Im Schockraum des Waldkrankenhauses Herr Müller unter Strom

BAD GODESBERG · "Herr Müller, wie geht es Ihnen?", fragt Krankenpfleger Denis Patega den Patienten. Zuvor wurde Herr Müller in den Schockraum des Waldkrankenhauses transportiert, weil ihn ein möglicher Bandscheibenvorfall plagt. Er habe schwere Getränkekisten gehoben und dabei sei es passiert.

 Simulierter Notfall: Die Fachkrankenpfleger Antje Hähnel (links), Denis Patega und Regina Matthiesen retten im Schockraum des Waldkrankenhauses das Leben von Herrn Müller.

Simulierter Notfall: Die Fachkrankenpfleger Antje Hähnel (links), Denis Patega und Regina Matthiesen retten im Schockraum des Waldkrankenhauses das Leben von Herrn Müller.

Foto: Mühlens

Er klagt über Schmerzen im Brustbereich. Schnell merkt Patega, dass mit dem Patienten etwas nicht stimmt. Er reagiert nicht auf Ansprache. Er ist bewusstlos. Herzstillstand. Patega greift zum Telefon und ruft das Notfallteam zur Verstärkung. Gleichzeitig beginnt er mit der Herzdruckmassage und versucht, Herrn Müller zu reanimieren. Glücklicherweise handelt es sich bei dieser Situation im Schockraum des Waldkrankenhauses um eine Übung, die aber sehr realitätsnah ist. Herr Müller ist auch nur eine Puppe.

Das Training deckt Schwachstellen auf

"Wir simulieren heute einen lebensbedrohlichen Notfall, der sich zu jeder Zeit in einem Krankenhaus einstellen kann", erklärt Dr. Markus Födisch, Oberarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. Födisch ist auch Leiter des Trainingscenters für Notfallmedizin am Waldkrankenhaus. Dieses ist nach den Kriterien der renommierten American Heart Association (AHA) zertifiziert und bietet umfangreiche Schulungen und Trainingsmaßnahmen für andere Kliniken, Praxen oder auch medizinfremde Unternehmen an. In Nordrhein-Westfalen gibt es neben dem Bonner Trainingscenter nur noch eines in Düsseldorf. "Durch die Trainings kann man einen zu 65 Prozent verbesserten Reanimationsablauf erreichen", berichtet Födisch. Dabei sollen Schwachstellen wie etwa zu lange Wege aufgedeckt werden.

Es geht vor allem um das Team, das in einem Notfall zusammenarbeiten muss. Jeder Handgriff muss sitzen, damit der Patient gerettet werden kann. "Studien haben bewiesen, dass Erlerntes nach knapp sechs Monaten wieder langsam vergessen wird", erklärt Födisch, der die Übung als Operator betreut.

Das Waldkrankenhaus verfügt über mehrere Dummys, für die die Johanniter GmbH fünfstellige Beträge investiert hat. Das Besondere ist: Die Dummies lassen sich beatmen und reagieren auf eine PC-gesteuerte Simulation. Dabei übertragen sie Werte wie den Herzrhythmus oder auch den Blutdruck. Das alles garantiert eine realitätsnahe Übung.

Während Denis Patega weiterhin das Herz von Herrn Müller mit kräftigen Stößen massiert, erreichen die Fachkrankenpflegerinnen Regina Matthiesen und Antje Hähnel den Schockraum. Matthiesen hat den Notfallkoffer dabei.

Jeder Handgriff sitzt, die drei Pfleger wechseln sich bei der Herzmassage ab. Sie atmen schwerer; die Herzmassage ist anstrengend, denn ein bestimmter Rhythmus muss eingehalten werden, damit das Herz wieder von alleine zu schlagen anfängt. Unterdessen setzt Denis Patega Zugänge, Antje Hähnel bereitet den Defibrillator vor. "Alle weg vom Bett", fordert Hähnel auf. Gekonnt versetzt sie Herrn Müller einen ordentlichen Stromstoß. Schließlich stabilisieren sich laut Anzeige der Monitore die Werte von Herrn Müller.

"Vielen Dank, meine Herrschaften, der Patient ist gerettet", lobt Markus Födisch. Den Verantwortlichen im Waldkrankenhaus kommt es nach der Übung auf den Erfahrungsaustausch und die detaillierte Fehleranalyse an.

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