Bauvorhaben im Kronprinzenpark Bürgerdialog verläuft in erwartet emotionaler Atmosphäre

RÜNGSDORF · Es ging um 9300 Quadratmeter, sechs "Stadtvillen", etwa 90 Wohnungen und eine prächtige Rotbuche: Zum Bürgerdialog über die geplante Baumaßnahme im sogenannten Kronprinzenpark zwischen Mirbach-, Wieland- und Kronprinzenstraße hatte der Vorhabenträger, einer Maßgabe der Bezirksvertretung Bad Godesberg folgend, für Samstag interessierte Bürger in die Godesberger Stadthalle eingeladen.

Wie berichtet, kaufte 2012 eine Kölner Investorengruppe das Bürogebäude der ehemaligen KfW in Rüngsdorf. Die ersten Pläne, den Bürokomplex in Wohnraum umzuwandeln, waren kurzlebig. Nun soll das bestehende Gebäude, entstanden zwischen 1951 und 1974 und stets als Fremdkörper in der Nachbarschaft der Gründerzeitvillen empfunden, abgerissen und durch sechs "Stadtvillen" mit drei und vier Geschossen zuzüglich Staffelgeschossen bzw. fünf Vollgeschossen ersetzt werden.

Zwei dieser Gebäude sollen im parkähnlichen Innenbereich entstehen. Von anfänglich 50 bis 60 Wohneinheiten, dann 75, 90 und nun 97 ist die Rede. Hinzu kommen 106 Tiefgaragenplätze.

Der Saal war voll, die Luft dick, die Stimmung gereizt. Einig waren sich alle allein in der Freude, die bestehende "Baukatastrophe" der Nachkriegsjahre abgerissen zu wissen. Sprach der Architekt jedoch von "zeitlos ansprechender Architektur", beurteilte ein Anlieger diese als "dem Zeitgeist geschuldete schuhkartonartige Bauweise".

Hob der Architekt die "Körnigkeit", Leichtigkeit des Bauprojekts hervor, verwies ein Teilnehmer auf die "Gesteinhaftigkeit", und die "erdrückende" Front von 60 Metern, die durch das enge Aneinanderbauen von zwei dieser Häuser an der Mirbachstraße entstehen würde. Lobte der Architekt die Gesamthöhe in Anlehnung an die Firsthöhe der umstehenden Gebäude, argumentierte eine Anliegerin mit der Unvergleichbarkeit der Wirkung von Satteldächern und Flachdächern.

Kerstin Hemminger vom Stadtplanungsamt erinnerte an die Verpflichtung der Verwaltung, in einer wachsenden Stadt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und zwar nicht nur auf der "grünen Wiese". Man solle sich bewusst machen, dass die Hälfte der Bevölkerung Bonns Anspruch auf geförderten Wohnraum habe, so Hemminger.

Besondere "Gäste" auf dieser Veranstaltung waren eine Rotbuche und eine Zeder. Einhellig galt die Sorge der teilnehmenden Anwohner dem Bestand dieser alten Bäume, deren Kronen sich bereits in den Bauzeichnungen mit den zukünftigen Gebäuden überschneiden.

Wolfgang Baumeister, Architekt und Anlieger, hat bereits einen Bürgerantrag gestellt, diese und andere auf dem Grundstück stehenden alten, laut ihm jedoch gesunden Bäume, zu Naturdenkmälern erklären und damit vor der Axt retten zu lassen.

Eine Unterschriftsliste soll diesen Antrag untermauern. Zu hoch seien die Gebäude, zu dicht aneinandergebaut, der Wohneinheiten zu viele, zu massig die Bauart: so lautete die Zusammenfassung der kritischen Einwände. In die Zukunft weisend verwies Kerstin Hemminger auf die noch sehr frühe Phase des Bauvorhabens und die große Wahrscheinlichkeit, in dieser Runde noch einmal zusammenzukommen.

Doch eine gewisse Hoffnungslosigkeit, tatsächlich gehört zu werden, war den gegenseitig zugerufenen Abschiedsgrüßen der Teilnehmer durchaus zu vernehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort