Rumänische Gipsy-, Folklore- und Vintage Jazz-Sängerin Ana Maria Leistikow ist in Muffendorf zu Hause

MUFFENDORF · Anna Maria Leistikow kommt gerade aufgeregt aus dem Tonstudio. Mit ihren Lieblingsmusikern hat sie neue Songs aufgenommen. "Marie si Marioara" ist dabei, das aufwühlende Lied von der Liebe, die so heiß ist, dass sie tötet. In Leistikows Heimat Rumänien kennt es jeder. Wild jagen Geige, Gitarre und Kontrabass die Akkorde, während Leistikows Stimme all die Nuancen der Sehnsucht, der Wehmut und der Qualen der Liebe moduliert.

 Spielt gerade eine neue CD ein: Die rumänische Sängerin Ana Maria Leistikow.

Spielt gerade eine neue CD ein: Die rumänische Sängerin Ana Maria Leistikow.

Foto: Ronald Friese

Die Band hat auch gleich eins der berühmtesten Motive rumänischer Musik überhaupt eingebaut: "Ciocarlia", also den rasend schnellen Gesang der Nachtigall von Komponist George Enescu. Konzentriert hört sich Leistikow noch einmal die Aufnahme an. Mit ihren drei Gipsy-Musikern Tcha Limberger (Geige), Benjamin Clement (Gitarre) und Vilmos Csikós (Kontrabass) hat sie eine Glanzbesetzung dazu gewonnen, wie sie schwärmt.

Die Drei bilden das bekannte Brüsseler Trio Limberger, Clement & Csikós. "Es ist gar nicht so leicht, Musiker zu finden, die auch hier fern unserer Heimat noch das richtige Gespür für unsere Folklore haben", sagt Leistikow. Unüberhörbar ist ihr Maria Tanase, die bekannteste rumänische Sängerin überhaupt, Muse. Die hatte sich mit ihrer eindrucksvollen dunklen Stimme in den 1950er Jahren sogar den Beinamen "Piaf des Ostens" ersungen. Leistikow, deren Stimme heller ist, stammt aus der rumänischen Donaustadt Braila. Und trägt auf der Bühne gerne auch die dort typischen gestickten Blusen. Aufmerksam hört sie nun auch in eine zweite Aufnahme hinein. "Pentru ce sa te mai iubesc", "Warum liebe ich dich noch", heißt sie und stammt rhythmisch ebenfalls aus der so heißblütigen und gleichzeitig schwermütigen rumänischen Tradition. Eine Adaption von Django Reinhardt's "Artillerie Lourde" mit eigenem Text sei das, erklärt die Sängerin. Und sie spielt schließlich noch ein Beispiel ihres Jazz-Projekts "Bukarest Bohème" ein: "Ich liebe die Tradition der Bukarester Salons der 1930er und 1940er Jahre. Ich liebe diesen Vintage Jazz."

Auch ihr drittes Standbein führt sie vor: das des Avantgarde-Jazz mit rumänischen Einflüssen. Dabei arbeite sie mit dem Komponisten Norman Peplow zusammen, sagt sie. In den nächsten Wochen müssten die Songs gemastert, also fertig für die CD gemacht werden, die 2016 erscheint. Da wartet noch Arbeit auf die Künstlerin, die sich selbst auf der Bühne "Astatine" nennt. Seit sie als Musikschülerin unter ihrem Mädchennamen Ana Maria Cutac mit neun Jahren einen Gesangswettbewerb in ihrer Heimat gewonnen habe, habe sie sich der Musik verschrieben, erzählt Leistikow. "Ich bin glücklich, wenn ich mich mit dem Singen ausdrücken kann, wenn ich damit eine Botschaft habe."

Und wie kam die Sängerin nach Deutschland, genau gesagt nach Muffendorf? Denn da ist sie ja letztlich allen Besuchern des Herbst-events Muffenale als Attraktion im Programm des Gasthauses Boris Leistikow bekannt. "Ich kam auf die Hochzeit meiner Schwester nach Godesberg - und da haben sich dann auch der Rhein-Prinz Boris und die Donau-Prinzessin Ana Maria verliebt", erzählt Leistikow und lacht. Am Mittwoch, 16. Dezember, wird sie in der Muffendorfer Hauptstraße 47 a zum nächsten Konzert einladen. "Und meine tolle Gipsy-Band aus Brüssel wird selbstverständlich auch dabei sein." Wie reagieren eigentlich ihre Fans auf die Musik? "Die sagen, sie verstehen eigentlich kein Wort, aber die Lieder drückten alles schon selbst aus."

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