Interview mit José Solis "bonnorange"-Mitarbeiter: "Schlimm finde ich die Zigarettenkippen"

MEHLEM · Seit 25 Jahren hält José Solis (45) die Stadt sauber. Der Mitarbeiter von "bonnorange" ist auch am Samstag bei der Aktion "Bonn picobello" dabei. Der gebürtige Spanier, der mit seiner Frau und zwei Kindern in Mehlem lebt, berichtet im Interview über seine tägliche Arbeit, Umweltsünder und Zigarettenkippen.

Wo fegen Sie die Straßen?
Solis: Das mache ich nur noch selten. Ich arbeite seit zwei Jahren als Aufseher und kontrolliere vor allem die Innenstadt und den südlichen Stadtbezirk, so etwa Endenich, Poppelsdorf und Kessenich. Dabei kümmere ich mich auch um Beschwerden von Bürgern.

Gibt es viele Beschwerden, und worüber klagen die Menschen?
Solis: Mein Eindruck ist, es gibt immer weniger Klagen. Oft sind es immer dieselben Anwohner, die anrufen, weil Sperrmüllreste auf dem Bürgersteig liegengeblieben sind oder Unkraut aus der Bordsteinkante wächst. Besonders schlimm mit dem Sperrmüll ist es dort, wo die Leute ihn schon zwei, drei Tage vor dem Abholtermin auf die Straße stellen. Besser wäre der Vorabend.

Ist Bonn eine saubere Stadt?
Solis: Ja (lacht)! Dafür sorgen wir von bonnorange ja täglich in zwei Schichten. Allerdings haben wir stets alle Hände voll zu tun, weil die Leute doch viel Müll einfach auf den Boden oder neben die Abfallkörbe werfen. Auffällig ist das vor allem an heißen Tagen im Sommer in der Innenstadt, wenn viele draußen essen und trinken. Schlimm finde ich vor allem die vielen achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen in der Fußgängerzone. Das ist für kleine Kinder gefährlich, die nehmen ja alles in den Mund.

Weisen Sie die Leute zurecht, wenn sie etwas auf den Boden fallen lassen?
Solis: Ja. Manchmal entschuldigt sich der Passant und hebt seinen Müll wieder auf. Oftmals müssen wir uns aber Frechheiten gefallen lassen, nach dem Motto, wir seien schließlich dazu da, den Dreck wegzufegen. Das ist schon unverschämt.

Was machen Sie, wenn Sie einen Umweltsünder erwischen?
Solis: Ich erstatte dann Anzeige. Wenn zum Beispiel jemand seinen Hausmüll irgendwo in der Stadt entsorgt hat, weil seine Tonne voll ist. Wir schauen dann im Müllbeutel nach und entdecken dabei oftmals Briefumschläge mit der Adresse. So kommen wir den Umweltsündern schnell auf die Spur.

Ekeln Sie sich auch schon einmal?
Solis: Das kommt natürlich vor. Schlimm war es besonders vor einigen Jahren, als ich nach Graurheindorf gerufen wurde. Dort hatte ein Unbekannter vier Tierkadaver in einer Seitenstraße abgelegt. Das war ein fürchterlicher Anblick.

10. "Bonn picobello"

Am 10. Aktionstag "Bonn picobello" am Samstag sind wieder viele Schulklassen, Vereine und andere Bürgergruppen tagsüber in der ganzen Stadt unterwegs, um Straßen, Wege, Spielplätze und Parks von Unrat zu befreien. Die Reinigungsaktion wird gemeinsam von "bonnorange" und der Stadt Bonn organisiert. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch wird ab 10 Uhr am Alten Zoll beim Saubermachen helfen.

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