Burkhard Driest im Kunstraum Villa Friede Malerei als Bürgerpflicht

MEHLEM · Ob man einen anderen Menschen sympathisch findet, entscheidet sich beim ersten Zusammentreffen innerhalb von Sekunden.

 Die Sonnenbrille trug Driest nur für die offiziellen Fotos - ein bisschen Bösewicht steckt noch immer in ihm.

Die Sonnenbrille trug Driest nur für die offiziellen Fotos - ein bisschen Bösewicht steckt noch immer in ihm.

Foto: Maximilian Mühlens

So ist es auch bei der Kunst. Schon aus dem Augenwinkel kann man entscheiden, ob einem ein Gemälde zusagt oder nicht. In der am Donnerstagabend eröffneten Ausstellung "Burkhard Driest - Malerei als Bürgerpflicht" im Kunstraum Villa Friede in Mehlem, sind viele der ausgestellten Bilder sympathisch, nicht immer vom Inhalt, aber auf jeden Fall von ihrer Darstellungsform.

Burkhard Driest ist der breiten Öffentlichkeit bislang vor allem als Schauspieler und Roman- und Drehbuchautor bekannt. Schlagzeilen machte der heute 75-Jährige auch mit einem Banküberfall, einer Romanze mit Romy Schneider, zahlreichen Frauenbekanntschaften und mehreren Schlägereien. Kurzum: Driest, der heute auf Ibiza lebt, hat in seinem Leben nichts ausgelassen. Zur Ruhe gekommen ist der einstige Rebell aber immer noch nicht: Seit frühester Jugend malt er - und das ziemlich gut. Erst seit 2010 zeigt er seine Werke öffentlich - er hätte es ruhig früher machen können, sind seine Werke doch sehr speziell und grandios in Komposition.

In der von der Stiftung für Kunst und Kultur organisierten Ausstellung zeigt Driest 30 Arbeiten aus seiner "Europa"-Serie. "Wenn ich mich einem Thema widme, dann versinke ich und konzentriere mich nur auf dieses. Meistens entstehen dann ganze Reihen", erklärt der Künstler dem GA.

Seine Werke bestechen vor allem durch ihre faszinierende Detailtreue. Ausgangspunkt nahezu aller "Europa"-Gemälde sind aus den Medien bekannte Fotos oder Plakate. Sie dienen dem Künstler als Vorlagen, die er mit farbenfrohen Acrylfarben auf die Leinwand bringt und ihnen eine neue Aussage gibt. "Ich benutze die Realität und stelle sie dar, das ist mir bei meiner Arbeit sehr wichtig", sagt Burkhard Driest. So zeigt er beispielsweise den Wiederaufbau in Ost und West, Mauerbau und -fall, menschliches Leid und militärische Auseinandersetzungen.

Dass er insbesondere die Politik aufgreift, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. "Das Leben ist immer politisch - nur viele wissen dies nicht oder wollen es nicht wahrhaben. Vielleicht wird es ihnen nur bewusst, wenn sie sonntags Jauch sehen und dann auf die Woche zurückblicken", so Driest. "Der Titel der Ausstellung "Malerei als Bürgerpflicht" ist Appell und Ermutigung zugleich - wir sollen uns ein Bild machen", erklärte Bodo Hombach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung in seiner Eröffnungsrede. "Burkhard Driest konzentriert sich auf das Wesentliche. Die Begegnungen mit ihm regen häufig auf, regen aber auch immer an", führt Hombach weiter aus, "er hat viele Talente - ich denke auch, dass er singen kann".

Der Kurator der Ausstellung, Dieter Ronte, erklärte mit einem Blick auf die ausgestellten Werke: "Driest passt nicht in die Eingrenzung der deutschen Kulturgelehrten - man kann die Bilder nicht zuordnen. Er macht etwas Eigenes." Etwas Eigenes, das durchaus begeistert.

Die Ausstellung

Die Ausstellung wird bis Sonntag, 12. April, im Kunstraum Villa Friede, Mainzer Straße 141-143, gezeigt. Die Ausstellung ist mittwochs bis samstags von 14 Uhr bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 0228 / 92399223 oder 0160 / 4684681 geöffnet. Der Eintritt ist frei. Der Ausstellungs-Katalog kostet zehn Euro.

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