Erziehung in Godesberg Kleine Entdecker nehmen neuen Inklusionskindergarten in Beschlag

PLITTERSDORF · Die Container vor der Kirche Sankt. Thomas More Heilig Kreuz sind Geschichte, die Kinder haben ihren Sonja-Kill-Kindergarten in Beschlag genommen. Statt im Provisorium wird nun in großen, hellen Gruppenräumen gespielt und gesungen. Außerdem gibt es in dem zweistöckigen Gebäude unter anderem Basis-, Schlaf- und Therapieräume, eine Küche, neue sanitäre Anlagen und Podestlandschaften, auf denen zum Beispiel Tische stehen.

Gemeinsames Singen: In den Gruppenräumen verbringen die Kinder und Erzieherinnen einen Teil ihres Kindergartentages.

Gemeinsames Singen: In den Gruppenräumen verbringen die Kinder und Erzieherinnen einen Teil ihres Kindergartentages.

Foto: Ronald Friese

Bewegung wird groß geschrieben. So können sich die Kleinen zum Beispiel an einer Kletterlandschaft austoben. Das sei wichtig - schließlich "sind die Kinder zukünftig fast 45 Stunden in der Einrichtung", sagt Kindergartenkoordinatorin Sonja Velten. Und genau deswegen wird es bald auch einen Rückzugsort für die Kinder geben, in dem sie sich entspannen und mit religiösen Inhalten befassen können, sagt Dechant Wolfgang Picken. Eine Neuerung beim Kindergarten: "Es ist der erste dieser Art in Deutschland."

Länger als ein Jahr ist es her, dass die Kinder und Erzieherinnen aus dem roten Backsteingebäude an der Cheruskerstraße aus- und in die Container eingezogen sind. Seitdem ist eine Menge passiert.

Das alte Haus wurde abgerissen, das neue gebaut. Insgesamt wurden laut Picken 1,7 Millionen Euro investiert, 350.000 Euro stammen aus Fördertöpfen für die U 3-Betreuung und von der Aktion Mensch. Den Rest hat die Bürgerstiftung Rheinviertel aufgebracht - mit der Unterstützung zahlreicher Spender.

Nun werden 45 Kinder in drei Gruppen auf 640 Quadratmetern betreut, die sich über zwei Etagen erstrecken - im Obergeschoss tummeln sich die Drei- bis Sechsjährigen, im Erdgeschoss die Unter-Dreijährigen. Zwölf Kinder haben einen Förderbedarf.

Gearbeitet wird mit einem offenen Konzept. Soll heißen, dass verschiedene Räume verschiedene Bestimmungen haben. So gibt es ein Atelier, in dem die Kinder mit einer Kunsttherapeutin arbeiten, eine Lese-Schreibwerkstatt und einen Wassertherapieraum, sagt Velten. Oder ein Zimmer, in dem Psychomotorik, der Schwerpunkt des Inklusionskindergartens, auf dem Programm steht. "Die Schulung des Gleichgewichtssinns ist sehr wichtig", sagt Velten. Therapiezeiten gibt es nicht. Die Kinder verteilen sich in Eigenregie auf die Räume - und bestimmen damit ihre Beschäftigung selbst.

Neben der sogenannten "Entdeckerzeit" gibt es aber auch feste Zeiten, in denen die Kleinen gemeinsam mit ihrer Gruppe in ihrem eigenen Zimmer zusammen sind. Denn: "Struktur ist wichtig", sagt Velten. Und weiter: "Offene Arbeit bedeutet nicht weniger, sondern mehr Struktur als geschlossene."

Komplett fertig ist der Sonja-Kill-Kindergarten noch nicht. Das Außengelände muss in den nächsten Wochen fertiggestellt werden, es gilt auch, im Gebäude noch einige Handgriffe zu erledigen. Wenn das Wetter mitspielt, werden die Arbeiten Ende Januar oder Anfang Februar abgeschlossen sein, wagen Picken und Velten eine Prognose.

Dann steht auch die feierliche Einweihung auf dem Programm. Und die Kinder können ihre Kita endlich auch offiziell in Beschlag nehmen.

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