Mord vor 80 Jahren in Mehlem Tod des jüdischen Metzgers Joseph Levy

MEHLEM · Der Tod des angesehenen Bürgers Joseph Levy schockiert viele Mehlemer: Am. 18. Juni 1935 fällt "Levys Jupp" einem Anschlag von Männern der SA zum Opfer. Während die Todesanzeige nebulös vermeldet, der Herr Metzgermeister sei plötzlich verstorben, ist die Sache für seine Familie klar: Levy wurde umgebracht, weil er den Nationalsozialisten unbequem geworden war.

 Der Grabstein auf dem Friedhof in Mehlem erinnert an den von SA-Männern ermordeten jüdischen Metzger Joseph Levy.

Der Grabstein auf dem Friedhof in Mehlem erinnert an den von SA-Männern ermordeten jüdischen Metzger Joseph Levy.

Foto: GA-Archiv/Pätow

Wie das GA-Archiv erzählt, riefen die Nazis im Juni 1935 im gesamten Stadtgebiet mit Spruchbändern zum Boykott jüdischer Geschäfte auf: "Wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter." Daraufhin soll Metzger Levy dem Fabrikanten Ringsdorff mitgeteilt haben, er möge diese Transparente aus seinem Werk entfernen, andernfalls würde er dafür sorgen, dass Ringsdorff aus den Niederlanden weniger Aufträge erhielt und damit selbst spürte, wie es ist, geächtet zu werden.

Ringsdorff aber wandte sich an den NSDAP-Ortsgruppenleiter und den Bürgermeister von Bad Godesberg, Heinrich Alef, aber auch an einige in seinem eigenen Betrieb beschäftigte SA-Männer.

Diese Nazis nahmen die Angelenheit auf ihre Art in die Hand: Am Nachmittag des 18. Juni 1935 belagerten 50 SA-Leute den Laden von Levy und skandierten: "Wenn vom Messer spritzt das Judenblut" und "Juda, verrecke!". Was danach geschah, gilt als umstritten. Der Metzgergeselle Wilhelm Nettekoven fand seinen Chef am nächsten Morgen tot und scheinbar misshandelt in der Räucherkammer liegen. Es roch nach Gas.

Der Arzt Dr. Wald weigerte sich, den Totenschein auf Freitod auszustellen. Die Mehlemer waren sicher: Die SA-Männer hatten Levy zusammengeschlagen und mit dem Gas vergiftet. Drei Tage nach seiner Silberhochzeit wurde er auf dem kleinen jüdischen Friedhof in Mehlem begraben. Auch seine Frau Ernestine und ihr gemeinsamer Sohn Karl überlebten die Nazi-Zeit nicht. Nach Internierung und Abstransport in die KZs des Ostens wurden sie vermutlich 1942 in Minsk ermordet.

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