Oftmals stehe an dieser Stelle aber das Medikament, das schnell Abhilfe schaffen soll, dies oftmals aber nicht schaffe. Die Klinik verfolgt daher das Konzept der "Begegnungsmedizin". Nicht nur Körper, sondern auch Seele und Geist werden mit einbezogen, um eine treffende Diagnose zu stellen und eine geeignete Therapie ausarbeiten zu können. Das Motto des Gezeitenhauses lautet daher auch: "Das Passende tun."

Die Behandlungsmöglichkeiten der traditionellen chinesischen Medizin passten laut Elke Nelting optimal zu dieser Idee. Dazu gehört zum Beispiel Qigong, eine Art der Bewegungsmeditation. Dem Patienten bietet sie eine Möglichkeit, "mit sich selbst in Kontakt zu treten und dabei Mehreres gleichzeitig zu regulieren, nämlich den Köper auf der physiologischen Ebene und die Seele auf der psychologischen Ebene und letztendlich auch den Geist", so Elke Nelting.

In der Klinik wird Wert darauf gelegt, dass Therapieerfolge von Dauer sind. Qigong können die Patienten auch nach ihrer Entlassung aus dem Gezeiten Haus ausüben und so aktiv zur Selbstheilung beitragen, sagen die Klinikgründer, deren drei Kinder inzwischen ebenfalls mitarbeiten. Was in anderen Krankenhäusern als Nachsorge bekannt ist, nennt man hier "Lebenspflege".

Vor der Eröffnung des Gezeiten Hauses am 1. Oktober 2004 hatte Manfred Nelting die ebenfalls von ihm gegründete Tinnitus-Klinik Bad Arolsen geleitet. Bei der Behandlung der Tinnitus-Patienten stellte sich heraus, dass viele von ihnen an Depressionen litten, die wiederum von Burn-Out ausgelöst worden waren. Daraus entstand der Wunsch der Neltings, ein Krankenhaus zu gründen, im dem sie Burn-Out, den Auslöser vieler psychosomatischer Erkrankungen, behandeln können.

Zum Gezeiten Haus in Schweinheim gehören neben dem Krankenhaus auch eine Tagesklinik, eine Ambulanz und eine Akademie. 2004 beschäftigte das Haus noch 25 Mitarbeiter, mittlerweile sind es über 100. Die Klinik ist aktuell komplett ausgelastet. Nächstes Jahr soll in Oberhausen deswegen eine weitere Tagesklinik eröffnet werden.