Diskussion im Stresemann-Institut Experte will härtere Strafen für Menschenhandel

BAD GODESBERG · "So prominent war das Thema noch nie", stellte Polizeidirektor Detlef Karioth fest. Am Montag war Karioth, deutscher Verbindungsoffizier bei den Carabinieri in Rom, nach Bonn gekommen, um gemeinsam mit den Teilnehmern der Europäischen Sommerakademie des Gustav-Stresemann-Instituts über die Sicherheits- und Flüchtlingspolitik in Europa zu diskutieren.

74 junge Europäer aus 25 Ländern hatten sich in diesem Jahr zu der 26. Auflage der Sommerakademie angemeldet, darunter Teilnehmer aus Albanien, Polen, Russland, der Ukraine und Deutschland. Sie alle zeigten während des einwöchigen aus Diskussionsrunden, Workshops und Exkursionen bestehenden Programms großes Interesse an einer europapolitischen Weiterbildung.

Karioth ging in seinem Vortrag zunächst auf das globale Phänomen der Migration ein, um später speziell die gegenwärtigen Flüchtlingsströme in Europa zu erörtern. Dabei gelte es zunächst zu differenzieren zwischen neuen Wanderbewegungen aus Krisengebieten, wie zum Beispiel Syrien, Armutsmigration aus osteuropäischen Ländern oder der Massenfluchtbewegung aus dem Nahen Osten.

"Der neue Marsch hat Auswirkungen", sagte Karioth, so zum Beispiel auf die wieder eingerichteten Grenzen zwischen einigen EU-Ländern, um die Flüchtlingswanderung zu stoppen. Viele Schleuserbanden missbrauchten den Flüchtlingsstrom, um ihr eigenes Geschäft zu machen. "Mit diesem Phänomen wird mehr Geld verdient als mit Drogenhandel. Schleuser und Menschenhändler verdienen eine wesentlich härtere Strafverfolgung", sagte Karioth.

Der Polizeidirektor lobte die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung, stellte aber auch klar, dass jeder einzelne Staat in der EU eine Verpflichtung zu Europa habe. "Wenn wir die Kompetenzen der einzelnen EU-Staaten bündeln, dann haben wir schon viel erreicht", so Karioth, der im Anschluss an seinen Vortrag auf die zahlreichen Fragen der Akademie-Teilnehmer einging und mit diesen unter anderem die Notwendigkeit einer Errichtung von sicheren Zugangswegen in die EU sowie Kriterien für eine langjährige Sicherheit in der Flüchtlingspolitik erörterte.

Sich europapolitisch weiterbilden, sich austauschen und vernetzen, das war auch das Ziel weiterer Diskussionsrunden, die während der Sommerakademie auf dem Programm standen. Die historischen Wurzeln Europäischer Integration wurden dabei ebenso in den Fokus gerückt wie das politische System der Europäischen Union oder die EU als ein gemeinsamer Raum des Rechts und der Freiheit.

Bei einem Besuch im Haus der Geschichte analysierten die Akademie-Teilnehmer Deutschlands Rolle in Europa in den Jahren 1949 bis 1990. Bei interaktiven Spielen suchten die jungen Leute verschiedener Nationen kulturelle und ethnische Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

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