Tag der offenen Tür BfArM gab Besuchern Einblicke in seine Arbeit

BONN · Man hatte das Gefühl, vor einer sehr komplizierten Button-Maschine zu stehen: Hinten kam Pulver rein, vorne wurde es zu einer Pille gepresst - so funktionierte früher die Produktion von Tabletten. Die Pressmaschine, erklärte Hugo Peeters vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, sei schon in den 30er Jahren erfunden worden. Beim Tag der offenen Tür des Instituts am Samstag stellte er diese Antiquität vor.

 Wie eine Salbe angerührt wird, zeigt Regina Endler (rechts) den kleinen und großen Besuchern des Tags der offenen Tür im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Wie eine Salbe angerührt wird, zeigt Regina Endler (rechts) den kleinen und großen Besuchern des Tags der offenen Tür im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Foto: Horst Müller

Mitarbeiter präsentierten die verschiedensten Arbeitsbereiche. So werden zum Beispiel Gerätschaften für Operationen untersucht, etwa die Sonde mit 3D-Kamera, mit der Mitarbeiter Jan Habijan im Bauch einer Puppe Gummibärchen sezierte. So konnten die Besucher feststellen, dass dafür eine Menge Übung nötig ist.

Auch konnten sie sich über Arzneipflanzen und homöopathische Mittel schlaumachen, aktuelle Themen im ganz neuen hauseigenen Forschungsbereich einsehen und sich über Ausbildung, Personal und Zulassungsverfahren auf EU-Ebene informieren.

Ein weiterer wichtiger Bereich: die "Pharmakovigilanz". Dort werden die Nebenwirkungen von Arzneimitteln überprüft und in eine Datenbank eingespeist, die jeder unter nebenwirkungen.bfarm.de einsehen kann. Präventive Prüfung von Medikamenten habe es nicht immer gegeben, erklärte Kai Pommer vom BfArM.

Die sei erst nach dem Contergan-Skandal eingeführt: Wäre dieses Mittel früher auf Nebenwirkungen untersucht worden, wären vielen Menschen Schädigungen erspart geblieben. Deshalb sei es auch wichtig, dass Verbraucher Nebenwirkungen melden, die nicht auf der Packungsbeilage vermerkt sind, beispielsweise über die Homepage des Instituts.

Auch ein Infostand der "Bundesopiumstelle" war zu finden. Eine alte Bezeichnung für den Bereich, in dem der legale Verkehr von Betäubungsmitteln überwacht wird. Zum einen müsse man die Versorgung sichern, zum anderen Missbrauch vermeiden, so Pommer. "Hier gehen pro Jahr mehr als zwölf Millionen Rezepte durchs Haus." Die Stelle genehmige zum Beispiel den Anbau von Mohn.

Im Erdgeschoss konnten die Besucher Heilkräuter erfühlen und die Grundlagen für eine Salbe zusammenrühren - besonders für die Kinder war das interessant. Es gab Führungen durchs Haus und durch die Labore, wo die Besucher unter anderem Zäpfchen selbst herstellen konnte. Theo (10) versuchte sich unter fachkundiger Anleitung daran. Ganz schön kompliziert: "Die Gleichförmigkeit der Masse muss gewährleistet sein", erklärte Petra Verharen.

Viele Vorträge und Live-Musik der Bonner Gruppe "Le Clou" rundeten die Veranstaltung ab, die viele Besucher anlockte, darunter Elisabeth Reggenthien aus Hennef. Die ehemalige Chemikerin arbeitet heute im Pflegebereich. "Da hat man ja auch mit Medikamenten und Medizinprodukten zu tun." Sie fand es gut, dass das Institut der Bevölkerung Einblick in seine Arbeit gewährt.

Das BfArM

Das Bundesinstitut an der Georg-Kiesinger-Allee 3 überprüft die Zulassung neuer Arzneimittel und überwacht bereits zugelassene Medikamente. Auch für Medizinprodukte wie Prothesen und Brustimplantate ist das Institut zuständig. In beiden Bereichen steht die Risikobewertung im Vordergrund.

Dafür arbeiten dort rund 1100 Menschen, womit diese Einrichtung europaweit die größte Zulassungsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte ist. Da es ein EU-weites, zentrales Zulassungsverfahren gibt, ist man mit Instituten in anderen Mitgliedstaaten vernetzt. Infos unter www.bfarm.de

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