Kleiner Ortsteil mit Waldkrankenhaus und Reha-Klinik Gesundbrunnen Schweinheim

SCHWERINHEIM · Mit dem Waldkrankenhaus und dem Reha-Zentrum Godeshöhe haben sich in dem kleinen Godesberger Ortsteil Schweinheim zwei große Institutionen des Gesundheitswesens etabliert. Beide bilden das Rückgrat des Gesundheitsstandorts Bad Godesberg, der nicht zuletzt auf der Historie als Kur- und Badeort bis in die 60er Jahre basiert.

 Eine Mitarbeiterin kümmert sich um einen Patienten: Pro Jahr sind es im Waldkrankenhaus rund 12.000.

Eine Mitarbeiterin kümmert sich um einen Patienten: Pro Jahr sind es im Waldkrankenhaus rund 12.000.

Foto: Ronald Friese

In jüngster Vergangenheit dachten Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann und die Kommunalpolitiker des Stadtbezirks auch laut über "eine renommierte Gesundheitseinrichtung" an der Kurfürstenallee nach. Jetzt wird die Rathauszeile stückweise von der Stadt verkauft, die private Elisées-Klinik im Zentrum schloss unlängst ihre Pforten. Und Schweinheim bleibt, zumindest hat es heute den Anschein, das Zentrum für Medizin in Bad Godesberg und nach wie vor Anlaufstelle für viele Patienten aus dem Ausland.

"Unsere Patienten kommen etwa zu 70 Prozent aus einem Umkreis von drei bis vier Kilometern rund ums Krankenhaus", erklärt Markus Fleischhauer, kaufmännischer Direktor an der Betriebsstätte Waldkrankenhaus, dem GA. Vor allem die Unfallchirurgie habe sich einen Namen gemacht. Nicht zuletzt auch wegen des Mediziners Kurt Steuer, der neben seiner Funktion als Chefarzt auch als Mannschaftsarzt das Handball-Nationalteam betreut. "Auch in den Bereichen HNO, Diabetologie und Gastroskopie sind wir gut aufgestellt", sagt Fleischhauer. Einzig die Gynäkologie fehle. Aber die gebe es im Johanniterkrankenhaus, die, wie das Waldkrankenhaus, zu den Evangelischen Kliniken Bonn gehört.

Kein Kilometer Fahrtstrecke liegt zwischen dem Waldkrankenhaus und dem Reha-Zentrum Godeshöhe. Vor allem auf dem Gebiet der Neuro-Urologie ist des Zentrum Spezialist. Das Fachgebiet beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie von Funktionsstörungen der urologischen Organe nach einer Schädigung der sie steuernden Nerven. "Für querschnittsgelähmte Patienten ist der Toilettengang ein zentrales Thema", sagt Geschäftsführer Rolf Radzuweit.

Deshalb kämen in die Einrichtung auch Patienten aus ganz Europa. Neben den normalen Reha-Patienten werden an der Waldstraße auch Kriegsverletzte betreut. "Wir haben immer zwischen zehn und 15 ausländische Patienten mit Schwerstverletzungen bei uns", nennt er Zahlen. In einem Internationalen Büro des Zentrums helfen die Mitarbeiter bei der Suche nach Unterkünften für Begleitpersonen und bei der Verlängerung der Visa für Patienten und Begleitung sowie die Übersetzung der medizinischen Abschlussberichte.

Zwischen dem Krankenhaus und dem Rehabilitationszentrum hat auch der Hospizverein Bonn seinen Sitz an der Waldstraße. Etwa 50 entsprechend geschulte Ehrenamtler des Vereins betreuen rund 100 schwerstkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige und Freunde ambulant in häuslicher Umgebung, in Seniorenheimen, in Krankenhäusern und im Stationären Hospiz am Waldkrankenhaus. Unter anderem werden im stationären Bereich regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und Kabarettabende organisiert. Zuletzt sorgte etwa der Bonner Travestie-Star Curt Delander für Kurzweil. "Alle Facetten des Lebens sollen weitergelebt werden können", beschreibt die Koordinatorin des Vereins, Ines Kai-Schulze, eine Aufgabe des Vereins.

Neben den originären Aufgaben von Krankenhaus und Reha-Zentrum, gibt es in Schweinheim aber auch eine Art Medizintourismus. Ins Waldkrankenhaus kommen nach Angaben von Fleischhauer jährlich etwa 40 Patienten aus dem Ausland zur Behandlung. "Ihre Behandlung läuft reibungslos im normalen Betrieb", betont der kaufmännische Direktor des Krankenhauses.

Den Umsatz, den diese Kunden machen, betrachtet Fleischhauer realistisch: "Das ist sicherlich ein Bereich, der zusätzliche finanzielle Mittel ins Haus bringt, aber es ist auch ein erhöhter Aufwand." Mediziner und Pfleger müssen auf die kulturellen und religiösen Hintergründe speziell eingehen. Für das Reha-Zentrum Godeshöhe gilt, dass es sich bei deren ausländischen Patienten nicht "um den Familienvater handelt, der zum Durchchecken mit seiner Entourage anreist", sondern oftmals um libysche Kriegsverletzte. Wenn eine Begleitperson dabei sei, dann habe diese weniger Lust, in Bonn zu shoppen.

Für Jens Juszczak, Experte der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg gibt es auf dem Gebiet Medizintourismus am Standort Bonn jedoch Nachholbedarf. Die Stadt mache zu wenig Eigenwerbung, um ausländische Patienten an den Rhein zu locken. Vor allem Russen seien eine attraktive Klientel. Das liege unter anderem an deren Zahlungsmoral. Sie würden die Behandlung meistens privat bezahlen und oft in Vorkasse gehen.

Nach Bonn kommen etwa 600 Patienten pro Jahr aus dem Ausland, um sich stationär behandeln zu lassen. Im Vergleich zu den insgesamt 142.000 stationären Behandlungen ist die Anzahl der ausländischen Patienten verhältnismäßig klein. "2012 wurden in Deutschland 83.000 ausländische Patienten stationär und 123.000 ambulant versorgt", berichtet der Fachmann. "Das alleine macht ein Umsatzvolumen von einer Milliarde Euro aus, das in den Krankenhäusern generiert wird."

Waldkrankenhaus

Im Waldkrankenhaus stehen den Patienten 288 Betten zur Verfügung. Etwa 12.000 Patienten pro Jahr werden dort sowohl ambulant als auch stationär behandelt. 550 Mitarbeiter kümmern sich um die Patienten.

Reha-Klinik-Godeshöhe

In dem Rehabilitationszentrum kümmern sich rund 600 Mitarbeiter um die Patienten. Pro Jahr werden dort etwa 2000 stationär und 2300 ambulant behandelt. In dem Reha-Zentrum stehen 320 Betten zur Verfügung.

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