"Tag des offenen Denkmals" In Bad Godesberg standen Kirchen und Kapellen im Mittelpunkt

BAD GODESBERG · Neben alten Fachwerkhäusern in Muffendorf standen am Sonntag vor allem Godesberger Kirchen im Fokus. Ein Grund: Die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz hatte als Veranstalter dieses Kulturtages das Thema "Naturstoff Holz" in den Mittelpunkt gestellt.

 Nachwuchs-Glöckner: Benny läutet die Glocke im alten Rüngsdorfer Kirchturm. Martin Blumenthal begleitet ihn.

Nachwuchs-Glöckner: Benny läutet die Glocke im alten Rüngsdorfer Kirchturm. Martin Blumenthal begleitet ihn.

Foto: Ronald Friese

Neben der Thomaskapelle an der Kennedyallee und der Christuskirche an der Wurzerstraße standen vor allem zwei sehr alte Kirchenbauwerke im Fokus: der Rüngsdorfer Kirchturm aus dem 12. Jahrhundert und die Michaelskapelle am Fuße der Godesburg. Dort bot der Förderverein Michaelskapelle ausführliche Führungen rund um das Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert an.

Dass die Verehrung des Erzengels Michael an dieser Stelle allerdings sehr viel weiter zurückgeht, erläuterte Führerin Vanessa Krohn, die zurzeit an der Bonner Uni über "Kirchenbauten der Wittelsbacher im Rheinland" promoviert. Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde außerhalb des eigentlichen Burggeländes im Bereich der heutigen Michaelskapelle eine kleine Kirche errichtet, die ebenfalls den Erzengel zum Schutzpatron erhielt.

Die heutige Kapelle wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet - mit einem kompletten Holzgewölbe als Trägermaterial - und im Jahre 1660 dem Heiligen Michael geweiht. 1697-1699 erhielt der kleine Sakralraum im Auftrag des Kölner Kurfürst-Erzbischofs Joseph Clemens von Bayern eine prächtige Barockausstattung und wurde den drei Erzengeln Michael, Gabriel und Raphael geweiht. Fortan diente sie als Oratorium des Michaelsordens sowie als Wallfahrtskirche für die Michaelsbruderschaft.

Die Innendekoration führten der Freskomaler Johann Schießel und der Stuckateur Giovanni Pietro Castelli aus, der auch an der Ausstattung des Bonner Residenzschlosses und des Schlosses Clemensruhe in Poppelsdorf beteiligt war. "Diese Kapelle ist wertvoll und einzigartig", fasste Krohn ihre Eindrücke zusammen. Und: "Ich möchte dazu beitragen, dass diese Kapelle noch stärker in den Fokus der Godesberger rückt."

Mit ihrem Engagement unterstützt sie den Förderverein, der sich erst vor Kurzem über 150.000 Euro aus Bundesmitteln und Geld der Stiftung für Denkmalsschutz freuen durfte, um die alte Kapelle weiter zu restaurieren (der GA berichtete). Dieses Geld ist auch bitter nötig, um beispielsweise Risse in der Decke sowie Feuchtigkeitsschäden zu reparieren. Der "Förderverein Michaelskapelle zu Bad Godesberg" bemüht sich dabei dauerhaft darum, dieses einzigartige Kulturdenkmal im Rheinland vor dem Verfall zu bewahren.

Ab 1805 diente die Michaelskapelle den Godesbergern übrigens über viele Jahrzehnte als Pfarrkirche, heute dient sie weiterhin als Andachtsort. Seit 1982 ist sie ein eingetragenes Denkmal.

Eine besonders pfiffige Idee präsentierte Monika Gottmann vom Rüngsdorfer Ortsausschuss den Besuchern des alten Rüngsdorfer Wahrzeichens. Sie hatte aus dem 2004 restaurierten Eichenholzfensterrahmen kleine Kirchtürme aus jenem Holz geschnitzt und verkaufte diese.

Dass der Naturstoff Holz auch beim Rüngsdorfer Kirchturm eine wichtige Rolle gespielt hat, erläuterte Architekt Reinhard Pfotenhauer. "Das Andreaskreuz ist sichtbar als steife Wand am Glockenstuhl zu erkennen. So könnten auch die Außenwände des Dachstuhls verbretterte Andreaskreuze sein, die als unverschiebbare Flächen aneinander gestellt wurden - wie bei einem Kartenhaus." Dies und noch viel mehr konnten die Besucher unter anderem bei den Turmbesteigungen mit Günter Gottmann besichtigen.

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