Berufsverkehr in Plittersdorf Hilferuf aus der Turmstraße

PLITTERSDORF · Für ortskundige Autofahrer ist sie so etwas wie die Ausweichstrecke für die Ausweichstrecke. Doch unter dieser Last leidet sie gewaltig. Die Rede ist von der schmalen Turmstraße, die sich als erste rheinparallele Verbindung vom Schaumburger Hof bis zur Rheinaue durch Plittersdorf erstreckt. Anwohner halten die Situation für unzumutbar und wollen erreichen, dass die Stadt sie entschärft.

Wenn sich auf der B 9 der Verkehr knubbelt, dann sucht dieser sich gern einen Weg über die sogenannte MUK, die parallel zur Bundesstraße verlaufende Achse von Mittel-, Ubier- und Konstantinstraße. So bekannt dieser Umstand ist, so unbemerkt litten bislang offenbar die Anlieger der Turmstraße unter einem weiteren Nebeneffekt: dem Entlastungsverkehr durch den historischen Plittersdorfer Ortskern über die Turmstraße. Verschärft wird dieser dann durch eine Entwicklung, die den bisherigen Anwohnern bereits seit geraumer Zeit ein ungutes Gefühl bereitet: die rege Neubautätigkeit in den Vierteln am Rhein.

"Die Verkehrssituation im gesamten Bereich der Turmstraße entwickelt sich immer gefährlicher", klagt Hans Jürgen Kirwel. Als Vorsitzender der Eigentümergemeinschaft einer Wohnanlage hat er einen Bürgerantrag eingereicht, der am kommenden Mittwoch in der Bezirksvertretung beraten werden soll. Die Anwohner fordern ein "schlüssiges Verkehrskonzept" für Plittersdorf, andernfalls seien Unfälle vorprogrammiert. Eine Stellungnahme der Verwaltung liegt bislang noch nicht vor. Die Fraktionen werden erst in den nächsten Tagen beraten.

"Wir fühlen uns nicht mehr sicher. Die Situation spitzt sich nunmehr in der dunklen Jahreszeit, gerade für Kinder auf dem Schulweg, dramatisch zu", sagen Kirwel und seine Mitstreiter und nennen folgende konkrete Missstände: Ein Problem sei zunächst einmal die durchgehend hohe Geschwindigkeit, mit der die meisten Autos auf der Turmstraße unterwegs seien. Zudem wichen sie aufgrund der Verkehrsführung "permanent" über die Bürgersteige aus, es würden Poller umgefahren und Radfahrer von Autos und Bussen auf den Bürgersteig abgedrängt.

Zudem führen Autos teilweise in minimalem Abstand auf dem Bürgersteig an Passanten und Kindern auf dem Schulweg vorbei. Der angelegte Zebrastreifen sei aufgrund der Parksituation und Verkehrsführung für Autofahrer erst im letzten Moment einsehbar. Weil in der Regel zu schnell gefahren werde, sei ein Abbremsen kaum möglich. Passanten, gerade Kinder auf dem Schulweg, seien hier äußerst gefährdet.

Hans Jürgen Kirwel: "Mehrfach wäre es beinahe zu Unfällen gekommen, als Kinder auf dem Schulweg vor dem Zebrastreifen standen und ignoriert wurden oder eine Vollbremsung durchgeführt wurde, um eine Kollision mit Fußgängern im letzten Augenblick zu vermeiden. Die Mehrzahl der Anlieger kennt diese Situationen aus eigener Erfahrung." Dieses Problem könnte nach Auffassung der Bürger durch eine Ampel gelöst werden. Die Ursachen für das hohe Verkehrsaufkommen glaubt die Initiative bereits erkannt zu haben.

Demnach führt ein Umstand zu dem Dilemma, der zunächst einmal erfreulich erscheint: Plittersdorf ist ein begehrter Wohnort, die Bautätigkeit in den vergangenen Jahren war rege und hat zu höheren Einwohnerzahlen geführt. Hinzu kommen die Erweiterung der internationalen Schule und neue Arbeitsplätze bei den Vereinten Nationen und angegliederten Organisationen, sodass in den Morgenstunden eine regelrechte Rushhour zu beobachten ist.

Und die Entwicklung ist noch nicht zu Ende: Auf dem Gelände der früheren bulgarischen Botschaft wird bereits fleißig gebaut, für die südafrikanische Botschaft gegenüber stehen Investoren in den Startlöchern.

Für all das seien die Turmstraße und ihre Verkehrsführung schlichtweg nicht ausgelegt, klagen die Anwohner. Kirwel: "Es bedarf eines schlüssigen Verkehrskonzeptes, das Passanten und Radfahrer schützt." Er und seine Mitstreiter setzen nun darauf, dass die Kommunalpolitiker Lösungen finden. Die Bezirksvertretung tagt am Mittwoch, 28. Oktober, um 17 Uhr in der Stadthalle.

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