Kiosks in Bad Godesberg An der Mehlemer Fähre: Eine Currywurst vor der Überfahrt

MEHLEM · "Tschö Heino", ruft Mahmoud Moraa einem Kunden hinterher, der gerade seinen elektrischen Rollstuhl in Bewegung setzt und sich am Mehlemer Rheinufer gen Süden aufmacht. "Thomas", schreit Mahmoud nun etwas lauter von seinem Imbiss in Richtung Fähre, "deine Currywurst ist gleich fertig". An Deck steht Kapitän Thomas Hochwald und entgegnet: "Komme gleich rüber."

 Kioskbesitzer Mahmound Moraa bedient seinen Stammkunden Theo Prinz.

Kioskbesitzer Mahmound Moraa bedient seinen Stammkunden Theo Prinz.

Foto: Axel Vogel

Es ist Montagvormittag, 10.30 Uhr. Die Sonne scheint, die ersten Stammkunden haben an der kleinen Imbissbude direkt an der Mehlemer Fähre bereits Platz genommen. Eine Bude, davor zwei Biergarnituren, drei Stehtische, einige Sonnenschirme - perfekt ist die kleine Idylle am Rhein mit Blick auf Königswinter.

Dorthin kommt auch Waldemar Kaufmann, seines Zeichens Koch auf dem gegenüberliegenden Schiff "Alte Liebe". Er sitzt in seiner Kochjacke auf der Bierbank und trinkt Kaffee, manchmal sind es auch zwei. "Ich esse auch öfter hier, manchmal gibt's schon ein Frikadellenbrötchen zum Frühstück", sagt er amüsiert. "Mahmoud ist einfach ein super Typ. Es ist einfach toll, dass er hier ist - und das bei Wind und Wetter."

Von März bis November betreibt Moraa seinen Imbiss an dieser Stelle, an sieben Tagen in der Woche, versteht sich. "Die Betonung liegt auf Imbiss", meint der gebürtige Libanese, der sich bereits vor mehr als 15 Jahren einbürgern ließ. Vor dem Brandanschlag vor zwei Jahren, wo Unbekannte ihm seine Bude anzündeten, hieß es noch Kiosk zur Mehlemer Fähre. "Aber irgendwann hat es mich genervt, dass viele Leute immer nur nach Zigaretten oder Zeitungen gefragt haben", sagt der sympathische Araber mit rheinischem Einschlag.

Aber sei's drum. Zigaretten gibt es gleich neben seiner Bude aus dem Automaten. "Fahrkarten für die Fähre gibt es allerdings nur auf dem Schiff", sagt Moraa und lacht, denn auch danach wird schon mal bei ihm gefragt. Ansonsten liegen die kulinarischen Schwerpunkte bei Mahmoud, ausgesprochen "Machmut", bei Currywurst, Pizza und Eis.

Von halb zehn bis abends um acht, neun Uhr steht der Familienvater von zwei Kindern in seiner Bude und bedient. Jetzt in den Sommerferien vermissen seine Kinder ihren Papa natürlich besonders, "aber im Winter habe ich dann Zeit für meine Familie", tröstet er sich.

Moraa, der seinen Imbiss seit acht Jahren an dieser Stelle betreibt, hat viele Stammkunden. So beispielsweise auch Heinz Jeske, der in Mehlem einen Hausmeisterservice betreibt. "Wir sind mittlerweile gute Freunde geworden. Es ist einfach schön, hier am Rhein etwas zu essen. Einmal am Tag muss ich einfach hier vorbeischauen", sagt Jeske.

Gute Freunde, treue Stammgäste und zahlreiche Mehlemer waren es auch, die ihm nach dem Brandanschlag die Kraft gaben, weiter zu machen. "Auch die Nachbarschaft hat mich damals toll unterstützt, und dieser ganze Zusammenhalt hat mir Mut gemacht", sagt er.

Seine Frau wollte damals, dass er aufhört. Bereits vor dem Brandanschlag im Sommer 2011 war dreimal bei ihm eingebrochen worden. Und seither? "Toi, toi, toi", sagt er, lacht und klopft auf die Theke seiner Bude. Es war eine schwere Zeit. Im Frühjahr sah er an einem Samstagmorgen zufällig das kurz zuvor abgebrannte Bistro "Ruby's Baguetterie" an der Koblenzer Straße. "Da kamen in mir alle Bilder wieder hoch, die Erinnerung an die Ängste und die schlaflosen Nächte."

Doch heute ist zum Glück eitel Sonnenschein, auch wenn Moraa noch immer, auch finanziell, an den Folgen der Schreckenstat knabbert. Und am Wetter, das dieses Jahr eher zu wünschen übrig lässt.

"Ich bin eben schon sehr wetterabhängig", sagt er. Und dann musste er auch noch wegen des Hochwassers für zehn Tage seine Bude komplett abbauen. "Ich habe viel tun müssen, damit der Laden läuft, aber Sie wissen ja: Von nix kommt nix." Moraa klingt ganz schön eingedeutscht, wenn man ihm so zuhört.

Kapitän Hochwald, der jetzt endlich zu seiner Currywurst kommt, meint: "Wirklich ein netter Kollege, der Mahmoud, wir arbeiten seit Jahren zusammen, eine Hand wäscht die andere." Der Kioskbetreiber ergänzt: "Wissen Sie, ich bin eben einer, der mit allen klar kommt." Spricht's und schneidet schon die nächste Currywurst.

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