Raimund Burkert aus Bad Godesberg Rollstuhlfahrer und Reha-Patient verzweifelt am ÖPNV

SCHWEINHEIM · Rollband außer Betrieb, zu rasante Busfahrer: Raimund Burkert ist Patient im neurologischen Rehabilitationszentrum "Godeshöhe". Der Rollstuhlfahrer ist in den vergangenen Wochen mehrfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Bad Godesberg und Bonn unterwegs gewesen. Nicht immer klappte das reibungslos. Seine Erfahrungen teilte er jetzt den Stadtwerken und dem GA mit.

 Reha-Patient Raimund Burkert kann nur kurze Strecken mit Rollator gehen.

Reha-Patient Raimund Burkert kann nur kurze Strecken mit Rollator gehen.

Foto: Wenzel

Einen besonders schwarzen Tag erwischte er nach eigener Aussage im Februar, als er mit Bus und Bahn von der "Godeshöhe" in die Bonner Innenstadt fuhr. Doch der Reihe nach. Burkert ist nicht irgendein Fahrgast: Er ist gelernter Verkehrsingenieur, war bei den Leverkusener Verkehrsbetrieben beschäftigt und leitete im Kreis Soest/Hochsauerlandkreis neun Betriebshöfe. Er hat einen Busführerschein und bezeichnet sich selbst "als fanatischen Anhänger des ÖPNV".

Bereits die Erinnerung an seine erste Station auf dem Weg nach Bonn lässt Burkert mit dem Kopf schütteln. Die Bushaltestelle der Linie 615 von Schweinheim nach Godesberg war wegen Bauarbeiten auf der gegenüberliegenden Straßenseite außer Betrieb.

Für Reha-Patienten und Besucher des Hauses befindet sie sich normalerweise unmittelbar gegenüber des Eingangsbereichs der "Godeshöhe" an der Waldstraße. Eine Ersatzhaltestelle wurde weiter oben in Richtung "Russisches Generalkonsulat" installiert. "Warum?", fragt Burkert. Er kann nicht nachvollziehen, dass diese Haltestelle nicht angefahren wurde.

Überrascht hat ihn anschließend die Fahrweise der Busfahrer: "Es gibt Fahrer, die haben Niki Lauda in ihrer Ahnenreihe. Es gibt einige Kurven zwischen Schweinheim und Godesberg-Zentrum, die könnte man in langsamerem Tempo fahren", meint er. In Lippstadt, so Burkert, habe er früher spezielle Schulungen mit seinen Fahrern durchgeführt, damit die sich in die Situation eines Rollstuhlfahrers oder Rollator-Nutzers versetzen konnten.

Und dann der Aufzug an der Moltkestraße, der die Fahrgäste in die U-Bahnstation Bad Godesberg Bahnhof transportiert: "Mal abgesehen davon, dass sich Fäkalien im Aufzug befanden, war das der kleinste U-Bahn-Aufzug, den ich jemals gesehen habe." Auch im U-Bahn-Waggon kritisiert er die viel zu schmalen Durchgänge. Das i-Tüpfelchen dann am Bonner Hauptbahnhof: Das Rollband in Richtung Münsterstraße ist außer Betrieb und er ist auf Hilfe angewiesen. "Ich bin an diesem Tag mit dem Taxi wieder nach Hause gefahren, auf ÖPNV hatte ich keine Lust mehr."

Werner Schui, Sprecher der Bonner Stadtwerke (SWB), kann die Kritik nicht nachvollziehen. Die Baustelle an der Waldstelle sei "misslich" gewesen, aber laut den SWB-Experten sei es unumgänglich gewesen, die Bushaltestelle vorübergehend zu schließen. "Vor allem der Rückstau in Richtung Ampel ist ein Problem", so Schui.

Über zu schnell fahrende Busfahrer sei ihm nichts bekannt und zu den zu schmalen Durchgängen in der U-Bahn meint er: "Die U-Bahn ist seit Jahrzehnten im Einsatz, mir sind da in dem Punkt keine Klagen von Rollstuhlfahrern bekannt." Verunreinigungen auf Bahnsteigen und in Aufzügen seien natürlich "bitter zu beklagen". Den Stillstand des Rollbands an jenem Tag bestätigt Schui, allerdings: "Der Defekt wurde gegen 16 Uhr gemeldet, das Problem umgehend behoben und ab 18 Uhr funktionierte das Rollband wieder."

Auch für Stephan Potthoff, als stellvertretender Verwaltungsleiter der "Godeshöhe" zuständig für das Beschwerdemanagement im Haus, sind die Sorgen von Burkert neu: "Eine solche Darstellung höre ich so das erste Mal", sagt er. Ihm sei es wichtig, dass sich die Patienten so normal wie möglich zwischen Reha und Godesberger Zentrum mit dem ÖPNV bewegen könnten. Etwa jeder Fünfte der rund 300 Patienten im Haus sei in der Lage, das Haus mit Hilfsmitteln regelmäßig zu verlassen.

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