Kneipensterben in Plittersdorf Hohe Pacht, wenig Gäste

PLITTERSDORF · Diskussion über Kneipensterben in Plittersdorf: Was wird aus der letzten Kneipe mit Saal und Kegelbahn, die in Plittersdorf noch geöffnet hat? Beim Bürgertreff der CDU wurde am Mittwochabend bekannt, dass das ZAP ("Zur alten Post") an der Plittersdorfer Straße angeblich schließen soll.

 Im "Stübchen" seitlich am Schaumburger Hof sollen sich die Plittersdorfer nach der Renovierung wieder treffen können.

Im "Stübchen" seitlich am Schaumburger Hof sollen sich die Plittersdorfer nach der Renovierung wieder treffen können.

Foto: Ronald Friese

Der Eigentümer habe etwas anderes mit dem Haus vor, berichtete der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Nikolaus Kircher. Anwohner und Kommunalpolitiker hatten sich getroffen, um über das Thema "Kneipensterben in Plittersdorf" zu diskutieren.

Die gute Nachricht: Das ZAP bleibt vorerst offen. Pächter Christoph Ginster, der das Restaurant im vergangenen Jahr übernommen hatte, sagte dem GA gestern: "So lange ich kein Schild raushänge, dass wir schließen, geht es weiter." Er habe noch keine Kündigung seines Zehn-Jahres-Vertrages erhalten, es sei aber von Veränderungen die Rede gewesen.

Das ZAP laufe inzwischen gut, berichtet der junge Gastronom. Er setzt weniger auf den klassischen Thekenbetrieb, sondern auf das Restaurant. Schnitzel und Steaks seien besonders gefragt. Die Plittersdorfer mussten sich aber auch daran gewöhnen, dass sie nicht mehr bis nachts an der Theke sitzen können. Ginster weiß um die Rolle des letzten Traditionshauses im Ort: Er bietet jetzt Gänse-Essen an und bereitet Weihnachtsmenü und Silvesterfeier vor. Man könnte meinen, alles sei in bester Ordnung, käme man nicht auf dem Weg zur Toilette an einem nicht renovierten Wasserschaden vorbei.

"In meiner Jugend gab es in Plittersdorf noch sieben Kneipen", erinnert sich Nikolaus Kircher. Er fragte in die Runde, was denn die Bürger tun könnten, damit der mit knapp 11 000 Einwohnern größte Ortsteil Godesbergs Kneipen behalte? Drei Ursachen wurden vom Publikum für das Kneipensterben ausgemacht: zu hohe Pachtvorstellungen der Eigentümer, das Fehlen der "guten Wirte von früher" und schließlich der Gast selbst. "Wir können nur gute Vorsätze fassen, öfter abends im Ort auszugehen", sagte Kircher. Er findet, dass das "Stübchen" des Schaumburger Hofs die ideale Dorfkneipe wäre.

Eigentümer Carl Völzgen schaltete sich schließlich selbst in die Diskussion ein. Der Schaumburger Hof werde zurzeit restauriert. "Es ist nicht einfach, den richtigen Pächter zu finden, obwohl es viele Interessenten gibt", sagte Völzgen. Er kündigte an, dass auch das kleine Braustübchen wieder genutzt werden soll. "Wir wollen hoffen, dass vielleicht im Januar wieder aufgemacht wird", sagte Völzgen. Er selbst sei gebürtiger Plittersdorfer und werde darauf achten, "dass hier wieder etwas passiert".

Ungewiss ist die Zukunft des Restaurants "Im Steinhaus" an der Turmstraße. Es wird zu einem Pachtpreis von 2500 Euro plus Nebenkosten im Internet angeboten. Vier Generationen lang war das 1875 eröffnete Steinhaus im Familienbesitz, Albine und Hans Heuser hatten es 2009 schweren Herzens geschlossen, weil ein Nachfolger fehlte. Das Gasthaus sollte zum Privathaus umgebaut werden. 2010 kehrte mit "Le Sommelier im Steinhaus" unter der Regie von Shpejtim Kryezi und Sandra Jentsch doch wieder Gastronomie in die historischen Mauern ein. Seit gut einem Jahr ist das Restaurant aber geschlossen.

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