Haus der Begegnung Heiderhof Schließungspläne stoßen auf Kritik

HEIDERHOF · Das Haus der Begegnung, eines der fünf Tagungshäuser der Evangelischen Kirche im Rheinland, soll aufgegeben werden. Das hat die Düsseldorfer Kirchenleitung beschlossen. Allerdings muss die ab Mitte kommender Woche in Bad Neuenahr-Ahrweiler tagende Landessynode noch zustimmen. Bislang beherbergt das Tagungshaus das Pädagogisch-Theologische Institut (PTI) und die Evangelische Akademie im Rheinland.

 Das Haus der Begegnung auf dem Heiderhof. Der geplanten Schließung muss die Landessynode noch zustimmen.

Das Haus der Begegnung auf dem Heiderhof. Der geplanten Schließung muss die Landessynode noch zustimmen.

Foto: Rüdiger Franz

Als Grund für die Schließung teilt die Kirchenleitung in einer Arbeitsgruppe mit: Es sei das einzige Tagungshaus "mit einer positiven Prognose zur Vermarktungschance der Liegenschaft". So könnten aus dem großzügigen Glas-Beton-Bau am Mandelbaumweg 2 ein Seniorenwohnheim oder aber Wohnungen werden.

Feste Pläne gibt es laut der Kirchenleitung für das PTI noch nicht. Es könnte Teil des Theologischen Zentrums in Wuppertal werden oder aber für die pädagogischen Kurse für Vikare und Veranstaltungen für den kirchlichen Unterricht Unterkunft in den verbleibenden Tagungshäusern finden.

Die Evangelische Akademie, die erst vor wenigen Jahren von Mülheim nach Bonn kam, soll nach Düsseldorf verlagert werden und von dort Veranstaltungen in den Regionen der mit 2,9 Millionen Mitgliedern zweitgrößten Landeskirche anbieten.

In den Ständigen Ausschüssen der Landessynode ist das Sparprogramm der Kirchenleitung - strukturelle 20 Millionen Euro des Etats der Landeskirche - seit Monaten ein kontroverses Dauerthema. So stellte sich der Ständige Ausschuss für Öffentliche Verantwortung (AÖV) am 18. November die Frage, "ob ein zweiter Umzug von der Evangelischen Akademie zu leisten ist". Zugleich mahnte er: "Man kann schnell etwas kaputt machen, ein Wiederaufbau dauert unverhältnismäßig länger." Außerdem soll offensichtlich auch eine Studienleiterstelle eingespart werden.

Die Akademie unter Leitung ihres Direktors Frank Vogelsang hat sich mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm einen guten Ruf weit über die Region Bonn hinaus erworben und gilt als fester Bestandteil in der Akademiearbeit der Kirche. In Düsseldorf würde sie in Konkurrenz mit der erfolgreichen Evangelischen Akademie der Evangelischen Kirche in der Landeshauptstadt treten. Der Theologische Ausschuss gab Mitte September zu bedenken, ob durch den Wegfall einer Referentenstelle "die Arbeit der Akademie noch möglich ist oder ob damit bereits die Schmerzgrenze überschritten ist".

Die Arbeit des PTI wurde in der Septembersitzung des Ausschusses für Erziehung und Bildung als wichtig angesehen, aber er sieht die Bedeutung der Arbeit nicht an den Standort Heiderhof gebunden. Ohne PTI ist das Haus der Begegnung aus der Sicht der Kirchenleitung nicht mehr wirtschaftlich zu führen.

Ohne Akademie auch nicht. Außerdem wird diesem Haus angelastet, dass es angeblich teurer sei als die anderen kircheneigenen Tagungshäuser. Ein Landessynodaler aus der Bonner Region: "Interessant ist, dass immer nur das Haus der Begegnung in Frage gestellt wird, nicht aber das Düsseldorfer FFFZ-Tagungshaus." Seine Vermutung: Die Landeskirche soll in Düsseldorf und Wuppertal konzentriert werden.

Die Mitte (Köln - Bonn - Koblenz) und der Süden (Mosel - Trier-Saarland) spielen keine Rolle. Freilich wünscht sich der Ausschuss für Öffentliche Verantwortung eine "stärkere Fokussierung der Akademiearbeit". An dieser soll angeblich auch schon gearbeitet werden. Aber es wird bezweifelt, ob diese als kirchliche Einrichtung unter anderem in Düsseldorf überhaupt möglich ist.

