Dafür lerne ich neue Kulturen kennen und lerne unheimlich viel dazu. Mir macht es so viel Spaß und ich freue mich schon auf neue Herausforderungen.

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