Bundesinstituts für Raumforschung Harald Herrmann arbeitet seit 23 Jahren mit Rheinblick

RÜNGSDORF · Wer kann schon von sich behaupten, in einem Schloss zu arbeiten? Für Harald Herrmann ist das seit 1991 beruflicher Alltag. Am Rande der Mehlemer Auen, versteckt hinter hohen Bäumen, liegt seine Arbeitsstätte: das Schloss Deichmannsaue. Hier hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung seinen Hauptsitz.

 Versteckt hinter hohen Bäumen liegt das Schloss Deichmannsaue, das seinen vollen Glanz zur Rheinseite hin entfaltet.

Versteckt hinter hohen Bäumen liegt das Schloss Deichmannsaue, das seinen vollen Glanz zur Rheinseite hin entfaltet.

Foto: Martina Sondermann

Bereits in den 90er Jahren arbeitete der Jurist im dort ansässigen Bundesbauministerium unter anderem als persönlicher Referent von Klaus Töpfer und Leiter des Referats Bauwirtschaft. Schon damals wusste er die Vorzüge der Rheinlage zu schätzen. "Da haben wir in der Pause gerne mal die Fähre nach Königswinter genommen, uns drüben kurz in die Sonne gesetzt, auf die Deichmannsaue geblickt und sind dann wieder zurückgefahren, um auf andere Gedanken zu kommen."

Dann wurde der Berlin-Umzug des Ministeriums beschlossen. Für Herrmann stand fest: "Um nichts in der Welt wollten meine Familie und ich den Rhein gegen die Spree tauschen." So nahm er die Gelegenheit wahr und wechselte 1998 als Leiter der Zentralabteilung ins neu gegründete Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, das im Schloss Deichmannsaue blieb. Vor zweieinhalb Jahren wurde er dann Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), dem wissenschaftlichen Bereich des Amts.

Das Büro von Harald Herrmann mit Blick auf den Rhein befindet sich im ersten Stock des denkmalgeschützten Anwesens, das von der Straßenseite aus unscheinbar wirkt und seinen vollen Glanz erst zur Rheinseite hin entfaltet. "Im Herbst und Winter habe ich freie Sicht auf Petersberg und Drachenfels", sagt er. Jetzt geben die hohen, dicht gewachsenen Bäume des Schlossparks lediglich die Bergkuppen des Siebengebirges frei.

Herrmann öffnet ein Fenster und Vogelgezwitscher dringt in den Raum. "Das ist Panzerglas", erklärt er. "Es wurde nach dem RAF-Anschlag eingebaut und bis heute nicht ausgewechselt." 1991 hatten Terroristen die damalige US-Botschaft von der anderen Rheinseite aus beschossen. Herrmanns Blick wandert in den Park. "Im Sommer ist viel Leben im Garten", erzählt der Institutsleiter. "Der Schlosspark ist für jedermann zugänglich. Das wurde ganz bewusst so gemacht." Kinder spielen Fußball, Hundebesitzer spazieren den Weg entlang und auch eine Hundeschule nutzt das Gelände zu Übungszwecken.

"Aber die Kinder sind mir lieber", gesteht der 60-Jährige schmunzelnd, der selbst Vater von vier Kindern ist. Der Park ist auch für die Mitarbeiter eine willkommene Abwechslung. "Dienstags spielt hier immer unsere Kollegen-Sportgruppe Fußball", berichtet Herrmann. Er selbst geht in der Pause auch gern durch den Garten, der direkt ans Rheinufer grenzt, an der Uferpromenade entlang bis zum Weinlokal Rheinhäuschen. "Natürlich ohne einzukehren", beteuert er. "Es tut einfach gut, frische Luft zu schnappen und den Rheinblick zu genießen. Das macht den Kopf frei."

Doch Herrmann kennt den Rhein auch von seiner dramatischen Seite. Beim Jahrhunderthochwasser 1992 wurde auf der Straße "Deichmanns Aue" eine mobile Schutzwand aufgestellt. Herrmann erinnert sich noch gut daran, wie er auf der trockenen Seite über die Barrikaden blickte. "Das Wasser stand mir im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals. Das war schon beeindruckend."

Die Folgen des Klimawandels und die Auswirkungen auf die Städte und das Wohnen sind Themen, die Herrmann und seine 160 Mitarbeiter im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn und Berlin behandeln. Im Vordergrund steht dabei die Prävention. "Wie können Städte widerstandsfähiger gemacht werden gegen die Folgen von Extremwetter mit Starkregen, Hagel und Hochwasser und wie können sich Bürger besser schützen", erläutert Herrmann und weist auf die "Hochwasserschutzfibel" hin. Die kostenlose Infobroschüre mit Verhaltensregeln und Bautipps gibt das Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung heraus.

Der Rhein lässt Harald Herrmann privat wie beruflich nicht los und zieht sich wie ein rotes Band durch sein Leben. In Wiesbaden aufgewachsen und in Mainz studiert, lebt der "Anrheiner" mit seiner Familie mittlerweile seit 27 Jahren in Bonn. "Dann bin ich schon ein Rheinländer", stellt er nicht ganz ohne Stolz fest.

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