Betroffen von den Düsseldorfer Kürzungen wird auch die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland sein, die seit Mitte der 50er Jahre ihren Sitz an der Ellesdorfer Straße 52 in Lannesdorf hat und dort auch ein Altenheim betreibt. Sie wird künftig, sofern die Landessynode zustimmt, eine jährliche Zuschusskürzung um 40.000 Euro verkraften müssen. Der Rat aus Düsseldorf: Erhöhung der Beiträge für die 40 .000 Mitglieder.

Vorerst nicht betroffen von den Kürzungsvorschlägen ist das Amos-Comenius-Gymnasium. Mit Ausnahme der Internate, die wohl geschlossen werden, soll die Frage der Schulschließungen erst im kommenden Januar auf die Tagesordnung der Landessynode kommen.

Der Ausschuss für Öffentliche Verantwortung warnte aber bereits am 14. Oktober: "Um das protestantische Bildungsprofil weiter in die Gesellschaft zu tragen, bleibt das Engagement in eigenen kirchlichen Schulen notwendig. In einem Prozess der Evaluierung soll beraten und entschieden werden, welche Standorte erhalten bleiben können und welche zu schließen sind."

Evangelische Akademie

Direktor ist seit 2005 Frank Vogelsang, ihm zur Seite stehen vier Studienleiter, eine Öffentlichkeitsreferentin sowie Büroangestellte. Gegründet wurde die Akademie, sie ist eine von 15 evangelischen Akademien in Deutschland, 1952 in Mülheim an der Ruhr, wo sie auch bis Ende 2003 beheimatet war. Dann wurde sie auf Beschluss der Landessynode nach Bonn verlegt. Rund 50 Tagungen führt sie pro Jahr durch. Laut Selbstdarstellung beteiligt sich die Akademie an einem für Kirche und Gesellschaft offenen und zukunftsweisenden Dialog. Dieser Dialog wurzelt in der Tradition von Reformation und Aufklärung.

Das PTI

Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts ist Professor Gotthard Fermor. Ihm zur Seite stehen sieben Dozenten, darunter der mehrfache Parolympics-Sieger, Pfarrer Rainer Schmidt. Das PTI ist die religionspädagogische Einrichtung der rheinischen Kirche. Es fördert auf landeskirchlicher Ebene das Lehren und Lernen in Schule und Gemeinde. Die Schwerpunkte: schulische Arbeit, Konfirmandenarbeit, integrative Arbeit mit und ohne Behinderung, religionspädagogische Arbeit mit Erziehern. Jeder rheinische Vikar muss Kurse des PTI in seiner Ausbildung zwischen erstem und zweitem Theologischem Examen besuchen.

Das Haus der Begegnung

Das Haus der Begegnung, eine moderne Tagungsstätte aus Glas und Beton, liegt am Rande des Heiderhofs in einem kleinen Park und ist mit Bus an das Zentrum von Bad Godesberg angebunden. Es verfügt über fünf Einzel- und sechs Doppelzimmer. Es kann auch für Veranstaltungen genutzt werden, wenn es weder von PTI noch Akademie gebraucht wird. Oft finden im Haus viel beachtete Kunstausstellungen statt. Auch verfügt das barrierefreie Haus über eine Bibliothek mit 20 000 Bänden, die auch von Externen genutzt werden kann. Es verfügt über einen separaten Speisesaal mit einer modernen leichten Küche.

Evangelische Frauenhilfe

Leitende Pfarrerin (Geschäftsführerin) ist Dagmar Müller. Ihr zur Seite stehen Referentinnen. Die vor mehr als 100 Jahren gegründete Evangelische Frauenhilfe im Rheinland gliedert sich in 38 Kreis- und über 100 Ortsverbände. Seit Mitte der 50er Jahre hat der Landesverband seinen Sitz in Lannesdorf. Ursprünglich befand sich die rheinische Frauenhilfe in Wuppertal, wo ihre Zentrale ein Opfer der Bomben des Zweiten Weltkriegs wurde. Neben der regionalen Frauenbildungsarbeit für die 40 000 Mitglieder unterhält die Frauenhilfe in Godesberg ein Altenheim, bietet Tagespflege an und begleitet seit einem halben Jahrhundert Neubürger.

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