Neue Ampelschaltung auf der B9 Grün für Bahnen, Rot für Autos

BONN · Hupkonzert am Hochkreuz. Man kennt die Situation auch von anderen Kreuzungen. Da haben sich rasch ein paar Autofahrer über die Ampel gerettet und blockieren die Kreuzung, weil der querende Verkehr nicht weiterkommt.

"Ich appelliere an die Autofahrer, bitte etwas achtsamer zu fahren. Durch dieses Verhalten sorgen sie nur dafür, dass die Staus noch länger werden", sagt Peter Esch. Der stellvertretende Leiter des Tiefbauamts ist an diesem Morgen vor Ort, um sich selbst ein Bild zu machen, wie sich die neue Ampelschaltung auswirkt.

Das Tiefbauamt der Stadt Bonn erprobt seit Mittwoch auf der Godesberger Allee (B9) einen neuen Steuerungsablauf an den Lichtsignalanlagen. Ziel ist, den Stadtbahnen auf der B9 eine möglichst hohe Priorität zu gewähren und so die Bahn schneller und pünktlicher zu machen.

Der massivste Eingriff in die Ampelschaltung erfolgte am Hochkreuz. Das Prinzip ist erst einmal einfach: Sobald zum Beispiel eine Bahn aus dem Godesberger Tunnel in Richtung Bonn fährt, schaltet die Anlage für die Bahn auf "Freie Fahrt" - und die anderen Verkehrsteilnehmer bekommen Rot. "Wenn die Bahn kommt, schaltet die Steuerung der koordinierten Schaltung zugunsten der Bahn", erklärt Esch. "Das bedeutet, dass sich auch alle anderen Grünphasen verschieben."

Außerdem hat das Folgen für die Rotphasen. "Wir müssen teilweise bis an die Grenze der Wartezeit gehen", sagt Esch. Das heißt, dass man schon mal bis zu 105 Sekunden auf Grün warten muss. Und das hängt an dieser Kreuzung mit den vielfältigen Verkehrsbeziehungen zusammen: Von der Hochkreuzallee kommend, gibt es einen Linksabbieger und eine Spur, von der aus man geradeaus in die Kennedyallee und rechts nach Bad Godesberg fahren kann, auf der B9 Richtung Süden zwei Geradeausfahrspuren und einen Linksabbieger in die Kennedyallee.

Und der Verkehrsfluss aus der Kennedyallee muss auch geregelt werden: Rechts- und Linksabbieger auf die B9 und geradeaus in die Hochkreuzallee, kurz davor eine Ampel an der Eimündung der Gotenstraße. "Und nicht zu vergessen die Fußgängerüberwege", so Esch. Vor allem jener an der Bahnhaltestelle darf nicht in Konflikt mit der Bahn kommen.

"Da müssen wir darauf achten, dass die Fußgänger keine Rotphase haben, wenn die Bahn einfährt, weil die Gefahr, dass Fußgänger trotz Rotphase und Verkehr über die Straße laufen, zu hoch ist", erklärt Esch. Letztlich sei überall abzuwägen, welche Wartezeiten zumutbar seien. Aber logisch sei: "Wenn ich einem etwas mehr Grün gebe, muss ich es auf der anderen Seite wieder wegnehmen", erläutert Esch.

"Des einen Grün ist des anderen Rot." Zwei Wochen wollen Esch und seine Mitarbeiter die Auswirkungen der Schaltungen aus allen Perspektiven beobachten und dokumentieren: aus Sicht der Bahnfahrer ebenso wie aus Sicht von Autofahrern und Fußgängern. "Und dann entscheiden wir, ob es sich bewährt hat oder nicht", verspricht Esch. Und wenn es mal ganz eng wird, dann könne man schnell auf das alte System umschalten.

Als nächstes steht die Linie 66 auf der Liste

Die Forderung an die Stadtverwaltung, den Bahnverkehr zu beschleunigen, gibt es seit längerem - und sie kommt aus allen politischen Lagern. Die Verkehrsplaner erwarten, dass sich die Öffnung des neuen Trajektknotens in Höhe der Bundeskunsthalle ab nächster Woche positiv auf den allgemeinen Verkehrsfluss auf der B9 auswirkt, weil sich von dort aus der Verkehr in viele Richtungen verteilen kann.

Sollte sich die Ampelschaltung auf der B9 bewähren, will sich das Tiefbauamt der nächsten Stadtbahnlinie annehmen: Die Linie 66 hat nämlich besonders oft auf dem Abschnitt in Beuel Probleme.

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