Literaturkurs in Pennenfeld Konrad-Adenauer-Gymnasiums zeigt "Die Befristeten"

PENNENFELD · Der Mann heißt Fünfzig, und er lehnt sich gegen das System auf. Diesen Namen trägt er deshalb, weil genau dies die Anzahl der Jahre ist, die er zu leben hat. Er will aber nicht wissen, wann er sterben wird, er bevorzugt die Ungewissheit.

 Der Kapselan alias Christian Jaaffar (Mitte) badet in der Ergebenheit seiner Untertanen.

Der Kapselan alias Christian Jaaffar (Mitte) badet in der Ergebenheit seiner Untertanen.

Foto: STEFAN KNOPP

Die kann er aber nur erlangen, wenn er den Kapselan besiegt, jenen Mann, der das Leben und Sterben in dieser totalitären Welt kontrolliert und der alleine in der Lage ist, die Kapseln mit dem Geburtsdatum zu öffnen, die jeder Mensch in Elias Canettis Drama "Die Befristeten" bei sich trägt.

Schweren und philosophisch höchst anspruchsvollen Stoff hat sich der Literaturkurs Q1 des Konrad-Adenauer-Gymnasiums ausgesucht. Schafft das Wissen um den eigenen Todeszeitpunkt Lebenssicherheit? Oder erfährt man erst in der Ungewissheit, was das Leben bedeutet? Lehrer Toni Zierer hatte seinen Schülern das Stück vorgestellt, und die hatten dem zugestimmt.

"Es ist eine kleine Herausforderung", sagte Annemarie Baron bei der Generalprobe. Die 16-Jährige spielt morgen in der Premiere den Rebell Fünfzig und geht dort gegen Christian Jaaffar (17) als Kapselan vor. "Das Stück ist nichts, was man schon kennt", meinte Christian. "Es hat eine schöne Atmosphäre und lässt viel Interpretation zu, weil es keine Regieanweisungen gibt."

Vor schwarz-weißer Kulisse und mit farbiger Beleuchtung entfaltet der Kurs die bedrückende Welt Canettis, in der die Menschen Gefangene ihrer vorherbestimmten Lebensdauer sind, aber auch mit der Gewissheit leben, dass sie nicht vorzeitig sterben. Ein abstraktes Gedankenexperiment, das sich zu einer Revolution hochschaukelt. "Ich liebe es, dass am Ende alles verrückt wird", so Jaaffar.

Wie die 26 Schüler das Stück umgesetzt haben, kann jeder morgen und am Freitag, 28. Juni, jeweils ab 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums, Max-Planck-Straße 24/36, sehen. Für die Hauptrollen in dem Stück gibt es an beiden Tagen unterschiedliche Besetzungen. Das Stück "Die Befristeten" ist für Jugendliche ab 14 Jahren empfohlen, der Eintritt an den Abenden kostet zwei Euro.

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