Neuer Kanal für Mehlemer Bach 8,2 Millionen Euro-Projekt soll Überflutungen verhindern

Mehlem · Ein Entlastungskanal soll den Mehlemer Bach nicht mehr über seine Ufer treten lassen. Die Pläne dafür stellte am Mittwoch das Tiefbauamt der Stadt Bonn vor. Für 8,2 Millionen Euro will Amtsleiter Peter Esch bis 2017 einen teils unterirdischen, teils überirdischen Kanal bauen lassen, der die Wassermassen in den Rhein leitet.

 Der Mehlemer Bach in der Nacht zum 31. Juli: Solche Überflutungen soll der geplante Entlastungskanal verhindern. Mit dem Bau soll im Sommer nächsten Jahres begonnen werden.

Der Mehlemer Bach in der Nacht zum 31. Juli: Solche Überflutungen soll der geplante Entlastungskanal verhindern. Mit dem Bau soll im Sommer nächsten Jahres begonnen werden.

Foto: Axel Vogel (Archiv)

Wer das bezahlt, ist noch fraglich. Theoretisch sind die drei verheerenden Überflutungen, die es in den vergangenen vier Jahren durch den Mehlemer Bach gab, unmöglich. "Die Ereignisse waren so extrem und in so kurzem Abstand, dass niemand damit hätte rechnen können", sagte Esch. Im Juli 2010 führte der Bach 54 Kubikmeter Wasser pro Sekunde mit sich. Im Fachjargon heißt das "HQ-Extrem". So gibt es auch "HQ-10" und "HQ-100" für Hochwasser, die alle zehn beziehungsweise hundert Jahre auftreten.

Der nun geplante Entlastungskanal ist so dimensioniert, dass er diese 54 Kubikmeter Wasser ableiten kann. Er führt unterirdisch mit mindestens 2,50 Meter dicken Rohren und in bis zu sieben Metern Tiefe von der Bachemer Straße bis zum Drachensteinpark. Von dort geht es an der Oberfläche in einem offenen Kanal bis in den Rhein. "Die großen Rohre unter die Erde zu bringen ist sehr aufwendig", sagte Esch. Dafür wird nicht der Boden aufgebaggert, sondern die Rohre durch das Erdreich gepresst.

Über Monate hatte das Tiefbauamt mehrere Varianten für den Entlastungskanal geprüft. "Es ist falsch zu behaupten, dass wir untätig gewesen wären", rechtfertigte sich Esch. Diese Planungen hätten höchste Priorität gehabt, seien aber auch umfangreich gewesen. Die Variante 3 entlang der Meckenheimer Straße wäre die einzige weitere gewesen, die Hochwasser der Klasse "HQ-Extrem" hätte auffangen können.

Und hätte 200.000 Euro mehr gekostet. Variante 1 in der Siegfriedstraße und Variante 2 von der Domhofstraße in den Drachensteinpark wären etwa drei Millionen Euro günstiger gewesen, hätten allerdings nur "HQ-100" plus einer Reserve verkraftet. "3b hat zudem den Vorteil, dass die Trasse komplett auf öffentlichem Grund verläuft", erklärte Esch. Dadurch ist kein Planfeststellungsverfahren notwendig. "Es geht schneller."

Im Sommer 2015 soll mit dem Bau des Kanals begonnen werden, das Land könnte ihn mit 60 Prozent fördern. "Ich hoffe aber, dass die Stadt es auch finanziert, wenn es keine Förderung gibt", sagte Esch. Schon in den nächsten Monaten kann es für 75.000 Euro erste Eingriffe im Bereich der Durchlässe Domhofstraße und Mainzer Straße geben, wobei unter anderem ein Steg entfernt wird.

In einem zweiten Schritt könnten zwischen Domhofstraße und Durchlass unter den Bahnschienen Ufermauern und die Bachböschung umgebaut werden. Sobald der Kanal fertig ist, müssen die offenen Fließstrecken des Mehlemer Bachs zwischen dem Auslauf Domhofstraße und Mainzer Straße sowie der Mündungskanal zwischen Mainzer Straße und Rheinauslass für drei Millionen Euro saniert werden.

"Das ließe sich danach gut bewältigen, weil durch den Entlastungskanal diese Abschnitte trockengelegt werden könnten", sagte Esch. Eine provisorische Umleitung für die Bauzeit wäre nicht nur teuer, sondern würde auch den Hochwasserschutz gefährden.

Keine hundertprozentige Sicherheit

Auch wenn der geplante Entlastungskanal gebaut ist, rät Tiefbauamtsleiter Peter Esch zu individuellen Schutzmaßnahmen. Der Kanal sorgt nur dafür, dass das Wasser des Mehlemer Bachs abfließen kann. Andere Sturzfluten, wie sie bei starkem Regen auftreten können, sind weiterhin gefährlich.

Was Anwohner gegen das Hochwasser machen können, hat die Stadt Bonn auf ihrer Internetseite und in einer Informationsbroschüre zusammengefasst. So sollten die Betroffenen ihre Grundstücke nach Schwachstellen untersuchen. Grundsätzlich sollten alle Maßnahmen die komplette Hochwassersaison über stehen. Die Überflutungen durch Regen kommen meist in wenigen Minuten.

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