Azubi in Frankreich Von Lannesdorf nach Angers

LANNESDORF · "Das war ein Glücksfall für mich", erzählt Patrick Villinger über sein zweimonatiges Praktikum in einer französischen Autowerkstatt der Mercedes RKG Gruppe. Der 22-jährige Auszubildende, der bei der RKG an der Drachenburgstraße als KFZ-Mechatroniker im dritten Lehrjahr arbeitet, verbrachte in diesem Sommer im westfranzösischen Angers an der Loire acht Wochen in einer kleineren Niederlassung von Mercedes.

 Patrick Villinger ist im dritten Lehrjahr Mechatroniker bei der RKG in Lannesdorf und repariert hier gerade ein Unfallauto. FOTO: RONALD FRIESE

Patrick Villinger ist im dritten Lehrjahr Mechatroniker bei der RKG in Lannesdorf und repariert hier gerade ein Unfallauto. FOTO: RONALD FRIESE

Foto: Axel Vogel

Auf eigene Initiative hatte der junge Handwerker nach Möglichkeiten gesucht, im Rahmen seiner Ausbildung Auslandserfahrung zu sammeln und war auf das Programm "Junges Handwerk goes Europe" der Handwerkskammer zu Köln gestoßen.

Die Fähigkeit, in einem internationalen Umfeld zu lernen und zu arbeiten, ist heute eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben in einer globalisierten Wirtschaft. "Denn Handwerksbetriebe benötigen verstärkt Mitarbeiter, die mobil, flexibel und interkulturell erfahren sind.

Der beste Weg, seine fachlichen, interkulturellen und fremdsprachlichen Kompetenzen zu erweitern, ist ein Praktikum im Ausland", heißt es auf der Internetseite der Kammer. Mit dem Programm "Erasmus Plus" konnte Villinger seinen Herzenswunsch verwirklichen. Sein Arbeitgeber stand dem Ganzen positiv gegenüber: "Von so etwas kann ein Auszubildender nur profitieren", sagte Marco Kreutz, Betriebsleiter der Godesberger RKG-Niederlassung. Allerdings räumte er auch ein, "dass das Programm auch für uns neu war."

"Die Erfahrung in Frankreich hat mir sehr geholfen, den Arbeitsalltag der französischen Kollegen besser kennen zu lernen", berichtet Villinger. Sein Vorteil, neben seiner französischen Freundin, die in Angers lebt, waren seine Sprachkenntnisse. Dennoch: "Die Fachsprache im Betrieb ist noch mal ein anderes Thema." Das hatte sich dann aber bereits nach wenigen Wochen verflüchtigt.

Zu Villingers Erfahrungen zählte insbesondere die Tatsache, "dass es bei den Franzosen viel entspannter abläuft. Auch die Hierarchien sind flacher als bei uns." Grundsätzlich habe das Handwerk im Nachbarland aber nicht den Stellenwert, den es bei uns habe. Sein Fazit: "Besonders hat mich der Zusammenhalt unter den Kollegen begeistert. Das war eine einzigartige Erfahrung. Ich habe mich schon samstags darauf gefreut, am Montag wieder in den Betrieb zu gehen."

In den zwei Monaten zahlte sein deutscher Arbeitgeber den Lohn weiter, das Erasmus-Programm übernahm Reisekosten, Unterhalt und Lernmittel. Für Villinger steht heute bereits fest, dass er nach seiner Ausbildung im Ausland arbeiten will. "Und das natürlich gerne bei Mercedes."

"Junges Handwerk goes Europe" unter www.hwk-koeln.de und www.erasmus.plus.de

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