Ausstellung in der Immanuelkirche Korinna Reidt: Farben, die bis ins Herz dringen

HEIDERHOF · Auch wenn sie sich kaum noch bewegen kann, malt Korinna Reidt weiter Aquarelle. Nun stellt sie in der Immanuelkirche aus.

 Das Aquarell "Die Seejungfrau" macht beim Betrachten gute Laune. Es verströmt mit seinen Farben Lebensfreude.

Das Aquarell "Die Seejungfrau" macht beim Betrachten gute Laune. Es verströmt mit seinen Farben Lebensfreude.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Durch das glucksende Wasser tanzt eine fröhliche Seejungfrau. Locker schwimmt das orange leuchtende Haar in den Wellen. Freundliche Fische schlängeln sich um sie. Und obwohl die Nymphe wegen ihres grünen Fischleibs nicht das Ufer wird erklimmen können, ist ihr die pure Lebensfreude regelrecht ins Gesicht geschrieben.

"Die Seejungfrau", ein richtig gute Laune machendes Aquarell von Korinna Reidt aus dem Jahr 2005, hängt mit fast drei Dutzend anderen Bildern noch bis in den Dezember hinein in der evangelischen Immanuelkirche am Tulpenbaumweg 2.

Die seit kurz nach der Geburt bewegungsmotorisch gestörte Reidt ist damit schon das dritte Mal in den Räumen ihrer langjährigen Gemeinde zu sehen: mit einer ganzen Reihe von Meeresbildern, die den Nordsseestrand spüren lassen und, zart angedeutet, die Szenen auch orten: durch den Westturm auf der Insel Wanderooge etwa oder die Sylter Küste, die Reidt dem großen Emil Nolde sensibel nachempfunden hat.

Reidt stellt sich aber auch den ersten starken Farben des Frühlings, in die sie den schwer an seinen Blüten tragenden Kastanienbaum taucht. Sie trifft mit ihrem Pinsel die satten Farben des Sommers, mit denen sie die herrlichen Strukturen von Rosen ins Bild holt.

Reidt fängt auch den Herbst ein: mit rostroten Blättern und in Stillleben mit saftigen Äpfeln. Es sei die Kraft, die Spontaneität, die Lebendigkeit, mit der die Künstlerin überzeuge, steht passend im ausliegenden Gästebuch. Und dass Korinna Reidt es schaffe, dass "Licht und Farben bis in unser Herz drängen."

Die Ausstellung liefert auch Biografisches. Gleich ihrer Seejungfrau auf dem Aquarell kann die 54-jährige Künstlerin sich seit einiger Zeit nicht mehr frei bewegen. Sie muss im Rollstuhl sitzen und kann seit drei Jahren auch kaum mehr die Arme bewegen.

Die Heiderhofer werden sich noch an ihre ehemalige Nachbarin der Jahre 1982 und 1993 erinnern, die aktiv und agil am Gemeindeleben teilnahm. "Schon während meiner Ausbildung arbeitete ich gerne mit dem Linolmesser", erinnert sie sich.

Dann entdeckte sie das Licht und daraus folgend ihre Begeisterung für die Farben, fürs Aquarellmalen. "Nach und nach hatte ich dann auch Fortbildungskurse in Frankfurt, in Nord- und Süddeutschland besucht", sagt Reidt.

Die Bürokauffrau arbeitete dann bis 1999 in der Finanzbuchhaltung der SPD-Bundestagsfraktion. Das Malen gehörte auch da zu ihrem Leben. Jetzt hat sie eben einfach ihre Technik geändert und dem viel geringeren Aktionsradius angepasst. "Heute bin ich dankbar, dass ich auch im Rollstuhl weiter künstlerisch kreativ sein kann."

Und vor allem zeigt die schöne Ausstellung Eines: Mit dem Malen macht Korinna Reidt nicht nur sich, sondern auch ihren Mitmenschen eine große Freude.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort