Online-Zimmersuche in Bonn Bettenvermietung übers Internet ist eine Grauzone

BONN · In Bonn bieten immer mehr Vermieter ihre Wohnung über Online-Portale an. Doch die Vermietung über das Internet stößt nicht bei allen auf Gegenliebe. Und auch die Stadt hat ein Auge auf die Angebote.

Mitte September in Bonn. Ein italienisches Pärchen ist neu in der Stadt - und auf Wohnungssuche. Um die Zeit zu überbrücken, bis sie eine feste Bleibe gefunden haben, sind Francesco und Ottavia für ein paar Tage in einem privaten Apartment am Bahnhof untergekommen. "Wir wohnen an den Gleisen. Es ist laut, eng, dreckig und kostet viel", sagt Francesco. Gefunden hatten er und seine Freundin die Unterkunft bei Airbnb.

Über die weltweit bekannte Online-Plattform seien sie in anderen Städten bisher immer an gut ausgestattete, saubere und preiswerte Unterkünfte gekommen, sagt Ottavia. Dass sie nun in Bonn wenig Glück haben, ist für die beiden enttäuschend. Doch auch hier gibt es schöne Schlafplätze für Gäste aus aller Welt.

Viele lukrative Angebote

Wer auf die Angebote schaut, die das Internetportal Airbnb etwa für ein Wochenende für Bonn zeigt, findet bestimmt eine passende Unterkunft. Es wimmelt nur so von lukrativen Wohnungen, verteilt über die ganze Stadt und in jeder Preiskategorie: Da gibt es das Matratzenlager für zehn Euro in einer WG, das "Privatzimmer in idyllischem Haus mit Waldblick" in Friesdorf oder die "gemütliche Dachgeschosswohnung" in Beuel für jeweils 30 Euro die Nacht.

Wer etwas nobler absteigen möchte, wählt das "Gästezimmer in denkmalgeschützter, ehemaliger Botschaftsresidenz" in Bad Godesberg für 50 Euro oder das "Apartment in bester Altstadt-Lage" für 70 Euro und das "Luxus-Loft in einer Jugendstilvilla" für 100 Euro.

Rund 60 solcher privaten Wohnungen stehen für eine Kurzzeitmiete von zwei Nächten oder auch länger zur Verfügung. Während sich einige Vermieter durch dieses Geschäft auf Gegenseitigkeit nebenbei ein bisschen Geld verdienen, aber weiterhin selbst in ihrer Wohnung bleiben, bieten andere Eigentümer ihre Apartments das ganze Jahr über als Ferienwohnungen für Gäste an, ohne das Haus selbst noch zu nutzen.

Hotel-Besitzerin sieht diese Vermietung kritsch

Friederike Sträter, Besitzerin der Villa Godesberg, einem 4-Sterne-Hotel im Godesberger Villenviertel, sieht diese tage- und wochenweise Vermietung über Airbnb und andere Portale kritisch: "Wir haben so viele Auflagen zu erfüllen, die uns Geld kosten. Wer kontrolliert den Brandschutz, die vielen Fluchtwege und die Hygienestandards bei denen? Wir zahlen Gewerbesteuer, die Vermieter von Privatzimmern sicher nicht." Zudem komme seit Juli die für Privatreisende fälligen fünf Prozent Bettensteuer hinzu. Sie glaubt nicht daran, dass diese auch bei Internet-Angeboten berücksichtigt wird.

In vielen Städten, so auch in Berlin, wird Airbnb immer öfter für die steigenden Mieten und die Wohnungsknappheit verantwortlich gemacht. Tausende von Immobilien werden dort gewerblich als Ferienwohnungen angeboten. Ist das auch in Bonn der Fall und wie geht die Stadt gegen die gewerbliche Vermietung von privaten Wohnungen vor?

Bonner Satzung: Bereich der Kurzzeitvermietung zählt zur Zweckentfremdung

Das Presseamt der Stadt verweist bei dem Thema zunächst auf die seit Oktober 2014 geltende Zweckentfremdungssatzung. Demnach kontrolliere das Amt für Soziales und Wohnen, ob eine Zweckentfremdung von Wohnraum vorliege. Die Verwaltung werde dann tätig, wenn Umnutzungen oder Verdachtsanzeigen vorlägen. Auf Airbnb findet sich sogar ein Hinweis, der auf die Bonner Satzung verweist, die explizit auch den Bereich der Kurzzeitvermietung zur Zweckentfremdung zählt.

Die Stadt geht von einem gewerblichen Anbieter aus, wenn neben der Vermietung von einem Zimmer mit Schlafplatz auch die Reinigung der Räume, Bettwäsche oder Küchen- und Badnutzung zur Verfügung stehen. "Diese Nebenleistungen und der Umstand, dass die Räume von häufig wechselnden Personen genutzt werden, geben der Sache den Charakter eines Beherbergungsbetriebs", heißt es aus dem Presseamt. Nach Ansicht der Stadt fallen damit also die meisten der in Bonn über Airbnb angebotenen Privatwohnungen unter den gewerblichen Bereich. Das heißt jedoch nicht, dass gegen alle Angebote vorgegangen wird.

Stadt überwacht die bekannten Internetportale

Die Stadt überwacht nach eigener Aussage zwar alle bekannten Internetportale und überprüft die dortigen Angebote. Sie weist aber darauf hin, dass in der Regel weder die Adresse noch der Name des Vermieters bekannt seien. Die Ermittlung der Daten sei daher mit einem hohen Aufwand verbunden und oft unmöglich. Auf Nachfrage erklärte das Presseamt, dass keines der seit dem Inkrafttreten der Satzung laufenden Ordnungswidrigkeitsverfahren mit Airbnb in Verbindung stünde. Eine systematische Überprüfung habe bisher allerdings noch nicht stattgefunden.

Ulrich Hauschild, mit dem Thema vertrauter FDP-Kommunalpolitiker, sieht auf Bonn ein Problem zukommen. Die Stadt setzte kaum Mitarbeiter zur Kontrolle ein und die Steuerfahndung fühle sich nicht zuständig, beklagt er. Seiner Ansicht nach müsse die Stadt endlich etwas unternehmen, auch im Sinne der Hoteliers.

"Aber die machen das nur bei konkretem Verdacht. Die begreifen die Dimension nicht", findet Hauschild. Denn ob Luxus-Penthouse oder die anfangs erwähnte Bruchbude, in dem die Italiener untergekommen sind - Airbnb und Co. wachsen nicht nur nach Prognose von Hauschild weiter, weil immer mehr Eigentümer in der Kurzeitvermietung ihrer Immobilien eine neue Chance erkannt haben.

Das Geschäft mit den Privatwohnungen

Touristen aus aller Welt nutzen immer öfter Reiseportale wie Airbnb, 9flats, Gloveler oder Wimdu bei der Suche nach dem idealen und möglichst authentischen Urlaubsquartier.

Die Online-Plattform Airbnb vermittelt unter Abzug einer Provision Reisenden Aufenthalte in Privatwohnungen. 2008 wurde die Plattform in San Francisco gegründet. Das Ziel: die Tourismusbranche verändern. In knapp 200 Ländern auf der Welt bietet Airbnb mittlerweile rund 800 000 Unterkünfte an.

2009 nutzten rund 20 000 Gäste den Dienst, 2013 waren es etwa zehn Millionen, heute sind es bereits 20 Millionen Nutzer im Jahr.

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