Krippe in der Heilandkirche Für den Aufbau benötigten die Helfer viele Stunden

MEHLEM · "Ihre Krippe ist ein einzigartiges, erstaunliches Meisterwerk, ein wunderbares Zeugnis der Heilsgeschichte von Gottes rettender Gnade. Er hat Ihre Hände und Ihr Herz zum Schaffen gesegnet, man spürt es", bekannte vor 20 Jahren Gertrud Weinhold in einem Brief an den Schnitzer Albert Nadolle (1913-2003) aus Münster.

 Szene der Mehlemer Heilandkirchen-Krippe: Die Königin von Saba hält Einzug, ein Affe hält den Sonnenschirm.

Szene der Mehlemer Heilandkirchen-Krippe: Die Königin von Saba hält Einzug, ein Affe hält den Sonnenschirm.

Foto: Axel Vogel

Die Wissenschaftlerin und Leiterin der Ökumenischen und vergleichenden Forschungsstelle "Das Evangelium in den Wohnungen der Völker" in Berlin wusste sicher, wovon sie sprach. Immerhin trug die 1994 gestorbene Volkskunde-Professorin in ihrem Leben mehr als 50.000 Exponate zusammen, darunter mehr als 2300 Krippen aus 40 Ländern.

Seit mehr als 30 Jahren wird in der evangelischen Heilandkirchengemeinde eine der größten Krippen aufgebaut, die in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Initiator dieser bemerkenswerten Krippe war der frühere Pfarrer der Gemeinde, Helmuth Hofmann, der den Grundbestand der Krippe in der Zeit von 1980 bis 1992 zusammentrug.

Nach langem Suchen fand man damals den Künstler Albert Nadolle, "einen bedeutenden naiven Eichenholzschnitzer, der mit seinen kräftigen bäuerlichen, gelegentlich pfiffig-fröhlichen Figuren weihnachtliche Wärme und Freude zu vermitteln weiß", wie Hofmann in seinem 1993 erschienenen Buch über die Mehlemer Krippe schrieb.

Heute kümmern sich engagierte Gemeindemitglieder um Auf- und Abbau, um Pflege und Inventarisierung - unter ihnen Heinrich Fleischer, Vorsitzender des Presbyteriums, und dessen Frau Dorothea. 114 Figuren zeigt die Krippe, unter ihnen ist auch der Künstler selbst mit Klarinette, denn Nadolle war hauptberuflich Musiker.

"Die originellste Schnitzarbeit ist sicher das Einhorngespann der Königin von Saba samt dem Sonnenschirmäffchen", meint Heinrich Fleischer. Mit dieser Figur soll eine alte Tradition fortgeführt werden, dass in frommer Kunst auch eine heitere, neckische Gestalt eingefügt ist. Die Arbeitszeit alleine fürs Grobschnitzen dieser Figur betrug etwa 100 Stunden. Hingewiesen sei auch auf den Blickfang des Königszuges, die 84 Zentimeter hohe Giraffe sowie auf das Nashorn, eine humorige Anspielung auf Luther.

Der Prophet dokumentiert übrigens die alte Verbundenheit mit der Kirchengemeinde in Berkum. Die Figur steht, bis auf die Weihnachtszeit, den größten Teil des Jahres in der Berkumer Kirche. "In den letzten Jahren ist glücklicherweise nichts kaputt gegangen", sagt Dorothea Fleischer. Etwa alle drei Jahre werden die Figuren von einem Team gewachst.

Für den Aufbau der Krippe braucht eine Gruppe von sieben Personen etwa fünf Stunden. "Und dann verbringen wir noch einige Stunden mit der Dekoration. Aber wir sind ein gutes Team", sagt Fleischer. Dazu gehören auch die ehrenamtlichen Krippenwächter und die drei Damen, die die Führungen betreuen. Mittlerweile kommen sogar Gruppen aus Düsseldorf und dem Ruhrgebiet, um sich die Krippe genau anzuschauen.

Eigentlich ist die Krippe genuin katholischer Herkunft. "Aus reformatorischer Sicht stand ja eher das Wort im Mittelpunkt", bekennt Heinrich Fleischer. Aber auch die Musik darf nicht unerwähnt bleiben, denn auch in diesem Jahr erklingt ab heute an der Krippe wieder Musik aus unterschiedlichen Epochen.

Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Kirchenmusik aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der bekannteste Komponist dieser Epoche ist sicher Wolfgang Amadeus Mozart, dessen "Exsultate, jubilate" am 30. Dezember in der Heilandkirche in einer weihnachtlichen Fassung zu hören sein wird (siehe Kasten).

Am Dienstag, 8. Januar, singt ab 18 Uhr die ganze Gemeinde an der Krippe. Beim Abschlusskonzert am 20. Januar können Besucher dann zwei Kantaten von Bach und Telemann hören, "die beide im kirchenmusikalischen Alltag zu Unrecht äußerst selten zur Aufführung kommen", wie Kantor Hans-Peter Glimpf berichtet.

Führungen, Geschichten und Musik

Führungen

Besichtigungsmöglichkeiten gibt es nach den Gottesdiensten von Dienstag, 25. Dezember, bis 20. Januar sowie an allen Freitagen, Samstagen und Sonntagen von 15 bis 18 Uhr. Öffentliche Führungen finden jeweils samstags ab 15 Uhr statt. Führungen können unter den Rufnummern 0228/94744305 oder 348753 vereinbart werden. Sie dauern etwa 45 Minuten.

Musik an der Krippe

Heiligabend ab 22.30 Uhr: Geistliche Lieder von Bach und Händel

Dienstag, 25. Dezember, 10 Uhr: Kantaten und Geistliche Lieder

Sonntag, 30. Dezember, 18 Uhr: Wolfgang A. Mozart, Solo-Motette "Exsultate, jubilate"

Silvester, 31. Dezember, 18 Uhr: Kantaten und Kammermusik von Telemann und Händel

Weitere Termine, an denen Musik geboten wird sind an den Sonntagen 6., 13., 20.Januar. Beginn ist jeweils um 18 Uhr.

Geschichten an der Krippe

vorgelesen von Peter von Weymarn am Dienstag, 27. Dezember, und am Mittwoch, 2. Januar, jeweils ab 16 Uhr.

Ort ist jeweis die Heilandkirche an der Mehlemer Domhofstraße 45.

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