Autorenlesung am Konrad-Adenauer-Gymnasium Die mutigen "Edelweißpiraten"

PENNENFELD · „Sie wollten nicht wegsehen. Da wagten sie alles!“ Die Rede ist von den „Edelweißpiraten“, einer von Jugendlichen getragenen Widerstandsbewegung während der Zeit des Nationalsozialismus, deren Geschichte Dirk Reinhardt, Historiker und Publizist aus Münster, in seinem gleichnamigen Roman erzählt. Im Rahmen der fächerübergreifenden Arbeit zur kulturellen und literarischen Förderung hatte das Konrad-Adenauer-Gymnasium den bekannten Jugendbuchautor am Montag in die Aula eingeladen, wo er den Schülern der Klassen neun und zehn sein neues Werk präsentierte.

Dazu erklärte er den jungen Zuhörern erst einmal, werdie „Edelweißpiraten“ überhaupt waren. Und zwar handelte es sich umJugendliche aus der Arbeiterschicht, die anfangs nur eines im Sinnhatten: Sie wollten ihre persönliche Freiheit und Selbstbestimmungbewahren, die der Einzug in die Hitler-Jugend ihnen zu nehmendrohte. An Rhein und Ruhr, insbesondere in Köln, entstandenGruppierungen, die sich den Zwängen des NS-Regimes widersetzten.

Aus jugendlicher Rebellion wuchs schnell politischer Widerstand:Die jungen Leute organisierten heimliche Flugblattaktionen gegendie Nazis, schrieben Parolen an Hauswände, brachten Züge zumEntgleisen und gerieten ins Visier der Gestapo. Viele von ihnenwurden verhaftet und mussten ihren Mut sogar mit dem Lebenbezahlen.

Nach Erläuterung der Rahmenhandlung ließ der Autor dieHauptfigur Josef Gerlach zu Wort kommen und las den gespanntenSchülern verschiedene Passagen aus dem Roman vor. In Form vonfiktiven Tagebucheinträgen erzählt „Gerle“ von der erstenFlugblattaktion in der Venloer Straße, von einem brutalenZusammentreffen mit der SS und einem nervenaufreibenden Verhör inder Gestapozentrale und schließlich von einer nächtlichenSpray-Aktion, bei der die „Piraten“ nur um ein Haar davonkommen.

Die restliche Zeit der Lesung nutzten die Schüler, um mit dem Autorins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Welche Quellen ergenutzt habe und wie er auf das Thema gekommen sei, wollten dieSchüler wissen. Das Buch sei Ergebnis langer Recherchearbeit,erzählte Reinhardt. „Ich habe Schauplätze besucht, mit Zeitzeugengesprochen, Literatur gewälzt und Archive aufgesucht, um mehr überdiese Jugendlichen zu erfahren.“

Die Idee dazu sei ihm bereitswährend seines Studiums gekommen. „Über die Edelweißpiraten gab esso gut wie keine Literatur. Im Blickfeld der Öffentlichkeit standendie bürgerlichen Eliten, wie zum Beispiel die Weiße Rose“, erklärteReinhardt und fügte hinzu: „Die Edelweißpiraten waren ganz normaleJugendliche, so dass eine Identifikation leicht fällt. Ich möchteJugendliche dazu anregen, über sich selbst nachzudenken, sich zufragen, was sie gemacht hätten.“ Organisiert wurde die Lesung vonUrsula Witte, die am Gymnasium Lehrerin für Deutsch und Latein ist.

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