Wohnkomplexe in Mehlem Parkplatztrick rettet Bauprojekt

MEHLEM · Es waren zähe Verhandlungen, doch am Ende hatte die Bezirksvertretung zwei Bauprojekten am Rande Mehlems dann doch den Weg bereitet. Schon Wochen zuvor erhitzten die beiden Vorhaben an den Straßen An der Nesselburg und Langenbergsweg vor allem in der Nachbarschaft die Gemüter.

 Umstritten: Das Baugrundstück An der Nesselburg mit Blick auf das Siebengebirge.

Umstritten: Das Baugrundstück An der Nesselburg mit Blick auf das Siebengebirge.

Foto: Ronald Friese

Wie berichtet, hatte der geplante Bau eines mehrstöckigen Wohnblocks auf dem Eckgrundstück beider Straßen reichlich Diskussionen und einen Bürgerantrag hervorgerufen. Dessen Unterzeichner können nun aber allenfalls einen Teilerfolg verbuchen.

Im Kern kritisieren die Anwohner, dass sich der geplante Neubau nicht harmonisch in die Umgebung einführe. Bekanntlich soll der zweiteilige Baukörper zur "Nesselburg" hin drei Geschosse und zusätzlich ein Staffelgeschoss mit Flachdach erhalten, auf die sich zwei Dutzend Wohnungen verteilen; entlang des Langenbergswegs sind zwei Geschosse plus Staffelgeschoss vorgesehen. Ringsum stehen bis dato fast ausschließlich Einfamilienhäuser.

In der vergangenen Sitzung hatten die Fraktionen das Schicksal des Vorhabens in die Hände von Sigrun Scharf vom Bauordnungsamt gelegt, die "mäßigend" auf die Pläne des Investors einwirken sollte. In den Gesprächen erreichte sie offenbar, dass der Baukörper zumindest An der Nesselburg weiter von der Straße wegrückt und somit die Fluchtlinie der Nachbarhäuser einhält.

Geschosszahl und Gesamtanmutung der vorgesehenen Neubauten bleiben hingegen im Wesentlichen unverändert. "Wir sind einerseits dankbar, andererseits enttäuscht", bringt eine Mitunterzeichnerin des Bürgerantrags ihre Gefühlslage nach der Entscheidung zum Ausdruck. Sie befürchtet, dass mit den aktuell geplanten Neubauten ein Präzedenzfall geschaffen wird, mit dem das ganze Viertel planmäßig verändert werden könnte.

Damit schlagen die Anwohner inhaltlich einen Bogen zu dem anderen Vorhaben, bei der auf der anderen Seite der Kreuzung ein Apartmenthaus für Senioren errichtet werden soll. Hier sind zwei Geschosse mit einem Satteldach geplant. Denkbar ist nach Angaben von Sigrun Scharf ein Wohnhaus mit etwa 16 Wohneinheiten, in dem häusliche Pflege geleistet wird.

Während die Verwaltung beide Vorhaben als unproblematisch einstuft, tat sich die Kommunalpolitik in der Akzeptanz deutlich schwerer. Am weitesten ging der Bürger Bund mit seiner Forderung, für das gesamte Viertel einen Bebauungsplan aufzustellen. "Wir wollen, dass das bestehende Gebiet in seiner heutigen Form erhalten bleibt. Sie wollen die alten Häuschen durch grobe Klötze ersetzen", warf er der Verwaltung vor und kritisierte sinngemäß, diese lege das Baurecht wiederholt nach Gutdünken und eigenem Gusto aus.

Ähnlich sahen es die Grünen, die zumindest für die Fläche des möglichen Apartmenthauses einen Bebauungsplan gefordert hatten. Konnten sie sich zu Beginn der jüngsten Bezirksvertretungssitzung noch der Unterstützung durch die CDU erfreuen, so rückten die Christdemokraten abrupt und für manchen überraschend noch während der Debatte von den Grünen und dem Bürgerantrag ab. Lediglich in der Forderung nach der Schaffung eines Stellplatzes je Wohneinheit hielten die Christdemokraten aufrecht.

Zuvor hatte Sigrun Scharf dem Gremium ihre Verwunderung ausgedrückt: "Es geht hier um ein zweigeschossiges Wohnhaus. Was wollen Sie denn noch in den Bebauungsplan hineinschreiben? Eingeschossig? Unterirdisch?", so ihre rhetorische Frage an die Volksvertreter.

Dem gab indes einzig Hillevi Burmester recht, die den Vorgang als laufendes Geschäft der Verwaltung ansah. Grundsätzlicher wurde in seinen Ausführungen CDU-Fraktionschef Philipp Lerch: "Die Aufregung um ein vermeintlich harmloses Projekt zeigt doch, wie groß das Misstrauen in der Stadt inzwischen ist. Viele Bürger haben mittlerweile den Eindruck, dass in Bonn die Bausünden der Vergangenheit mit neuen Bausünden legitimiert werden sollen", sagte Lerch, der für seine Partei jedoch in Anspruch nahm, eine Politik von "Maß und Mitte" zu verfolgen. Zumindest von Bürger Bund und Grünen gab es dafür Widerspruch: In ihren Augen haben sich die Christdemokraten in diesem Fall allenfalls als "Umfaller" profiliert.

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